Die 10 schlimmsten Film-Stereotypen, die einfach nur noch nerven
Netflix, Amazon Prime, Sky Show und Konsorten dürften aufgrund der Coronapandemie so zentral in unserem Leben sein wie kaum zuvor. Die Verlagerung eskapistischer Massnahmen in die eigenen vier Wände hat unweigerlich dazu geführt, dass Filme und Serien noch stärker in unseren Fokus rückten.
Doch wie mit allem, das schön ist, gibt es auch leider ein Mass, das schneller voll ist, als einem lieb sein kann. Denn wer regelmässig ganze Wochenenden mit dem Konsum von Filmen und Serien verbracht hat, der weiss: Irgendwann ist es des Klischeehaften zu viel. Hoffen wir demnach, dass uns diese kathartische Abreaktion Linderung verschaffen möge.
Wandelbare
Klar, eine schöne Botschaft, dass Schönheit im Wesentlichen eine Sache der wohlwollenden Selbstbetrachtung liegt. Dass diese Verwandlung von der Raupe zum wunderbaren und notabene einzigartigen Schmetterling stets durch das simple Abnehmen der Brille und/oder dem Öffnen der Haare vonstattengeht, ist spätestens nach dem dritten Teeniefilm am selben Abend nur noch lächerlich.

Und wenn wir schon dabei sind: Wie kann es sein, dass ein aufmunterndes Dreiminutengespräch, in dem dir in oberflächlichen Floskeln gut zugeredet wird, all jene Komplexe annulliert, die sich über 16 Jahre aufgebaut haben?! Also bitte ...

Idiotengenies
Bösewichte sind wie Organe: Sie sind in der Regel unverzichtbar, doch nicht alle sind gleich cool. So ist die Leber zum Beispiel schlicht sensationell, da sie sich selber komplett regenerieren kann, sofern noch 20 Prozent ihrer ursprünglichen Masse vorhanden ist. Absolut faszinierend. Der Hans Landa unter den Organen, quasi.

Dann gibt es auch die Milz, die ... vor sich hin milzt (oder so) und man sich nicht ganz einig ist, was sie genau soll. Schon nicht nur schlecht. Aber nicht wirklich in sich schlüssig. Ein wenig der Bond-Bösewicht Elliot Carver unter den Organen.

Also. In die Milz-Kategorie gehören alle Bösewichte, die ...
- ... enorm «smart» und «clever» sind, aber der Hauptperson ihren Plan ungefragt, dafür aber ausführlich schildern, ehe sie daran scheitern, diese umzubringen.
- ... sich trotz Kriegsausbildung oder Polizeierfahrung relativ locker von der Hauptperson entwaffnen lassen.
- ... einen ganzen Film lang eiskalt unmenschliche Pläne verfolgen, nur um sich in der finalen Sequenzen von ein paar pseudo- emotionalen Floskeln der Hauptperson verunsichern zu lassen.
- ... einen Plan verfolgen, der zwar wunderbar böse ist, letztlich aber wenig Sinn ergibt – selbst wenn er denn klappen würde.
Selbstherrliche
Der Plot gewisser Filme fusst auf der einfachen Annahme, dass Menschen den Drohungen von Entführern und Erpressern eher vertrauen als der Polizei. Das äussert sich insbesondere dann, wenn es heisst, dass die Polizei auf keinen Fall eingeschaltet werden darf.
Die Bösen wollen also nicht, dass sich die Polizei einschaltet?

Und die selbstherrliche Hauptperson so:

Ist ja nicht so, als hätte die Polizei für solche Fälle erprobte Protokolle oder so. Jänu. Du als Laie wirst es sicherlich besser wissen. Nicht, als wären solche Filme per se schlecht, sie sind lediglich vermeidbar.
Kommunikationskrüppel
Es ist schwer, diesen Typen in Worte zu fassen. Ähnlich schwer scheint es ebendiesem Typen zu fallen, generell einfach irgendwas vernünftig zu kommunizieren. Es entstehen Missverständnisse, die derart vermeidbar wären, dass dem «Missgeschick» beinahe Vorsatz unterstellt werden müsste.
Ich, wenn die Hauptperson wieder mal komplett grundlos etwas Wichtiges verschweigt:

Ich, wenn sich die Hauptperson am Telefon abklemmen lässt, obwohl sie die Information hat, die alle Probleme lösen würde:

Ich, wenn die Hauptperson bei offensichtlich unverständlichen Anweisungen nicht nachhakt und unweigerlich auf ein Missverständnis zusteuert:

Mehrbessere
Eine Hauptperson muss nicht zwingend sympathisch sein, um uns zu catchen. Im Gegenteil: Oftmals sind es die Kauzigen, die Verschrobenen, die Kantigen. Wer es aber in den seltensten Fällen ist, sind die Mehrbesseren.
Ah, du machst dir nichts aus Materialität, lebst nur von Luft und Liebe und alle, die es anders sehen, sind doof?

Ah, dein Hund kläfft alle an, aber dich liebt er, weil du so unheimlich SyMpAtHiScH bist?

Ah, du bist ein*e Künstler*in, der/die eigentlich besser als alle anderen ist, aber niemand (ausser deinem Sidekick) ist emotional genug ausgereift, um deine Kunst zu verstehen?

Loyalisten
Loyalität gilt gemeinhin als lobenswert – was es bis zu einem gewissen Grad auch ist. Aber keinesfalls in Gänze. Die heikle Seite der Loyalität wird in (US-amerikanischen) Filmen regelmässig mit schmerzlicher Konsequenz ausgeblendet. Da wird «aus Loyalität» mit mächtigem Stolz verzichtet und verkompliziert, gestritten, getötet, gelogen, gebrandschatzt.
Und alle so:

Anstatt wenigstens einigermassen reflektiert nach bestem Wissen und Gewissen zu agieren (Stichwort Integrität), wird im Namen der Familie, der Nation, der Freundschaft oder sonst eines emotionalisierenden Sozialkonstrukts Blödsinn an Blödsinn gereiht.
Und ich so:

Schussel
Nein, nicht die authentisch liebenswerten, sondern die kalkulierten Schussel. Jene Hauptpersonen, bei denen offenbar der einzige Charakterzug daraus besteht, schusselig zu sein. Gerne auch möglichst ironiefrei und stets dramatischer als nötig.
In a nutshell:

Wo genau der Mehrwert von Filmfiguren liegt, die selber offenbar weder über ein koordinatives, noch emotionales Mindestmass verfügen, das es zum Überleben bräuchte und somit auf endloses Wohlwollen ihrer Mitmenschen dem latenten, selbst projizierten Opferdasein gegenüber angewiesen sind?
Man weiss es nicht.

Adam Sandler
Nicht der Schauspieler per se, sondern die Figur des schmuddeligen Taugenichts, dem letztlich alles irgendwie gelingt. Hübsch und nett, aber eigentlich nach einem Film bereits ausgelutscht. Sorry.

Landstädter
Ein Stereotyp, das, wie es scheint, alleine bereits genug Stoff für einen Film bietet. Es beinhaltet (meist erfolgreiche) Stadtmenschen, die aus Gründen aufs Land reisen müssen, wo sie dann merken, dass die Landidylle einfach in jedweder Hinsicht einen besseren Menschen aus einem macht.
Das Leben von Städtern auf dem Land, wenn Selbsterkenntnis Wasser wäre:

Auf den (bei Bedarf «mega ulkigen») Kulturschock folgt die harmonische Assimilation. Die Landbevölkerung bildet eine Einheit der Nettigkeit, die Liebe fällt sehr günstig in den Schoss, das frühere Leben verkommt zur lächerlichen Farce. Alles wie aus einem Guss. Ähnlich wie der emotionale Durchfall, der bei mir durch dieses Stereotyp ausgelöst wird.
Symbolbild meiner Gefühlslage:

Fahrlässige
Gewisse Film-Stereotype haben den Hang dazu, absolut verantwortungslos Auto zu fahren. Wilde Rasereien und testosteronschwangere Verfolgungsjagden sind ja noch in Ordnung.
Aber solche Sachen hier gehen gar nicht:
Reden geht auch ohne Blickkontakt. SCHAU. EINFACH. AUF. DIE. STRASSE. Pfetellisiech.
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