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Im Zentrum der US-Angriffe standen die Atomanlagen in Fordo, Natans und Esfahan.
Laut Donald Trump war der Angriff ein Erfolg auf ganzer Linie. Er rühmte in einer Ansprache um 4 Uhr (Schweizer Zeit) die Leistung des US-Militärs und erklärte, Iran, der «Tyrann des Nahen Ostens», sei nun gezwungen, Frieden zu schliessen.
Das oberste Ziel sei gewesen, Irans Fähigkeiten zur Atomanreicherung zu zerstören und die nukleare Bedrohung durch «den grössten Terrorismus-Sponsor der Welt» zu eliminieren, so Trump. Der US-Präsident lobte die Zusammenarbeit mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu ausdrücklich.
Zudem drohte er dem Iran mit weiteren Angriffen, sollte das Land nun nicht bereit sein, Frieden zu schliessen. Es gebe «noch viele weitere Ziele» in dem Land, sollte die Regierung nun nicht kapitulieren wollen. Das würde zu einer «Tragödie» führen, so Trump. Vorerst seien die Angriffe aber beendet.
Der iranische Aussenminister Abbas Araghtschi hat nach den US-Angriffen auf iranische Atomanlagen mit Konsequenzen gedroht. «Die Ereignisse von heute Morgen sind ungeheuerlich und werden dauerhafte Folgen haben», schrieb der Minister auf X. Dass es zu Verhandlungen und damit wie von Trump beabsichtigt zu einem Friedensabkommen kommt, scheint damit fraglich.
Im iranischen TV wurde bereits unmittelbar nach den Angriffen offen mit Gegenschlägen gegen US-Militärbasen im Nahen Osten, die in Reichweite von Irans Raketen liegen, gedroht.
Zuvor hatte der Iran die Angriffe bestätigt. Allerdings sind die Schäden laut Offiziellen kleiner, als von den USA angegeben. Ein Teil des Bereichs um die unterirdische Uran-Anreicherungsanlage Fordo wurde durch einen feindlichen Luftangriff beschädigt, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna. Sie zitierte einen Sprecher des Krisenstabs der betroffenen Provinz Ghom, demzufolge die Lage in den Gebieten nun jedoch wieder ruhig sei.
Ein hochrangiger Sicherheitsbeamter der Provinz Isfahan sprach zudem von Explosionen in Isfahan und Natans, wie die mit den Revolutionsgarden verbundene Nachrichtenagentur Tasnim berichtete.
In den USA sorgte der Kriegseintritt für gemischte erste Reaktionen. Während viele Republikaner Trump den Rücken stärkten und die Angriffe mit der Gefährlichkeit des Irans rechtfertigten, gibt es auch aus dem konservativen Lager kritische Stimmen. Der Abgeordnete Thomas Massie bezeichnete den Angriff als «gegen die Verfassung». Massie hatte sich bereits zuvor dafür ausgesprochen, dass der Kongress einen Kriegseintritt absegnen müsse.
Die Demokraten teilen diese Ansicht. Mehrere hochrangige demokratische Parteimitglieder berichteten der «New York Times», dass sie nur eine «oberflächliche» Ankündigung unmittelbar vor den Angriffen erhalten und keine Möglichkeit gehabt hätten, Details zu erfahren.
«Die Gefahr eines grösseren, längeren und vernichtenderen Kriegs ist nun dramatisch angestiegen», erklärte Chuck Schumer, der demokratische Minderheitsführer im Senat.
Genauso wie Schumer forderte der Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, eine sofortige Unterrichtung des Kongresses durch die Regierung. «Präsident Trump hat das Land in Bezug auf seine Absichten getäuscht, hat es versäumt, eine Ermächtigung des Kongresses für den Militäreinsatz einzuholen und geht das Risiko einer amerikanischen Verstrickung in einen potenziell desaströsen Krieg im Nahen Osten ein», erklärte Jeffries. Die Gefahr, dass die USA in einen Krieg verwickelt würden, habe «dramatisch zugenommen».
Die linke Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez forderte aufgrund des Vorgehens der US-Regierung die Amtsenthebung Trumps. Das Vorgehen des Präsidenten sei «katastrophal», er habe «impulsiv das Risiko eines Krieges riskiert, der uns für Generationen verfolgen könnte».
UN-Generalsekretär António Guterres ist über den US-Angriff auf Atomanlagen im Iran «zutiefst beunruhigt» und warnt vor katastrophalen Folgen für die Welt. «In dieser gefährlichen Stunde ist es von entscheidender Bedeutung, eine Spirale des Chaos zu vermeiden», sagte Guterres in der Nacht zum Sonntag. Die Mitgliedsstaaten seien aufgefordert, die Lage zu deeskalieren und ihren Verpflichtungen aus der UN-Charta und anderen Regeln des Völkerrechts nachzukommen.
«Es gibt keine militärische Lösung. Der einzige Weg nach vorne ist die Diplomatie. Die einzige Hoffnung ist der Frieden.»Guterres sagte weiter, er sei «zutiefst beunruhigt über den heutigen Einsatz von Gewalt durch die Vereinigten Staaten gegen den Iran». Dies sei eine gefährliche Eskalation in einer Region, die bereits am Rande des Abgrunds stehe – und eine direkte Bedrohung für den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit.
Wie gross die Auswirkungen des US-Kriegseintritts sind ist noch nicht absehbar und vor allem von der iranischen Reaktion abhängig. Sollte der Iran, wie von US-Präsident Trump beabsichtigt, nun tatsächlich bereit sein, über Frieden zu verhandeln, könnte sich die Lage tatsächlich beruhigen. Doch die erste offizielle Reaktion des iranischen Aussenministers deutet eher auf eine weitere Eskalation der Lage hin.
Das Worst-Case-Szenario wäre, wenn der Iran noch weitere, geheime Atomanlagen hätte und dort die Produktion einer von Atomwaffen vorantreiben könnte. Angesichts der Angriffe Israels auf iranische Atomwissenschaftler und der USA auf die Infrastruktur halten Analysten es für unwahrscheinlich, dass der Iran innert kurzer Zeit eine Atomwaffe entwickeln kann. Allerdings hätte das iranische Regime nun umso mehr Anreize, sich in diese Richtung zu bewegen und nicht mehr zu verhandeln – sollte es unbekannte Anlagen geben.
Der Iran könnte aber auch mit konventionellen Waffen zurückschlagen. Im iranischen TV wurden bereits US-Militärbasen, die in Reichweite iranischer Raketen sind, eingeblendet und Angriffe auf diese gefordert. Der Krieg würde sich damit ausweiten, chaotischer als von den USA kalkuliert werden und womöglich nicht mehr zu kontrollieren sein. Trump hat bereits gedroht, dass die USA bei iranischen Vergeltungsschlägen ebenfalls erneut angreifen würden.
Möglich ist auch weiterhin der Kollaps des Mullah-Regimes im Iran. Angesichts der jüngsten Angriffe Israels und der USA ist die Autorität und die Macht der Regierung im theokratischen Staat fragiler denn je. Dabei scheint es derzeit wahrscheinlicher, dass die Revolutionsgarden die Macht übernehmen und ein neuer Staatsführer anstelle von Ayatollah Ali Chamenei eingesetzt wird, als dass es eine demokratische Revolution durch das Volk gibt.
Ergänzt mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA.
Die USA (und auch Israel) schert sich einen Dreck um internationale Regeln, sie tun, was sie für richtig halten, die UNO wird nicht konsultiert.
Das macht Schule.
Und falls der Konflikt grösser wird, die USA länger darin verwickelt wird, die Ukraine weiterhin gegen Russland kämpft, kann China die Gelegenheit nutzen und Taiwan angreifen. Als China würde ich jedenfalls das in Betracht ziehen.