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Ukraine-Krieg: Frühere US-Spitzendiplomatin kritisiert Trump und Putin

U.S. Secretary of State Antony Blinken, center, watches Ukraine's President Volodymyr Zelenskyy, left, greets U.S. Ambassador to Ukraine Bridget Brink, right, prior to their meeting in Kyiv Tuesd ...
Bridget Brink war drei Jahre lang Botschafterin in Kiew und traf wiederholt den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Bild: keystone

US-Spitzendiplomatin kündigt und attackiert Trump und Putin aufs Schärfste

Sie war amerikanische Botschafterin in der Ukraine, bevor sie wegen ihrer eigenen Regierung zurücktrat. Nun muss Bridget Brink kein Blatt mehr vor den Mund nehmen und warnt ihre Landsleute eindringlich.
19.05.2025, 14:2519.05.2025, 15:55
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Die frühere US-Botschafterin in der Ukraine, Bridget Brink, liess am vergangenen Freitag eine Bombe platzen. Die erfahrene Spitzendiplomatin veröffentlichte in der amerikanischen Regionalzeitung «Detroit Free Press» einen Meinungsartikel und knöpfte sich darin die fragwürdige Ukraine-Politik von Donald Trump vor.

Die britische Tageszeitung «The Times» griff das Schreiben der früheren US-Botschafterin auf und berichtete noch am selben Tag über Brinks erste öffentliche Stellungnahme seit ihrem Rücktritt. Doch der brisante Inhalt schlug hierzulande bislang keine Wellen.

«Das Amerika, das ich liebe und dem unsere Grosseltern dienten, würde niemals tatenlos zusehen und zulassen, dass solche Gräueltaten geschehen.»
Bridget Brink

Warum trat Bridget Brink als US-Botschafterin zurück?

US Vice President Kamala Harris R swears in Bridget Brink L, US ambassador to Ukraine, in the Vice President s Ceremonial Office in Washington, DC on Monday, June 27, 2022. Brink was confirmed by the  ...
Hier wurde Bridget Brink im Juni 2022 von der damaligen US-Vizepräsidentin Kamala Harris als Botschafterin vereidigt. Bild: imago-images.de

Brink war 2022 nach dem russischen Angriff auf die Ukraine von Trumps Vorgänger Joe Biden für den Posten der US-Botschafterin in der Ukraine nominiert worden. Sie übte das Amt während drei Jahren aus und erklärte im April 2025 offiziell ihren Rücktritt – nach fast drei Jahrzehnten im diplomatischen Dienst der USA.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte sie Tage zuvor für ihre Reaktion auf einen russischen Bombenangriff in der Stadt Krywyj kritisiert, bei dem neun Kinder und Jugendliche ermordet worden waren.

Brink hatte in einem Posting auf der Social-Media-Plattform X den russischen Staat nicht als Verantwortlichen für den Terroranschlag auf die ukrainische Zivilbevölkerung benannt. Die Reaktion der US-Botschaft sei überraschend enttäuschend, schrieb Selenskyj auf X.

Tatsächlich musste sich Brink nach Trumps Amtsantritt an die neue, «neutralere» Haltung des Weissen Hauses zum Ukraine-Krieg anpassen. Nun hat sie bestätigt, dass ihr Rücktritt wegen der fragwürdigen Ukraine-Politik der US-Regierung unter Trump erfolgte.

«Leider besteht die Politik seit Beginn der Trump-Regierung darin, Druck auf das Opfer, die Ukraine, auszuüben, anstatt auf den Aggressor, Russland.»
Bridget Brink

Sie habe ihre 30-jährige diplomatische Karriere beendet, weil sie die Politik der US-Regierung «nicht länger in gutem Glauben umsetzen» konnte. Und sie ruft Amerika auf, «angesichts der Aggression Führungsstärke zu zeigen und nicht Schwäche oder Mittäterschaft».

Und weiter:

«Ich kann nicht tatenlos zusehen, wie ein Land überfallen, eine Demokratie bombardiert und Kinder ungestraft getötet werden. Ich glaube, die Interessen der USA können nur gewahrt werden, wenn wir für Demokratien eintreten und uns gegen Autokraten stellen.»

Was kritisiert sie an Trumps Ukraine-Politik?

Brink kritisierte Trumps Herangehensweise an den Ukraine-Krieg, in deren Rahmen er den ukrainischen Präsidenten Selenskyj im Oval Office beschimpfte, sich aber wiederholt weigerte, Putin öffentlich zu kritisieren.

Sie findet deutliche Worte, was die sogenannte Friedensinitiative des US-Präsidenten betrifft:

«Frieden um jeden Preis ist kein Frieden – er ist Beschwichtigung. Und die Geschichte hat uns immer wieder gelehrt, dass Beschwichtigung nicht zu Sicherheit, Schutz oder Wohlstand führt. Sie führt zu mehr Krieg und Leid.»

Die erfahrene Diplomatin erinnerte sich ausserdem an die drei Jahre, die ihr Grossvater fern von zu Hause im Zweiten Weltkrieg in Europa verbrachte:

«Das Amerika, das ich liebe, dem unsere Grosseltern dienten, würde niemals tatenlos zusehen und solche Schrecken zulassen. Oder aufhören, unseren Freunden zu helfen. Oder den Angreifer beschwichtigen.»

Was wirft sie Putins Russland vor?

Seit Wladimir Putin am 24. Februar 2022 seine gross angelegte Invasion der Ukraine startete, habe Russland Dinge getan, die man nur «als pures Böses» bezeichnen könne: Tausende Zivilisten seien getötet worden, darunter 700 Kinder, «indem Raketen und Drohnen mitten in der Nacht ihre Häuser und Wohnungen trafen».

Russland habe über 150'000 Kriegsverbrechen begangen, 20'000 Kinder ihren Familien entrissen und Millionen von Männern, Frauen und Kindern zur Flucht nach Europa und anderswo gezwungen, schreibt Brink.

«Drei Jahre lang hörte ich die Geschichten, sah die Brutalität und spürte den Schmerz der Familien, deren Söhne und Töchter durch russische Raketen und Drohnen auf Spielplätzen, Kirchen und Schulen getötet und verletzt wurden.»

Im Laufe ihrer Karriere in Konfliktgebieten habe sie «Massengräueltaten und mutwillige Zerstörung» hautnah miterlebt, so Brink, «doch seit dem Zweiten Weltkrieg haben wir in Europa nie wieder so systematische, so weit verbreitete und so schreckliche Gewalt erlebt».

Warum soll Russland in der Ukraine gestoppt werden?

Dazu schreibt die erfahrene Diplomatin:

«Wenn wir Putin erlauben, Grenzen mit Gewalt neu zu ziehen, wird er nicht bei der Ukraine haltmachen. Putins Ziel ist es, eine imperiale Vergangenheit wiederzubeleben – und das kann er nicht tun, ohne die Sicherheit unserer NATO-Verbündeten zu gefährden.»

Dann führt Brink die drohenden geopolitischen Folgen einer allzu zögerlichen Ukraine-Unterstützung ins Feld. Sollte Putin Erfolg haben, sende dies Signale an China, «die das Sicherheitsgleichgewicht in Asien und weltweit gefährden werden. Dies hätte tiefgreifende Folgen für die Sicherheit und den Wohlstand Amerikas.»

Europa sei der grösste Handelspartner der Vereinigten Staaten. Im russischen Krieg in der Ukraine gehe es für Amerika darum, «den 80-jährigen Frieden zu bewahren, der nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs entstand – und das daraus resultierende Wirtschaftswachstum, den Handel und die echten Arbeitsplätze».

Und schliesslich mahnt sie an die Adresse ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger gerichtet:

«Angesichts von Aggression müssen wir Führungsstärke zeigen, nicht Schwäche oder Komplizenschaft. Wenn Amerika die freie Welt nicht anführt, steht unser eigener Erfolg als Nation auf dem Spiel.»

Quellen:

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Scaros_2
19.05.2025 15:47registriert Juni 2015
"Doch der brisante Inhalt schlug hierzulande bislang keine Wellen."

Schon klar, wenn ihr 1.5 Wochen 200 ESC-Artikel schreibt, geht die Weltpolitik halt flöten.
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D.Enk-Zettel
19.05.2025 15:49registriert Oktober 2021
Es gibt sie noch, die Leute mit Rückgrat. Sie ist mit Bestimmtheit eine davon und weiss wovon sie spricht.
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CaptainCPR
19.05.2025 15:27registriert September 2023
Wie schön es doch wäre, wenn die verblendete MAGA-Truppe solche Statements lesen würde ohne durch Fox News Desinformation vergiftet zu werden…
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