Wer nun dachte, dass dies ein Text über einen vorzeitigen Orgasmus ist, der hat sich getäuscht. Nicht, dass es dazu keine Geschichten gibt. Aber die sind zum Glück etwas länger her. Die waren aktuell, da war ich noch nicht der erfolgreichste Kolumnist bei watson. Da war ich noch Maturand, falsch, vor der Matura hatte ich keinen Sex. Ich war Student. Lebte in WGs mit zu vielen Leuten und zu vielen langen Haaren überall am Boden. Wenn ich etwas hasse, dann sind es lange Haare am Boden. Noch schlimmer als lange Haare sind gelockte lange Haare, weil die so trügerisch sind, wie Schlangen, ganz klein eingerollt, aber in Wahrheit ewig lang. Hasse ich.
Okay, ich schweife ab, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich gar keine Lust, euch diese Geschichte zu erzählen, denn, Achtung, für alle wütenden Kommentarschreibenden hier, ich bin ausnahmsweise nicht genervt oder gleichgültig, ich bin ... ich habe kein Wort dafür, weil ich noch gar nicht weiss, wie ich es finde, aber mein Gefühl ist nicht gut.
Ich war ja in Davos. Lara war auch in Davos. Lara ist meine Fast-Nachbarin, die ich aber nie gesehen habe, sondern erst in Davos entdeckt habe. Oder besser gesagt: sie mich. Sie hat mich angesprochen, was ich so erstaunlich fand und immer noch finde, aber Lara umso toller macht.
Lara blieb dann ewig lang auf dem Berg, weshalb ich die Zeit mit Sabine aus München überbrücken musste, was ja wirklich unnötig war, aber was soll ich sagen, Mann muss tun, was Mann tun muss.
Und dann war Lara endlich da und seither ist sie überpräsent in meinem Kopf. Denn: Lara ist gut. So richtig.
Lara lacht laut, aber angenehm laut, nicht hoch laut wie eine verstimmte Panflöte. Sie lacht laut und viel und lang. Lara ist lustig. Sie denkt schnell, ist klug und schlagfertig. Sie ist interessant und interessiert. Lara ist gut. So richtig.
Der Sex war nicht gut, er war besser. Meist ist ja der erste Sex so na ja. Aber mit Lara war das anders. Lara lag nicht da, passiv mit einer «Show-me-what-you-got-Attitude», wie es das des Öfteren gibt, liebe Frauen, jawohl, ihr könnt gerne über uns Männer motzen und es gibt bestimmt viel zu motzen, aber wie oft musste ich zuerst zeigen, ob ich überhaupt etwas und wenn ja, was ich draufhabe, damit ihr euch nur ein bisschen in Bewegung setzt.
Lara war das Gegenteil von passiv. Aber auch nicht übereifrig. Vielleicht fand ich es so gut, weil sie es so gut fand. Das ist sehr gut möglich und ebenfalls gut.
Lara übernachtete bei mir. Gleich beim ersten Mal. Auch das fand ich gut. Normalerweise schlafe ich wahnsinnig schlecht, wenn eine neue Frau bei mir übernachtet. Ich schlafe grundsätzlich schlechter, wenn noch jemand in meinem Bett liegt, aber bei den ersten Malen mit einer neuen Frau so richtig schlecht. Aber bei Lara schlief ich gut.
Ich dachte schon, das ist es. Das ist, wovon alle reden.
Nicht, weil plötzlich schlecht war, was vorher gut war. Aber weil Lara nicht wusste, ob sie wollte, was gut war. Gut, das sei es, das fand auch sie. Aber sie sei gerade in einer etwas komplexen Phase. Sie sagte tatsächlich «komplexe Phase». Seit einem Jahr schlafe sie auch mit Frauen, ob sie bisexuell sei, könne sie noch nicht sagen, vielleicht sei es nur eine Phase. Sie sei gerade dabei, Konventionen zu überprüfen, Muster zu durchbrechen, neue Wege zu gehen.
«Vermutlich bin ich polyamor», sagte sie weiter. Sie sei aber auch da nicht ganz sicher. Sie müsse sich noch ausprobieren. Sie wolle nicht einfach «nur» mit mir schlafen, aber sie wolle mir auch keine Hoffnungen machen. Es sei eben alles etwas komplex.
Das war vor drei Tagen. Heute Morgen hat sie mir einen kleinen Cheesecake in den Briefkasten gelegt, weil ich sagte, ich möge Cheesecake. Dazu eine winzige Karte, sie freue sich, mich bald zu sehen.
Ich würde euch gerne sagen, wie ich das alles finde, aber ich weiss es noch nicht so genau. Mein Gefühl ist ... komplex.
So long,
Ben
Da du ja sowieso nix festes willst, ist das doch ein Lotto 6er. Sei aber auch ehrlich mit ihr.
Viel Spass …
Happy Frida ❤️