Höchste Alarmstufe in Florida: Der Hurrikan «Milton» hat Stufe 5 erreicht und bedroht den zwischen Golf von Mexiko und Atlantik gelegenen US-Staat. Das Nationale Hurrikanzentrum warnte, «Milton» habe das Potenzial, einer der zerstörerischsten Hurrikane zu werden, die jemals in dieser Region verzeichnet wurden.
Hurrikane sind nichts Neues für die Einwohner der Karibik und der südlichen US-Atlantikküste. Diese tropischen Wirbelstürme entstehen im Atlantik gewöhnlich zwischen Anfang Juni und Ende November und richten regelmässig grosse Schäden an, wenn sie auf Land treffen. Und manche von ihnen fordern auch zahlreiche Menschenleben, wie diese Liste der zehn tödlichsten Hurrikane zeigt.
Zuerst gilt es aber, einige Dinge einzugrenzen: So sind zum einen nicht alle tropischen Wirbelstürme Hurrikane. Der Begriff trifft nur auf jene Stürme zu, die im Nordatlantik und Nordostpazifik entstehen; jene im Indischen Ozean und allenfalls in der Südsee heissen Zyklon, jene im Westpazifik Taifun. Hier geht es nur um Hurrikane. Zum andern ist «tödlich» nicht gleichbedeutend mit «extrem stark» – wie verheerend ein Hurrikan ist, hängt auch davon ab, auf welches Umfeld er trifft. So verursachte der stärkste je gemessene Hurrikan – «Patricia» 2015 im Nordostpazifik – zwar Überschwemmungen und Erdrutsche, forderte aber nur wenige Tote.
Zuletzt sollte man auch bedenken, dass die Zahl der Todesopfer oft nicht genau bestimmt werden kann, vor allem bei Katastrophen, die sich weiter zurück in der Vergangenheit ereignet haben. Die Zahlenangaben unterschiedlicher Quellen können mitunter weit auseinanderliegen. Überdies kann es vorkommen, dass Menschen indirekt durch die Folgen der Verheerungen ums Leben kommen, die ein Hurrikan angerichtet hat, etwa durch Seuchen.
Der verheerendste Hurrikan der Saison 1875 wurde nach der Ortschaft Indianola im US-Staat Texas benannt, in deren Nähe er am 16. September auf die texanische Küste traf. Zu diesem Zeitpunkt erreichte er seine grösste Stärke mit Windgeschwindigkeiten bis zu 185 km/h. Der Indianola-Hurrikan verursachte eine tödliche Sturmflut an der Küste von Texas, wo er Velasco und Indianola nahezu vollständig zerstörte.
Zuvor war der Wirbelsturm, der östlich der Kleinen Antillen entstanden war, über Barbados und Kuba hinweggezogen und hatte sich dabei abgeschwächt. Über dem Golf von Mexiko nahm er dann erneut Fahrt auf. Nachdem er auf Land getroffen war, schwächte er sich schnell ab, drehte nach Nordosten und löste sich über Mississippi auf.
Der Sea Island Hurricane gewann im August an Stärke, als er auf seinem Weg nach Westen bei den Kleinen Antillen vorbeizog. Danach drehte er nach Norden und zog über die Bahamas hinweg, bevor er auf die Sea Islands traf, eine Inselgruppe vor der Atlantikküste Floridas, Georgias und South Carolinas. Der Hurrikan traf schliesslich in Savannah im US-Staat Georgia auf Land, wo er eine Sturmflut von 16 Fuss (beinahe fünf Meter) Höhe verursachte. Rund 2000 Menschen kamen ums Leben, etwa 30'000 wurden obdachlos.
Der als «Grosser Oktobersturm» bekannte Hurrikan der Kategorie 4 bildete sich in der Karibik und traf beim US-Staat Louisiana an Land. Dort verwüstete er besonders Chenière Caminada, ein Fischerdorf im Jefferson Parish östlich von Grand Isle. Von Louisiana zog er der Küste von Mississippi entlang und nahm dann landeinwärts an Stärke ab, richtete aber auch in Georgia und North sowie South Carolina noch Schäden an. Der Chenière Caminada Hurricane tötete etwa 2000 Menschen, bis zu 1400 von ihnen an Land. Nach Katrina war er der tödlichste Sturm in der Geschichte Louisianas.
Der Hurrikan «Katrina» bildete sich südöstlich der Bahamas, zog dann über Florida und schwächte sich zunächst ab. Über dem warmen Golf von Mexiko erreichte der Sturm dann aber zeitweise Kategorie 5, bevor er an der Küste des US-Staates Louisiana bei Buras als Sturm der Kategorie 3 an Land traf. «Katrina» verwüstete New Orleans, Teile der Küsten von Mississippi und Alabama sowie Gebiete in Florida. Der Grossraum New Orleans wurde besonders schwer getroffen; nachdem bei der Sturmflut zwei Deiche gebrochen waren, überflutete Wasser aus dem Lake Pontchartrain die Stadt, die schliesslich zu 80 Prozent unter Wasser stand. Vierzig Prozent der 1836 Todesfälle waren auf Ertrinken zurückzuführen.
Die langsame Reaktion der US-Regierung auf die Notlage führte zu Vorwürfen der Inkompetenz; selbst der Verdacht, die arme und schwarze Bevölkerung sei vorsätzlich im Stich gelassen worden, stand im Raum. Rund 400'000 Menschen flohen, nicht alle kehrten danach zurück. Die Federal Emergency Management Agency bezeichnete «Katrina» als «die katastrophalste Naturkatastrophe in der Geschichte der Vereinigten Staaten».
Nur zwei Wochen nach dem verheerenden Wirbelsturm «Irma» suchte der Hurrikan «Maria» die Karibik heim, wobei er durch einige der Gebiete zog, in denen bereits «Irma» gewütet hatte. Am 18. September erreichte «Maria» die Insel Dominica und zog danach weiter nach Guadalupe und zu den US-Jungferninseln, bevor er am 20. September auf die Insel Puerto Rico traf. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich «Maria» auf einen Sturm der Kategorie 4 abgeschwächt. In dem US-Territorium richtete der Hurrikan gleichwohl gewaltige Schäden in Höhe von etwa 90 Milliarden Dollar an.
Die offizielle angegebene Zahl der Todesfälle war zunächst sehr niedrig. Erst fast ein Jahr nach der Katastrophe korrigierte die Regierung von Puerto Rico die Zahl auf 2975, nachdem sie eine unabhängige Untersuchung der George Washington University in Auftrag gegeben hatte. Die Forscher schätzen, dass ein Drittel der Todesopfer ums Leben kam, weil die medizinische Versorgung zusammenbrach oder zu spät kam.
Der Hurrikan San Ciríaco von 1899 – auch als «Grosser Bahamas-Hurrikan von 1899» bekannt – war der bisher am längsten andauernde atlantische Hurrikan der Geschichte. Er entstand Anfang August in der Nähe der Kapverdischen Inseln und überquerte am 7. August die Leeward-Inseln, bevor er am folgenden Tag Puerto Rico verwüstete. Leicht abgeschwächt zog der Sturm der Nordküste der Dominikanischen Republik entlang, überquerte die Bahamas und befand sich am 14. August östlich von Florida.
Von dort schien er sich zunächst ins Meer hinauszubewegen, drehte dann aber plötzlich nach Nordosten und traf am 18. August bei Hatteras im US-Staat North Carolina an Land. Schwer getroffen wurden vornehmlich die Karibikinseln Montserrat, St. Croix, St. Kitts und Guadeloupe, aber auch Puerto Rico. Dort waren aufgrund der Regenfälle etwa 250'000 Menschen ohne Nahrung und Unterkunft.
Der San-Felipe-Okeechobee-Hurrikan begann vor der afrikanischen Küste, gewann beim Überqueren der Leeward-Inseln an Schwung und überquerte dann Guadeloupe – wo 1200 Menschen starben – und Puerto Rico, wo er schwere Schäden anrichtete und mehr als 300 Menschen tötete. Von dort aus zog er in nordwestlicher Richtung über die Bahamas, wo er noch mehr Kraft entwickelte, und landete schliesslich in Palm Beach im US-Staat Florida. Dort zerstörte er Tausende von Häusern.
Vor allem aber überspülte die Sturmflut die Deiche am Südufer des Lake Okeechobee, worauf eine bis zu drei Meter hohe Flutwelle das umliegende Gebiet überflutete. Laut offiziellen Angaben kamen in Florida 1836 Menschen ums Leben, die meisten Wanderarbeiter. Jahrzehnte später korrigierte der Nationale Wetterdienst die Zahl auf «mindestens 2500» nach oben, wobei die tatsächliche Zahl wohl nie bekannt sein werde. Viele Leichen wurden in die Everglades gespült und nie gefunden.
Der Galveston-Hurrikan, der im Jahr 1900 vornehmlich den US-Staat Texas verwüstete, war mit geschätzt zwischen 6000 und 12'000 Todesopfern – die meisten offiziellen Berichte gehen von 8000 Toten aus – der tödlichste Hurrikan in der Geschichte der USA. Er bildete sich über dem Atlantik und zog über die Antillen zum Golf von Mexiko, wo er an Stärke zulegte. Zunächst zog er westlich der Florida Keys vorbei, beschrieb dann aber eine Linkskurve und steuerte auf die texanische Golfküste zu. Dies überraschte die Behörden dort, die kaum Zeit hatten, sich auf den Hurrikan vorzubereiten.
Am 8. September traf der Hurrikan südlich von Galveston auf Land. Die Stadt mit knapp 40'000 Einwohnern war damals das wichtigste Wirtschaftszentrum von Texas. Der Sturm riss die im Hafen vertäuten Schiffe los, hob Dächer ab und zerstörte ganze Häuser mit Spitzenböen von bis zu 300 km/h. Umherfliegende Trümmer wirkten wie Geschosse. Danach zerstörte eine fast fünf Meter hohe Flutwelle die Stadt nahezu vollständig. Der Sturm zog weiter ins Landesinnere und richtete selbst in Oklahoma und Kansas noch Schäden an.
Der Hurrikan «Mitch» ist nicht so bekannt wie andere verheerende Wirbelstürme. Das dürfte daran liegen, dass er kaum die USA traf, sondern vor allem in Mittelamerika wütete. Dort verursachte «Mitch» aber gewaltige Zerstörungen und brachte mindestens 19'000 Menschen den Tod. Fatal wirkte sich aus, dass der Hurrikan sich langsam fortbewegte und – als er im Oktober Honduras erreichte – nahezu am Ort blieb. Zwei Tage lang gingen jede Stunde bis zu zehn Zentimeter Regen nieder, was zu Schlammlawinen und tödlichen Überschwemmungen führte.
«Mitch» zerstörte grosse Teile der Infrastruktur in Honduras und die gesamten Ernten des Landes. In Nicaragua, wo der Dauerregen zu gewaltigen Erdrutschen führte, starben mindestens 4000 Menschen, 7000 werden bis heute vermisst.
Der Grosse Hurrikan von 1780, der auch als «Hurricane San Calixto II.» bezeichnet wird, ist der tödlichste Wirbelsturm, der bisher im Atlantik auftrat. Zwar gibt es kaum Daten zu den Windgeschwindigkeiten und den Niederschlagsmengen, doch gesichert ist, dass der Hurrikan im Oktober sechs Tage lang mehrere Karibikinseln, darunter Barbados, Martinique und St. Lucia, verwüstete. Da ein zeitgenössischer Beobachter schrieb, der Sturm habe die Rinde von den Bäumen gerissen, gab es Spekulationen, die Windgeschwindigkeit müsse mehr als 320 Kilometer pro Stunde erreicht haben.
Neben den Bewohnern der karibischen Inseln starben auch tausende Seeleute, deren Schiffe im Sturm untergingen. Betroffen waren besonders die britische und französische Flotte, die sich in der Region einen Seekrieg lieferten – die Katastrophe ereignete sich mitten im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775–1783), in dem die Franzosen die Amerikaner gegen die Briten unterstützten. Allein der britische Admiral George Rodney verlor acht von zwölf Kriegsschiffen und die meisten seiner Seeleute.
Und immer noch wird der Kampf gegen die menschengemachte Klimaerhitzung weltweit durch die Rechten blockiert.