«Töte den Bogenschützen, nicht den Pfeil» lautet eine Maxime der Kriegsführung, die besagt, dass es besser ist, eine Raketenabschussbasis zu zerstören, als eine Rakete abzufangen. Genau für diesen Zweck hat die Ukraine das neue Waffensystem «Palianytsia» entwickelt, welches jetzt in die Massenproduktion geht.
Bei «Palianytsia» handelt es sich um eine Drohne, die mit einem Jetantrieb (Strahltriebwerk) und einem Sprengkopf ausgerüstet ist. Das Besondere ist ihre enorme Reichweite von bis zu 700 Kilometern. Damit ist es der Ukraine möglich, Ziele weit im russischen Landesinneren anzugreifen. Schätzungen von Militärexperten zufolge dürften rund 20 russische Armeeflughäfen in Reichweite der neu entwickelten Drohne liegen.
Die neue Waffe ähnelt im Aufbau der von Russland eingesetzten iranischen Shahed-Drohne, auch die Grösse der Sprengköpfe ist vergleichbar. Im Gespräch mit dem «Kyiv Independent» geht der Militärexperte Federico Borsari davon aus, dass die «Palianytsia» wohl einen Gefechtskopf mit rund 50 Kilogramm Sprengkopf tragen kann.
Andere Experten schätzen die Grösse des Gefechtskopfs auf rund 100 Kilogramm, offizielle Angaben gibt es bislang nicht. Zum Vergleich: Die Shahed-Drohne kann bis zu 60 Kilogramm Sprengstoff tragen.
Der entscheidende Vorteil gegenüber der aus dem Iran stammenden Drohne ist aber ihr Antrieb. Während die Shahed mit einem Propeller angetrieben wird und daher recht langsam ist, verfügt die «Palianytsia» über einen Jetantrieb, der es deutlich schwieriger macht, sie abzufangen. Aufgrund ihres Antriebs wird diese Art Drohne auch Raketendrohne genannt.
Im Vergleich zu klassischen Marschflugkörpern wie dem Taurus-System aus Deutschland, die ebenfalls mit einem Jetantrieb ausgestattet sind, verfügt die «Palianytsia» zwar über eine deutlich geringere Sprengladung. Sie kann aber, anders als manche Marschflugkörpertypen, nach dem Abschuss noch das Ziel ändern.
Auch sind Raketendrohnen deutlich günstiger als herkömmliche Marschflugkörper. So geht der ukrainische Reserveoberst und Militärexperte Roman Svitan im Gespräch mit «Novaya Gazeta Europe», davon aus, dass die Kosten pro «Palianytsia» Drohne bei umgerechnet rund 95'000 Euro liegen dürften. Zum Vergleich: Ein Taurus kostet rund 900'000 Euro und das von Grossbritannien an die Ukraine gelieferte Storm Shadow System hat einen Stückkostenpreis von fast 2,5 Millionen Euro.
Im August meldete die Ukraine den ersten erfolgreichen Einsatz einer «Palianytsia»-Drohne, als diese ein rund 650 Kilometer hinter der russischen Grenze gelegenes Munitionsdepot zerstörte. Anfang Dezember erklärte der ukrainische Präsident Volodymyr Selenskyj, dass man mit der Serienproduktion begonnen habe.
Der Name «Palianytsia» bezieht sich auf ein spezielles ukrainisches Brot, dessen Name für nicht Muttersprachler besonders schwer auszusprechen ist und daher verwendet wird, um ausländische Agenten in den ukrainischen Streitkräften zu enttarnen.
Die Taurus hat ein Turbofan- oder Strahltriebwerk. Dabei wird die Umgebungsluft in das Triebwerk eingesogen, meistens komprimiert und mit Brennstoff versehen. Dieser wird verbrannt und das heisse Gas mit hoher Geschwindigkeit nach hinten ausgestossen.
In einem Raketenantrieb werden Treibstoff und eine Sauerstoffquelle, ein Oxydizer, gemischt und in einer Brennkammer zur Explosion gebracht.
Also ich bin dafür, die erste Schweizer Eigenentwicklung in Sachen Drohnen auf den Namen "Chuchichäschtli" zu taufen!