Immer wenn man denkt, dass im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine der Gipfel der Grausamkeit erreicht sei, kommt eine neue Geschichte ans Licht.
Im neusten Fall, publiziert in der britischen BBC, geht es um Iwan Rossomachin. Der 29-jährige Russe sass bis 2022 im Gefängnis, um eine 14-jährige Haftstrafe wegen Mordes abzusitzen.
Dann kam ihm jedoch ein spezielles russisches Gesetz entgegen, das dem russischen Militär erlaubt, Gefangene für Fronteinsätze aufzubieten. Rossomachin schloss sich der Söldnertruppe Wagner an und kämpfte in der Ukraine.
Nach geleistetem Einsatz durfte er in die russische Region Kirow nach Hause zurückkehren. Dort beging der Mann das nächste Verbrechen. Er überfiel und ermordete eine 85-Jährige in ihrem Haus.
Im April dieses Jahres folgte das Urteil: 22 Jahre Haft in einem Hochsicherheitsgefängnis wegen Vergewaltigung und Mord an der 85-jährigen Frau. Das Gericht kam zum Schluss, dass Rossomachin mit «extremer Brutalität» getötet habe, später wurde die Gefängnisstrafe auf 23 Jahre erhöht.
Mitte August, nur eine Woche nach seiner Inhaftierung, wurde der Täter jedoch bereits wieder freigelassen, um erneut für Russland in den Krieg zu ziehen. Dies bestätigen Angehörige der getöteten Frau gegenüber der BBC.
Anna Pekarewa, die Enkelin der ermordeten Frau, zeigt sich bei BBC entsetzt:
Die Familie macht sich grosse Sorgen, dass Rossomachin sich rächen könnte, «für unsere Bemühungen, dass er eine lebenslange Haftstrafe erhält». Pekarewa sagt, durch die Freilassung des 29-Jährigen bestehe für die Familie «extreme Gefahr». Sie möchte das Land verlassen, andere Familienmitglieder würden untertauchen.
Wie der «Spiegel» schreibt, seien vor allem im ersten Kriegsjahr massenhaft Häftlinge – die Rede ist von Zehntausenden von Männern – für Kriegseinsätze angeworben worden. Speziell durch Jewgeni Prigoschin, den inzwischen verstorbenen Führer der Wagner-Gruppe.
Mittleweile übernimmt das russische Verteidigungsministerium das Anwerben von Strafgefangenen für Fronteinsätze.
Diese Handhabung ist auch bei der Armee der Ukraine zu beobachten. Mit einer Ausnahme: Sexualverbrecher und Mörder können nicht für den Kriegsdienst aus dem Gefängnis entlassen werden. (rst)