Leben
Schweiz

Masterchef Schweiz ist zurück: So unerhört kocht die Schweiz

Diese beiden sind absolute Schweizer Starköche, alle sollten sie sich zum Vorbild nehmen, ganz besonders die Kandidatinnen und Kandidaten von «Masterchef»: Nenad Mlinarevic und Elif Oskan.
Diese beiden sind absolute Schweizer Starköche, alle sollten sie sich zum Vorbild nehmen, ganz besonders die Kandidatinnen und Kandidaten von «Masterchef»: Nenad Mlinarevic und Elif Oskan.Bild: ch media
Review

Was ist das Blaue auf dem Teller? Pürierter Schlumpf? «Masterchef Schweiz» ist zurück

30.10.2024, 18:3731.10.2024, 10:51
Simone Meier
Mehr «Leben»

Keine Angst, wir machen das hier jetzt nicht auch noch jede Woche, eine Schweizer Reality-Sendung mit stark tätowierten Menschen, also der «Bachelor», reicht vollauf, aber den Start habe ich mir selbstverständlich gegeben, man will ja wissen, wie unerhört und easy virtuos die Schweiz so kocht.

Hunderte von Hobbyköchen aus der ganzen Schweiz hätten sich beworben, sagt Moderator Nik Hartmann und macht dazu sein ernstestes Gesicht, als möchte er den übrig gebliebenen 16 sagen: Leute, enttäuscht mich nicht, ihr kocht hier nicht für meinen Hund! Gerne würde man sehen, womit die Legionen der Ausgeschiedenen denn so gescheitert sind. Vielleicht mit einem Spiegelei samt Aromat-Crunch und Nutella-Schäumchen?

Nik Hartmann mahnt.
Nik Hartmann mahnt.Bild: ch media

Die 16 Auserkorenen haben 40 Minuten Zeit für ihr «Signature Dish». Also für das Essen, was sie am allerallerbesten, schlafend und mit auf den Rücken gebundenen Händen, den Kochlöffel nur mit dem Mund rührend und mit den Füssen auch noch eine Klaviersonate spielend, beherrschen.

Zweimal gibts deshalb Spaghetti Carbonara. Einmal gibts Kartoffelstock mit veganer Hackfleischsauce. Das Gericht gleicht einem Autounfall, bei dem sich zwei Rüebli gegenseitig auslöschten. «S'chönnt eigentlich wie usem Gfängnis sii, s'gseht so nach Knascht us», sagt Juror Nenad Mlinarevic.

Ach, die armen Rüebli!
Ach, die armen Rüebli!bild: ch media

Und was sind die befremdlichen knallblauen Tupfen, die das geräucherte Rüebli eines anderen Kandidaten zieren? Pürierter Schlumpf? Wenn er es mit geschlossenen Augen esse, sagt Mlinarevic, sei es ganz gut, der Kandidat ist weiter. Er schwärmt von der «poröse Schtruktur vo de Rüebli» und kommt möglicherweise, es ist nur so eine ganz leise Vermutung, aus etwas privilegierteren Verhältnissen. Er liebt nämlich die Sterne-Küche und hatte schon «als Jugendlicher» Freude, wenn die Familie an einen sternegekrönten Ort essen ging.

Diesem Blau mag niemand so richtig ins Auge schauen.
Diesem Blau mag niemand so richtig ins Auge schauen.Bild: ch media

Mlinarevics Co-Jurorin Elif Oskan redet einer Kandidatin ins Gewissen, sie solle gefälligst nicht so verzagt sein, schliesslich sei sie eine Frau: «Hallo, mir chönd Chind gebäre, ohni dass öppis passiert, zägg!» Also zägg, ran an die knallharte Challenge von so einer Carbonara!

Preisfrage: Was geschieht, wenn man versucht, den Parmesan auf der glatten Innenseite einer Hightech-Reibe zu raffeln? Genau: nichts! Das versucht ein Kandidat aber trotzdem, um sich dann zu beschweren, dass die Reibe kaputt sei. Andere Preisfrage: Wie bringt man Wasser in einer Pfanne schneller zum Kochen? Mit oder ohne Deckel drauf? Schwierig zu beantworten. Und wie schafft man es, seine Pasta nur so lange zu kochen, wie sie braucht? «Timer schtelle!» (Mlinarevic) oder nicht?

Der Fairness halber muss man sagen, dass dieses Gericht von einer Winterthurer Landschaftsgärtnerin wohl fantastisch schmeckt: Frittierter Blumenkohl nach asiatischer Art. Ob sich hier schon die Siege ...
Der Fairness halber muss man sagen, dass dieses Gericht von einer Winterthurer Landschaftsgärtnerin wohl fantastisch schmeckt: Frittierter Blumenkohl nach asiatischer Art. Ob sich hier schon die Siegerin ankündet?bild: ch media

Eine junge Art Directorin bringt ein nicht unattraktives und offenbar schmackhaftes Vielerlei auf ihren Teller. «Ich bi glaub scho eher so de Landchuchi-Typ», sagt sie, «sloppy Jungle-Kitchen mit Kolonialvergangeheit.» Was man heute halt so unter «Landchuchi» versteht. Irgendwas mit irgendwas und «Kolonialvergangenheit». Wo ist die PCness, wenn sie mal angebracht wäre? Einfach so «random» halt, sagt die Kandidatin, das trifft's. Aber: Sie hat Talent.

So sieht random Landchuchi etc. aus.
So sieht random Landchuchi etc. aus.bild: ch media

Ein Mann, der eher im gehobenen Segment arbeitet, macht, was solche Männer im Job und in Kochsendungen immer tun: performen. Er kocht «Jakobsmuscheln mit Kaffee-Vanille-Salz auf gepickelter Rande mit einer geräucherten Paprika-Mayo, Yuzu-Perlen und Passionsfrucht-Luft.» Die Jury schmeckt nur den Pickle-Fond der Rande heraus. Aber: Crazy Arbeitsaufwand in der kurzen Zeit.

Ebenfalls crazy viel Arbeit manifestiert sich auf der grosszügig tätowierten Haut eines Tätowierers, der überdies aussieht wie der schweizerische Paul Mescal, doch das hilft ihm nichts, es geht hier schliesslich ja um die innersten Werte, um das, was in einen Menschen hinein und auch wieder aus ihm hinaus muss. Der schweizerische Paul Mescal muss gehen, denn erstens ist seine Pasta verkocht («Timer schtelle!») und zweitens seine Sauce (Bolognese-Bechamel) auch nix.

epa11164248 Paul Mescal attends the 2024 EE BAFTA Film Awards at the Royal Festival Hall in London, Britain, 18 February 2024. The ceremony is hosted by the British Academy of Film and Television Arts ...
Der echte Paul Mescal.Bild: keystone
Der helvetische Paul Mescal.
Der helvetische Paul Mescal.Bild: ch media

Meine Favoritin des Herzens ist allerdings die patente Service-Fachkraft aus Basel, bei der man sich sofort gerne an den Mittagstisch setzen möchte, obwohl sie zu viel Aromat benutzt, was ihr aber gar nicht auffällt, weil sie sich so sehr auf ihren Speck konzentrieren muss. «Alles isch besser mit Schpägg», ist ihr Motto, und dem könnte nicht einmal Nik Hartmanns Hund widersprechen. Schpägg fäggt.

«Masterchef Schweiz» läuft dienstags um 20.15 Uhr auf 3+.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Spaghetti alla carbonara – und zwar richtig
1 / 13
Spaghetti alla carbonara – und zwar richtig
Als Aller-Allererstes nimmt man die Eier und den Pecorino (oder Parmesan) aus dem Kühlschrank. Niemand will die heisse Pasta mit eiskalten Eiern und Käse auf lauwarm-langweilig runterkühlen.
Derweil: Einen grossen Topf Pasta-Wasser aufsetzen. (Dass man dieses salzen muss, dürfte klar sein.)
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Gemüse-Roulette-Fans aufgepasst! Heute gibt es Blumenkohl-Dumplings
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
38 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
38
Ermittlungen gegen Russell Brand – jetzt liegt der Ball bei der Staatsanwaltschaft

Die Londoner Polizei hat ihre Vergewaltigungs-Ermittlungen gegen den Schauspieler und Komiker Russell Brand abgeschlossen und die Ergebnisse an die Staatsanwaltschaft übermittelt. Diese müsse nun über eine mögliche Anklage entscheiden, teilte die Polizei am Sonntag mit. Brand hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Zur Story