Die frühere US-Botschafterin in der Ukraine, Bridget Brink, liess am vergangenen Freitag eine Bombe platzen. Die erfahrene Spitzendiplomatin veröffentlichte in der amerikanischen Regionalzeitung «Detroit Free Press» einen Meinungsartikel und knöpfte sich darin die fragwürdige Ukraine-Politik von Donald Trump vor.
Die britische Tageszeitung «The Times» griff das Schreiben der früheren US-Botschafterin auf und berichtete noch am selben Tag über Brinks erste öffentliche Stellungnahme seit ihrem Rücktritt. Doch der brisante Inhalt schlug hierzulande bislang keine Wellen.
Brink war 2022 nach dem russischen Angriff auf die Ukraine von Trumps Vorgänger Joe Biden für den Posten der US-Botschafterin in der Ukraine nominiert worden. Sie übte das Amt während drei Jahren aus und erklärte im April 2025 offiziell ihren Rücktritt – nach fast drei Jahrzehnten im diplomatischen Dienst der USA.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte sie Tage zuvor für ihre Reaktion auf einen russischen Bombenangriff in der Stadt Krywyj kritisiert, bei dem neun Kinder und Jugendliche ermordet worden waren.
Brink hatte in einem Posting auf der Social-Media-Plattform X den russischen Staat nicht als Verantwortlichen für den Terroranschlag auf die ukrainische Zivilbevölkerung benannt. Die Reaktion der US-Botschaft sei überraschend enttäuschend, schrieb Selenskyj auf X.
Tatsächlich musste sich Brink nach Trumps Amtsantritt an die neue, «neutralere» Haltung des Weissen Hauses zum Ukraine-Krieg anpassen. Nun hat sie bestätigt, dass ihr Rücktritt wegen der fragwürdigen Ukraine-Politik der US-Regierung unter Trump erfolgte.
Sie habe ihre 30-jährige diplomatische Karriere beendet, weil sie die Politik der US-Regierung «nicht länger in gutem Glauben umsetzen» konnte. Und sie ruft Amerika auf, «angesichts der Aggression Führungsstärke zu zeigen und nicht Schwäche oder Mittäterschaft».
Und weiter:
Brink kritisierte Trumps Herangehensweise an den Ukraine-Krieg, in deren Rahmen er den ukrainischen Präsidenten Selenskyj im Oval Office beschimpfte, sich aber wiederholt weigerte, Putin öffentlich zu kritisieren.
Sie findet deutliche Worte, was die sogenannte Friedensinitiative des US-Präsidenten betrifft:
Die erfahrene Diplomatin erinnerte sich ausserdem an die drei Jahre, die ihr Grossvater fern von zu Hause im Zweiten Weltkrieg in Europa verbrachte:
Seit Wladimir Putin am 24. Februar 2022 seine gross angelegte Invasion der Ukraine startete, habe Russland Dinge getan, die man nur «als pures Böses» bezeichnen könne: Tausende Zivilisten seien getötet worden, darunter 700 Kinder, «indem Raketen und Drohnen mitten in der Nacht ihre Häuser und Wohnungen trafen».
Russland habe über 150'000 Kriegsverbrechen begangen, 20'000 Kinder ihren Familien entrissen und Millionen von Männern, Frauen und Kindern zur Flucht nach Europa und anderswo gezwungen, schreibt Brink.
Im Laufe ihrer Karriere in Konfliktgebieten habe sie «Massengräueltaten und mutwillige Zerstörung» hautnah miterlebt, so Brink, «doch seit dem Zweiten Weltkrieg haben wir in Europa nie wieder so systematische, so weit verbreitete und so schreckliche Gewalt erlebt».
Dazu schreibt die erfahrene Diplomatin:
Dann führt Brink die drohenden geopolitischen Folgen einer allzu zögerlichen Ukraine-Unterstützung ins Feld. Sollte Putin Erfolg haben, sende dies Signale an China, «die das Sicherheitsgleichgewicht in Asien und weltweit gefährden werden. Dies hätte tiefgreifende Folgen für die Sicherheit und den Wohlstand Amerikas.»
Europa sei der grösste Handelspartner der Vereinigten Staaten. Im russischen Krieg in der Ukraine gehe es für Amerika darum, «den 80-jährigen Frieden zu bewahren, der nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs entstand – und das daraus resultierende Wirtschaftswachstum, den Handel und die echten Arbeitsplätze».
Und schliesslich mahnt sie an die Adresse ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger gerichtet:
Schon klar, wenn ihr 1.5 Wochen 200 ESC-Artikel schreibt, geht die Weltpolitik halt flöten.