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Deutschland: Messerangriff an Hochschule in Hamm war «Amoktat»

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Polizei: Messerangriff in Hamm war «Amoktat» – 30-Jährige gestorben

12.06.2022, 12:0312.06.2022, 14:09

Nach dem Messerangriff an der Hochschule Hamm in Deutschland ist eines der Opfer gestorben. Die 30-jährige Frau aus Essen sei am Samstag in den späten Nachmittagsstunden ihren Verletzungen erlegen, teilte die Staatsanwaltschaft Dortmund am Sonntag mit.

Bei der Messerattacke am Freitagnachmittag waren insgesamt drei Frauen und ein Mann verletzt worden. Der Verdächtige wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Die Ermittler gehen nach einem psychiatrischen Gutachten davon aus, dass der Student bei der Tat schuldunfähig oder vermindert schuldfähig war. Die Polizei sprach am Samstag von einer «Amoktat».

10.06.2022, Nordrhein-Westfalen, Hamm: Einsatzkräfte der Polizei sind auf dem Gelände der Hochschule Hamm-Lippstadt im Einsatz. An der Hochschule Hamm-Lippstadt hat ein 34-jähriger Mann mit einem Mess ...
Der mutmassliche Täter habe unter Wahnvorstellungen gelitten, heisst es von den Ermittlern.Bild: Keystone/DPA

Bei den Opfern der Angriffe auf dem Campus Hamm der Hochschule Hamm-Lippstadt handelt es sich um zwei Studentinnen und einen Studenten, alle 22 Jahre alt. Das vierte, am Samstag verstorbene Opfer war eine Lehrbeauftragte aus Essen.

Der mutmassliche Täter habe unter Verfolgungsängsten und Wahnvorstellungen gelitten, sagte Staatsanwalt Henner Kruse am Samstag in Dortmund. Er habe die Angegriffenen für Mitglieder einer Gruppe gehalten, die ihm nach dem Leben trachte. Erst zwei Tage zuvor habe er einen Suizidversuch unternommen und sei deswegen in eine psychiatrische Klinik gekommen. Am Freitagmittag habe er sich dort selbst entlassen.

Der Tatverdächtige soll im Foyer der Hochschule nacheinander zunächst auf die Studierenden eingestochen haben. In einem Hörsaal, in dem gerade eine Vorlesung vor mehr als 100 Menschen stattfand, habe der Deutsche dann die 30-Jährige attackiert.

Polizei spricht von «Zufallsopfern»

Er sei von Teilnehmern der Veranstaltung überwältigt und wenig später von der Polizei festgenommen worden. Der stellvertretende Dortmunder Polizeipräsident Ralf Ziegler äusserte seinen Respekt vor den Menschen, die den Mann überwältigten: Das sei sehr, sehr mutig gewesen. Sie hätten damit sicherlich viele weitere Opfer verhindert.

Die Ermittler gehen davon aus, dass alle vier Zufallsopfer waren. Die Tatwaffen, zwei Küchenmesser, habe der Mann erst kurz vor der Tat gekauft. «Er ist in die Fachhochschule hineingegangen, um die Leute zu töten, die ihm nach dem Leben trachten», skizzierte Kruse die mögliche Sichtweise des mutmasslichen Täters. Hinweise auf einen politischen oder religiösen Tathintergrund gebe es nicht. Ermittelt werde wegen Mordversuchs und gefährlicher Körperverletzung. Der Mann habe die Taten gestanden.

Das erste Opfer, eine 22-Jährige, soll der Mann im Foyer unvermittelt angegriffen haben. Sie erlitt Schnittverletzungen an einer Wange. Einen Studenten verletzte er anschliessend am Hals. Einer Frau stach er danach mehrfach in den Bauch. Nach einer Notoperation bestand am Samstag keine Lebensgefahr mehr. Allerdings lag die 22-Jährige weiterhin auf einer Intensivstation. In dem Hörsaal, in dem gerade eine Vorlesung stattfand, griff er anschliessend die 30-Jährige an. Sie habe erhebliche innere Verletzungen erlitten, sagte Kruse. Ein Hubschrauber brachte sie noch in eine Klinik. Dort starb sie dann einen Tag später.

Täter war der Polizei bekannt

Der mutmassliche Täter war nicht vorbestraft, aber der Polizei Hamm bekannt. Anfang April habe er Anzeige erstattet, weil er sich verfolgt fühlte, sagte Hamms Polizeipräsident Thomas Kubera. Er sei damals sehr offen mit seiner psychischen Krankheit umgegangen. Es habe daraufhin auch eine sogenannte Gefährdungsbewertung gegeben. Eine Eigen- und Fremdgefährdung sei damals aber ausgeschlossen worden.

Die Hochschule sagte für Montag alle Lehrveranstaltungen und Prüfungen auf dem Campus Hamm ab. «Nach den schrecklichen Ereignissen können und wollen wir am Montag nicht einfach mit dem Regulärbetrieb weitermachen, sondern einen Moment innehalten», teilte die Hochschule auf ihrer Homepage mit.

(sda/dpa/van)

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