Die 90-minütige, vom US-Sender CBS live aus New York übertragene, Debatte fand ohne Publikum statt. Walz und Vance durften keine Spickzettel verwenden oder Kontakt zu ihren Teams haben. Die Mikrofone blieben an, wurden aber von den Moderatorinnen Norah O'Donnell und Margaret Brennan stummgeschaltet, wenn sich die Kandidaten ins Wort fielen.
Wie Harris und Trump gaben sich auch J.D. Vance und Tim Walz vor Beginn der Debatte die Hand. Dann allerdings ging es zur Sache. Verglichen mit dem Duell zwischen den beiden Präsidentschaftsanwärtern gingen die beiden potenziellen Stellvertreter mehr in die Tiefe bezüglich politischen Inhalten. Die wichtigsten Themen, die besprochen wurden, im Überblick:
J.D. Vance machte Kamala Harris für die Krise an der Grenze im Süden der USA verantwortlich – und er wurde nicht müde, es immer und immer wieder zu betonen. «Wir haben eine historische Einwanderungskrise, weil Kamala Harris damit anfing, die gesamte Grenzpolitik von Donald Trump rückgängig machen», sagte Vance im TV-Duell.
Mit ihrer Politik habe Harris auch dafür gesorgt, dass Rekordmengen des Opioids Fentanyl in Land gekommen seien. «Man muss also das Ausbluten stoppen.»
Migration ist eines der zentralen Themen im US-Wahlkampf. Die Situation an der Grenze zu Mexiko ist weiterhin sehr angespannt.
Tim Walz warnte angesichts der Lage in Nahost vor einer erneuten Präsidentschaft von Donald Trump. «Es kommt auf eine solide Führung an», sagte Walz. Ein fast 80 Jahre alter Trump, der sich um die Grösse seines Publikums bei Wahlkampfveranstaltungen sorge, sei nicht die Person, die in diesem Moment gebraucht werde. «Donald Trump ist wankelmütig», führte Walz aus. «Er wird sich demjenigen zuwenden, der ihm am meisten schmeichelt oder wo es für ihn Sinn macht.» Vance entgegnete, der Republikaner habe während seiner Amtszeit «tatsächlich für Stabilität in der Welt gesorgt, und zwar durch eine wirksame Abschreckung».
Erneut sehr deutlich wurden die inhaltichen Differenzen der beiden Debattierenden bei der Einstellung zum Klimawandel.
J.D. Vance wollte nur «der Argumentation halber» zugestehen, dass CO2-Emissionen der Grund für den Klimawandel sind, «um nicht über seltsame Wissenschaft zu diskutieren». Die Lösung dafür aus seiner Sicht: Mehr Produktion in die USA holen und mehr Energie in den USA produzieren. Dazu zählte er neben Atomkraft auch Erdgas.
Tim Walz verwies unter anderem darauf, dass die Regierung von Joe Biden und Kamala Harris auch die Produktion erneuerbarer Energie ausgebaut habe, um zukunftsfest zu sein. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump habe hingegen den Klimawandel geleugnet.
In den USA ist der Klimawandel zuletzt wegen Naturkatastrophen wie aktuell dem verheerenden Hurrikan «Helene» ein grösseres Thema geworden. Zugleich bestreiten vor allem viele Wähler der Republikaner, dass es einen Zusammenhang zwischen dem CO2-Ausstoss und den Wetterveränderungen gebe.
Tim Walz warf den Republikanern vor, sich in der Debatte über das Recht auf Abtreibung in das Privatleben von Frauen einzumischen. «Kümmert euch einfach um eure eigenen Angelegenheiten», sagte Walz. Frauen und Mediziner wüssten am besten, welche Gesundheitsfürsorge die richtige sei. «Wir sind für die Frauen. Wir sind für die Freiheit, eine eigene Entscheidung zu treffen.»
Über Vance und den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump sagte Walz: «Diese Typen versuchen immer wieder, den Frauen etwas vorzuschreiben oder sich einzumischen.»
Seit der Oberste Gerichtshof mit seiner rechtskonservativen Mehrheit das landesweite Recht auf Abtreibung gekippt hat, ist in den USA ein rechtlicher Flickenteppich mit teils sehr restriktiven Vorgaben bis hin zu Verboten entstanden. Die Demokraten werben dafür, das generelle Recht auf Abtreibung wiederherzustellen. Die Republikaner hingegen wollen, dass das Thema Sache der Bundesstaaten bleibt.
Walz teilte beim Thema Waffengewalt eine dramatische private Erinnerung. Sein 17-jähriger Sohn habe einst bei einem Volleyballspiel miterlebt, wie Schüsse gefallen seien. Er sei selbst Jäger und besitze Waffen, sagte Walz. Aber es sei notwendig, die Waffengewalt in den USA mit strikteren Regeln einzudämmen. Vance sagte, er habe nicht gewusst, dass Walz' Sohn eine solche Erfahrung machen musste und es täte ihm leid.
Vance verurteilte ebenfalls die Waffengewalt und bezeichnete School-Shootings als «das Schlimmste, was man sich als Eltern vorstellen» könne. Allerdings sieht er die Lösung nicht in strengeren Waffengesetzen, stattdessen sollen die Schulen besser geschützt werden: «Bessere Türen, dickere Fenster, mehr Ressourcen für das Sicherheitspersonal.» Walz wandte sich daraufhin an die Zuschauer:
Er verwies als Beispiel auf Finnland, wo es bei hohem Waffenbesitz wenig Waffendelikte gebe. Vance entgegnete, in den USA gebe es mehr Menschen mit psychischen Problemen als in Finnland.
Walz sagte zugleich, er habe sich mit Schützen von Angriffen auf Schulen «angefreundet». Es könnte mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Versprecher gewesen sein, da er zuvor darüber sprach, dass er in seinem Büro mit Eltern der bei einer Attacke auf eine Grundschule in Sandy Hook getöteten Kindern gesessen habe.
Der Waffenbesitz, der mit dem zweiten Verfassungszusatz garantiert wird, ist ein kontroverses Thema in den USA. Trotz häufiger Schusswaffenangriffe in Schulen und an öffentlichen Orten gibt es Widerstand auch gegen Einschränkungen beim Besitz von Sturmgewehren. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump behauptet oft, seine Konkurrentin Kamala Harris wolle allen Bürgern ihre Waffen wegnehmen. Die Demokraten bestreiten das. (con/sda/dpa)