Liebstes Lieblingspublikum, lasst uns mal gemeinsam in uns gehen und uns die Frage stellen: Finde ich mich eigentlich interessant? Möchte ich einen Film über mein Leben sehen oder selbiges im Fernsehen erzählen oder rumreisen und Vorträge über mich selbst halten? Nein, oder?
Denn auch wenn wir ganz zufriedene Tierchen mit Hobbys sein mögen – im Durchschnitt sind wir doch Durchschnitt. Oder, um es beinahe mit Adorno zu sagen: Es gibt kein interessantes Leben im Banalen. Woran überhaupt nichts schlimm ist, ich glaube, die Zufriedenheit ist im Durchschnitt am ehesten zuhause. Den Clown sollen andere machen. Zum Beispiel der neue Bachelor und seine Gefährtinnen.
Bachelor Dennis hat eine ausgesprochen gute Meinung von sich selbst: «Ich find mich alles anderi als langwilig und 0815», sagt der Finanzberater im kurzen Fragen-Check mit uns. Sehr wichtig ist für ihn das philosophische Prinzip des «im Nachhinein». «Im Nachhinein» wird er nämlich gerne selbstkritisch, stellt seine Worte und Taten in Frage. Wieso nicht mal «im Voraus»? Dumme Frage: Weil er dann natürlich nicht Bachelor geworden wäre!
Früher war Dennis übrigens Pöstler. Jetzt ist er quasi Rosen-Pöstler. Er besucht viermal die Woche das Gym, seine Muskelmasse ist sowas wie sein Superhelden-Anzug, früher war er nämlich ein «Chnochegrüscht» und wurde gemobbt, doch mit den Muskeln kam der Respekt. Seine Business-Anzüge trägt er stets «mit ere Prise Humor», er vermisst die zu Tode zitierten «Schmätterling» im Bauch, die ihm mit ihren Flügeln die Heissluft der Liebe zufächeln, und meint es natürlich ganz ernst mit seiner televisionären Liebessuche in Thailand, nix da mit Fame und so, ganz ehrlich, sicher nicht, Fame ist pfui!
Es ist also alles wie immer.
Wie immer?
Ja.
Es gibt Tattoos, Schnabellippen und Schwertfingernägel. Eines der Tattoos schreit ironisch in Riesenschrift «intangibile», also «unberührbar» auf Italienisch, und ziert den Torso von Lady Aline, einer Influencerin aus dem Kanton Thurgau, den man fernsehfrauentechnisch nie unterschätzen darf, schliesslich hat er auch einen echten Star namens Mona Vetsch geboren. Über dem Tattoo trägt Aline ein T-Shirt, auf dem «Bachelor's Wife» steht, denn ihre Ambition ist die Ehe. Dennis so: «Mir gfalled ambitionierti Frauene.»
Tatsächlich unberührt, also noch bekennende Jungfrau, ist dagegen Landwirtin und Bereiterin Martha aus Olten, die mit Traktor und Lasso vorfährt und sich fragt, was ihre Eltern wohl falsch gemacht haben bei der Erziehung: «Ich bi scho chli verchlämmt.»
Es gibt die Ungefakte beziehungsweise Laura, deren Mantra lautet: «Ich tue mich nid fake.» Ich fake mich, du fakest dich, wir faken uns? Und wie genau geht das? Ist das gefakte Ich sowas wie ein Replikant? Wie in «Blade Runner»? Auch Laura findet sich ungeheuer «luschtig», was sie noch beweisen muss.
Echt luschtig ist hingegen die ins Wallis adoptierte Kamerunerin Venance, Tanz-Coach, Stuntwoman und überhaupt Bewegungsgenie, die mit ihrem grandiosen Dialekt für eine grundsätzliche «Tschugger»isierung unseres angejahrten Dating-Formats sorgt. Es ist so ein Mist, dass das Finale von «Tschugger» jetzt schon abgedreht ist und man Venance da nicht mehr einsetzen kann. Ihr Lieblingsdate fand mal in einer Gondel statt, samt Fondue. Nein, nicht Raclette, Verräterin!
Dennis findet sie eine «Granate, mega sexy», doch in Wallung bringt ihn dann doch die schöne Bündnerin Sidney (nicht zu verwechseln mit Sydney), und das kommt so: Dennis lädt vier Ladys zu einem «Poulet»: «I ha no nie es Poulet gha bisher.» Echt wahr? Ein Hahn im Korb ohne Poulet im Chörbli? Eine welterschütternde Tragödie! Nein, natürlich nicht, ein Verhörer meinerseits, so sorry, er meint «Pooldate».
Die Ladys verbinden ihm also die Augen, er schnallt sich ein Pulsmessgerät um, dann müssen sie seinen Puls möglichst effizient in die Höhe treiben. Und siehe da: Nach Sidneys Einsatz ist nicht nur der Puls ganz oben, es richtet sich auch was in der Badehose, «e chlini Erregig», und Dennis fühlt «Schmätterling», «Gänsehut», es ist «e geili Erfahrig».
Und dabei hat er Sidney beim ersten Treffen noch so schnöde abserviert: Sie möchte so gerne mal in einem Hippie-Bus um die Welt trampen, wahrscheinlich auch nach Sydney, die Sympathischsten unter den Bündnerinnen und Bündnern sind einfach so, naturverbunden und nostalgisch, wild und weltoffen, fliegende Seelen eben, man muss sie einfach lieben.
Zu ihrem Einzug ins Liebescamp schenkte Sidney dem Dennis deshalb einen kleinen Van. «Sone Wältreis im Van isch jetzt nid grad eis vo mine Läbensziel», sagte er angeekelt und wandte sich von ihr ab. Das wird ihm nun nicht mehr passieren, denn für die Beule in der Hose gab's sofort ne Rose. Tja. Im Nachhinein ist man oft schlauer.
Es gibt neben Sidney und Venance noch ein paar andere einnehmende junge Frauen, etwa die herzige Zürcherin Michèle, die fünf Jahre lang in L.A. lebte, Schauspielerin werden will und Dennis einen Bergkristall für «klari Entscheidige» schenkt. Oder die Luzernerin Mabel, von Beruf Model, die so schön ist, dass nicht nur Dennis, sondern auch den Ladys alle Augen aus dem Kopf fallen. Mit manchen Menschen meint es die Schöpfung eben doch überdurchschnittlich gut.
Nächste Woche kommen sechs Neue hinzu. Wetten, dass dies «äggschnriich» und ein Krawall wird? Und irgendwann wird Venance ausrufen: «Mir isch eigentlich fickscheissegal, was da ablauft, fick mich nid a!» Sie wird sich nach einem romantischen Fondue à deux in einer Gondel sehnen, das in einer Folie à deux samt Stunt mündet. Und DAS würden wir nur allzu gerne sehen.
«Bachelor» läuft jeweils montags auf 3+.