Mehr als ein Jahr nach seinem Tod nimmt Thailand endgültig Abschied von König Bhumibol. Mit einer Prozession wurde die Urne am Donnerstag in Bangkok aus dem Grossen Palast zum Ort der Verbrennung gebracht.
Mehr als 100'000 Menschen - alle in schwarz - knieten am Rand der zwei Kilometer langen Strecke nieder. Vor 7500 geladenen Gästen aus aller Welt begann dann die Einäscherungszeremonie, ein weltweit einzigartiges Spektakel. Der Leichnam wurde am Abend in einer prunkvollen Zeremonie eingeäschert.
Bhumibol - auch bekannt als Rama IX. - hatte sieben Jahrzehnte an der Spitze des Landes gestanden. Er starb im vergangenen Oktober im Alter von 88 Jahren. Damals war er auch der am längsten regierende Monarch der Welt.
Seither lag der konservierte Leichnam im Grossen Palast, der alten Residenz von Thailands Königen. Zu der Trauerfeier kamen Staatsgäste aus aller Welt, darunter auch viele Angehörige von anderen Königshäusern.
Die Trauerzeremonie folgt einem Ritual, wie es in Thailand (früher: Siam) schon seit Jahrhunderten bei der Feuerbestattung von Königen üblich ist. Im Buddhismus werden Tote traditionell verbrannt.
Beteiligt waren 7500 Soldaten und Höflinge in farbenprächtigen Uniformen. Neben traditioneller Musik wurden aber auch Eigen-Kompositionen des verstorbenen Königs gespielt. Bhumibol war ein grosser Jazz-Liebhaber.
In Thailand wurde Bhumibol wie ein Halbgott verehrt. In Bangkok scheiterten viele beim Versuch, noch durch die Absperrungen zu kommen. Insgesamt waren in der Hauptstadt Hunderttausende auf den Strassen. Die meisten Geschäfte und Lokale hatten geschlossen.
Im Mittelpunkt der Prozession stand eine königliche Urne, die zunächst getragen und dann auf einem mehr als 200 Jahre alten goldenen Streitwagen aus Holz durch die Strassen gezogen wurde.
Die Urne war allerdings symbolischer Art: Der Leichnam des Monarchen war bereits am Vorabend in aller Stille in einem Sarg zum Sanam-Luang-Feld gebracht worden, wo Thailands Könige traditionell eingeäschert werden. Bhumibol hatte als erster Monarch verfügt, in einem Sarg verbrannt zu werden.
Wegen des Abschieds vom alten Monarchen wurde der Donnerstag in Thailand zum gesetzlichen Feiertag erklärt. Neuer König des 67 Millionen Einwohner zählenden Staats ist nun Bhumibols einziger Sohn Maha Vajiralongkorn, als König Rama X. genannt. Der 65-Jährige ist allerdings noch nicht gekrönt.
Der neue König marschierte in einer schwarz-roten Uniform in der Prozession auch selbst mit - unter einem Schirm, den ein Diener für ihn trug. Am Abend sollte er persönlich den Scheiterhaufen anzünden.
Auch Militärmachthaber Prayut Chan-o-cha, der seit einem Putsch 2014 an der Regierung ist, nahm teil. Bhumibols Witwe, die langjährige Königin Sirikit, war bis zum Anbruch der Dunkelheit nicht zu sehen.
Die Zeremonie wurde von allen grossen thailändischen Fernsehsendern live übertragen. Im ganzen Land wurden zudem mehrere Dutzend Nachbildungen des Krematoriums aufgestellt, damit die Menschen dem toten König die letzte Ehre erweisen können. Die Kosten der Trauerzeremonie werden auf umgerechnet etwa 80 Millionen Franken geschätzt.
In zehnmonatiger Arbeit wurde dazu auch eigens ein Krematorium gebaut: ein 58 Meter hohes Modell des mythischen Bergs Meru, der für Buddhisten und Hindus Mittelpunkt des Universums ist. Dem Glauben nach steigt die Seele des Königs mit der Verbrennung in den Himmel auf. Die Asche wird künftig in einem Tempel aufbewahrt, der zum Grossen Palast gehört. (clp/sda/dpa)