Die Post ist seit einem Jahr stolze Waldbesitzerin – in Deutschland. Im Bundesland Thüringen, Landkreis Schmalkalden-Meiningen, hat sie den Zillbacher Forst erworben. Ganze 70 Millionen Franken zahlte der Schweizer Staatsbetrieb dem Landadligen Michael Prinz von Sachsen-Weimar-Eisenach für dessen Herrschaftsgebiet; 2257 Hektar Landschaft, wovon 2198 Hektar bewaldet sind. Die Motivation: Mit dem Baumbestand will die Post ihre CO₂-Bilanz um jährlich 9000 Tonnen verbessern.
Nun haben sich die Schweizer Waldbesitzer erstmals der lokalen Bevölkerung präsentiert. Anfang September luden sie die Zillbacher im weissen Festzelt zu Wurst und Bier. Gut 100 Einwohnerinnen und Einwohner sind gekommen. Die Medien waren nicht eingeladen. Denn Schlagzeilen wie im vergangenen Jahr will die Post keine mehr. Der «Mitteldeutsche Rundfunk» (MDR) hatte jedoch vom Anlass erfahren, war vor Ort und berichtete.
Der örtliche Förster Bernd Taubert sprach Klartext:
Der Borkenkäfer hat gerade in diesem Jahr dem Wald heftig zugesetzt. Der von der Post eingesetzte Schweizer Geschäftsführer Stefan Flückiger verbreitete dagegen Hoffnung. Mit «modernster Technik», einem «guten Plan» und lokaler Expertise soll der Wald «zukunftsfähig» gemacht werden. Der Wald müsse aber umgeforstet werden. Die Fichte spiele keine Rolle mehr, sie sei nicht mehr zu retten, sagte Flückiger. Aber er verspricht:
Mit mindestens 30 Jahren rechnet die Post, damit wirksam werde, was man sich vorgenommen habe.
MDR-Reporter Tino Geist erzählt, die Schweizer hätten ihre Sache gut gemacht. Sehr sympathisch sei ihre Präsentation gewesen, alle Bedenken seien vorweg abgeräumt worden. Nur eine kritische Nachfrage habe es gegeben: Ob denn auch ein Windpark im Forst geplant sei. Vorerst nicht, sei die unverbindliche Antwort gewesen. Und dann gab es eine Gratiswurst.
Zillbach ist ein kleiner Weiler mit gerade mal 400 Einwohnern. Administrativ gehört er zur grösseren Gemeinde Schwallungen. Seine Geschichte ist eng mit dem Wald verbunden. Glashütten hatten sich dort angesiedelt, weil sie genug Feuerholz fanden. Die ausgelichteten Wälder zogen Adlige an, die ihr Jagdschloss errichteten. Es bildet den Kern des Weilers. Zillbach ist auch Geburtsort von Heinrich Cotta (1763-1844), einem Begründer der modernen Forstwirtschaft. Dieser eröffnete im Jagdschloss nicht nur seine erste Lehranstalt, sondern legte auch ein Waldareal mit 200 verschiedenen Baumarten an.
Zuletzt in die Schlagzeilen geraten ist Zillbach im Juni, als nach einem kurzen Starkregen der namensgebende Bach über die Ufer trat und eine braune Wasser- und Schlammmasse die Keller flutete. Einen Erdrutsch verursachten auch die Landtagswahlen von Anfang September: In Schwallungen gewann die rechtsnationale AfD 20 Prozentpunkte hinzu und erreichte eine absolute Mehrheit von 53,6 Prozent der Stimmen. Zweitstärkste Partei im Dorf ist die CDU mit 25 Prozent. Abgestraft wurden die SPD (um 5,1 Prozentpunkte auf 7,8 Prozent) und die Linke (um 13,4 Prozentpunkte auf 7,5 Prozent).
Doch die Post kümmert diese Zählung nicht. Sie stützte sich bei ihrem Investment auf eine Inventarisierung des Waldes aus dem Jahr 2016. Errechnet wird daraus per Ende 2023 ein Bestand von 720'000 sogenannten Erntefestmetern. Ein Drittel der Bäume sei 80 Jahre alt oder älter und damit schlagreif. Für den Finanzbericht der Post haben die Experten aus diesen Eckdaten einen Buchwert von 41 Millionen Franken kalkuliert.
Diese «biologischen Vermögenswerte» seien im Verlauf des Jahres 2023 währungsbereinigt sogar um 1 Million Franken angewachsen. In der Rechnung weist die Post aber auch auf die Risiken hin. Alleine eine Veränderung des Holzpreises um 10 Prozent lasse den Wert um 2 Millionen Franken steigen oder sinken.
Wenn die Post, wie Konzernchef Roberto Cirillo im Interview mit CH Media bestätigte, für den Forst 70 Millionen Franken bezahlte und die biologischen Vermögenswerte – also die Bäume – mit gut 40 Millionen in der Bilanz stehen, müsste das Land samt den im Wald stehenden Forstgebäude mit rund 30 Millionen Franken bewertet sein. Als Sachwerte verbucht sind sie in der Post-Bilanz allerdings nicht gesondert ausgewiesen.
Die buchhalterische Aufteilung des Zillbacher Forstes in einen Wald- und einen Bodenwert gilt gemäss deutschen Waldverkaufsexperten als ungewöhnlich. Der bezahlte Hektarpreis von über 30000 Euro verwundert auch weiterhin. Zuletzt hat das Land Thüringen 600 Hektar Wald für 20'000 Euro pro Hektar aufgeworfen, was als überzahlt galt. Ein Gutachten hatte einen Hektarpreis von 15'000 Euro errechnet. Die Schweizer Post will den bezahlten Preis durch Gutachten abgesichert haben, diese bleiben jedoch auch auf Nachfrage unter Verschluss.
Getätigt wurde die Investition im Hinblick auf die CO2-Kompensation. Diese ist allerdings Zukunftsmusik. Im Finanzbericht erläutert die Post, sie werde im Zusammenhang mit der Berner Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften ein Anrechnungsmodell für Zertifikate erarbeiten. Dieses werde eine Zertifizierung der CO2-Reduktion «voraussichtlich ab dem Jahr 2027» ermöglichen. Die Post hat per Ende 2023 mit einem CO2-Zertifikatspreis von 179 Euro pro Tonne gerechnet. Mit der erwarteten Kompensation von 9000 Tonnen kann sich die Post damit ihre Ökoleistung mit einem jährlichen Geldwert von 1,6 Millionen Euro gutschreiben.
Wen die Entwicklung freut, ist der Luchs. Die Ankündigung, der Zillbacher Forst werde nachhaltig und schonend als strukturreicher Mischwald bewirtschaftet, hat das Interesse des deutschen Naturschutzbundes (Nabu) geweckt. die ein Ansiedlungsprojekt für das Wildtier verfolgt. Für etwas mehr als die Hälfte des Forstes hat die Post deshalb das Label «Luchs Wald» erhalten. Denn hier im Zillbacher Forst, lobt der Nabu-Landesvorsitzende Martin Schmidt, seien die Voraussetzungen besonders gut, dass sich Luchse wohlfühlen können.
Mit dem Luchs hat die Schweizer Post Erfahrung. Schliesslich hat sie ihn schon vor acht Jahren als 1-Franken-Marke ins Programm genommen. (aargauerzeitung.ch)
Ich habe übrigens Erfahrung mit Elefanten, denn ich habe im Kindergarten mal einen gemalt.
Während dem sie hier den Service Public an die Wand fährt, immer wie mehr Leistungen der Grundversorgung abbaut und zig Poststellen geschlossen werden, schafft sie auf der anderen Seite ein Milliardengrab indem immer wie mehr Projekte und Investitionen im Ausland begraben müssen.
Jedem ökonoimisch denkenden Menschen müsste doch klar sein dass dieses Geld hier in der Schweiz besser angelegt wäre indem man es in die Menschen und die Infrastruktur investiert.