Das Gespräch war, wie alle Gespräche mit Lara, zuerst sehr lustig. Es beginnt immer gut, leicht, locker mit ihr. Ganz egal, wie die Stimmung davor war. Wie wir es hatten, als wir uns verabschiedet haben. Und auch völlig vergessen, dass wir etwas Wichtiges besprechen müssen, es ist bisschen so, als würde der Vorfilm noch laufen, eine leichte Komödie wird angeteasert, danach kommt aber ein französisches Drama, das niemand wirklich checkt und in einer Massendepression endet.
Wir redeten über Sex, so ganz allgemein. Dann über unseren Sex. Ist in der Theorie ja gut und wichtig. In der Praxis, nun, meist anstrengend und peinlich. Sie fand: Zu viel Penetration. Ich nickte. Okay, sagte ich, ändern wir, kein Problem. Was hätte ich auch sagen sollen, dass ich finde, dass sie es meist sei, die das initiiert? Warum sie bis jetzt nichts gesagt hat, fragte ich. Sie fände es ja dann schon immer auch gut, sagte sie. Finde ich nun als Input etwas schwierig, aber nun gut. Ich konnte ohnehin nicht weiterfragen, sie wechselte das Thema und wollte jetzt über uns reden.
Ich hätte mir gewünscht, wir hätten weiter über Sex geredet. Denn ... Leute ... ich weiss nicht, wie das hat passieren können ... aber irgendwie endete das Gespräch damit, dass wir jetzt ein Paar sind. Nicht exklusiv, weil Freiheit und frei sein und so. Aber verbindlich. Also so, dass wir uns als Freund und Freundin deklarieren. Weil alles andere, fand Lara, keinen Sinn ergibt. Sie würde ja mit mir Zeit verbringen wollen. Ich mit ihr. Es sei nur logisch. Mit Logik konnte man mich gewöhnlich nie überzeugen, aber bei Lara habe ich irgendwie wenig Argumente dagegen gefunden. Denn, eigentlich bleibt ja alles wie bisher. Das hat sie mehrmals betont. Sie darf vögeln, mit wem sie will. Ich ebenfalls. Es gibt nur einen Unterschied jetzt. Wir erzählen uns alles. Alles.
Das finde ich erstmal gut. So habe ich schliesslich immer das Gefühl, dass Lara jede Nacht, die sie nicht bei mir verbringt, bei irgendeinem anderen Typen verbringt, und wenn sie mir ja alles erzählt, weiss ich, dass das nicht so ist. Es sei wirklich nicht so, sagte sie mehrmals an diesem Abend, ich müsse mir da keine Sorgen machen.
Danach hatten wir den bis anhin besten Sex. Fand jedenfalls Lara. Ich kann jetzt nicht behaupten, dass da massiv weniger Penetration im Spiel war, aber diese Einschätzung ist wohl subjektiv. Ich fand den Sex auch gut, versteht mich nicht falsch, aber hier gleich Superlative zu verwenden, ich weiss nicht.
Nun bin ich also «der Freund von», «die bessere Hälfte von», die ... ganz ehrlich, so ganz wohl ist mir bei der Sache noch nicht. Aber vielleicht muss ich mich einfach daran gewöhnen.
Muss ich ihre Eltern kennenlernen?
An den Sonntagen zu ihrem Vater, Pasta essen?
Muss ich sie meinen Schwestern vorstellen?
Bin ich jetzt ihre Begleitung an anstrengenden Events? Sie hat schon mehrmals von einer Hochzeit geredet, wusste aber nicht, ob sie ein Plus Eins mitnehmen darf. Ich hoffe nicht, ich hasse Hochzeiten.
Muss ich ihr eine Ablage in meinem Schrank freiräumen?
Leute, Leute, ich weiss nicht, ob das eine gute Idee war ...
Vor einer Stunde hat mir Lara geschrieben, ob wir uns spontan zum Abendessen treffen wollten. Sie hätte mir so viel zu erzählen. Bin unsicher, ob das ein gutes Zeichen ist. Immerhin war sie die letzten zwei Nächte nicht bei mir ...
So long,
Ben
Ich muss dir jetzt aber noch etwas "schonend" sagen: Du willst sogar eine exklusive Beziehung zu Lara. Auch wenn deine Ideologie es nicht zulässt, dass du das dir oder uns gegenüber zugibtst.
Sie beschwerte sich über zu viel Penetration beim Sex. Ben konnte mit diesem Input wenig anfangen.
Danach hatten sie den besten Sex (gemäss ihr und guten gemäss Ben) und sie sind nun offiziell ein Paar.
Herzlichen Glückwunsch!
Tipp unter Heti-Männern: Ablage freiräumen geht in Ordnung. Schwierig wird's, wenn sie anfängt Einrichtungsgegenstände mitzubringen.
Ein besonderes Augenmerk gilt hier den Kerzenständern.
Mein erster Chef sprach vom "Kerzenständer-Index" an welchem man erkennen könne, wie weit die Beziehung "fortgeschritten" ist...
Heute weiss ich genau, was er meinte...