Schweiz
AHV

Renteninitiative mit 145'000 Unterschriften eingereicht

Renteninitiative mit 145'000 Unterschriften eingereicht

16.07.2021, 16:0116.07.2021, 16:42
Mehr «Schweiz»

Die Jungfreisinnigen haben am Freitag in Bern ihre Renteninitiative mit 145'000 Unterschriften eingereicht. Die Initiative verlangt, das Rentenalter in der Schweiz schrittweise von 65 auf 66 Jahre zu erhöhen und danach an die Lebenserwartung zu koppeln.

Konkret verlangen die Jungfreisinnigen gemäss Initiativ-Text, dass in einem ersten Schritt das Rentenalter für beide Geschlechter auf 66 Jahre angehoben wird. Dies dürfte 2032 erreicht sein.

Laut Berechnungen der Credit Suisse kommen in der Schweiz in den nächsten zehn Jahren rund 1,1 Millionen Personen ins Rentenalter. (Themenbild)
Die Jungfreisinnigen wünschen sich eine Koppelung der Rente an die Lebenserwartung.Bild: AP

Anschliessend soll das Rentenalter pro Monat zusätzlicher Lebenserwartung um 0.8 Monate steigen. Gestützt auf die Prognosen des Bundes haben die Initiantinnen und Initianten errechnet, dass 2043 das Rentenalter 67 erreicht sein dürfte, 2056 das Rentenalter 68.

Das Rentenalter müsste fünf Jahre im Voraus bekanntgegeben werden. Dieser Mechanismus garantiere Planungssicherheit für künftige Rentnerinnen und Rentner und auch, dass jede und jeder mindestens 20 Prozent seines Lebens im Ruhestand verbringen könne.

Drohende «demografische Sturmflut»

Die Rahmenbedingungen der AHV hätten sich seit deren Einführung im Jahr 1948 drastisch geändert, begründete das Komitee in einer Mitteilung die Notwendigkeit der neuen Systematik. Auf 44 Erwerbsjahre folgten heute 22 Bezugsjahre, 1948 seien es erst 12.5 Jahre gewesen. Überdies finanzierten heute noch 3.5 Erwerbstätige die Rente einer Person, im Jahr 2050 würden es nur noch 2 Erwerbstätige sein.

«Unternehmen wir nichts, kommt auf die Schweiz eine demografische Sturmflut zu»

«Unternehmen wir nichts, kommt auf die Schweiz eine demografische Sturmflut zu», liess sich Matthias Müller, Präsident der Jungfreisinnigen, in der Mitteilung zitieren. Mit der strukturellen Sanierung und dem darin enthaltenen Mechanismus könne die Finanzierung der AHV nachhaltig gesichert werden.

Koppelung schon lange ein Thema

In der Summe bedeutet die Koppelung aber auch höhere Beiträge aufgrund der längeren Beitragsdauer bei gleichzeitiger Rentenkürzung aufgrund der gegenüber heute verkürzten Bezugsdauer. Viele europäische Länder würden bereits heute das Rentenalter in kleinen Schritten erfolgreich erhöhen, so die Initianten.

Diskutiert wird über diese Koppelung von Lebenserwartung und Rentenalter schon lange. Die BDP (unterdessen in «Die Mitte» aufgegangen) hatte bereits 2012 eine Motion mit dieser Forderung eingereicht, war damit aber im Ständerat aufgelaufen.

Die Renteninitiative der Jungfreisinnigen startete nicht ohne Nebengeräusche. Die Jungparteien von BDP («Mitte»), CVP («Mitte»), EVP, GLP und SVP werfen den Jungfreisinnigen vor, die Initiative trotz vorgängiger Absprache im Alleingang geplant zu haben.

Parlament für Rentenalter 65 für Frauen

Im Juni hatte das eidgenössische Parlament zur Stabilisierung der AHV die Erhöhung des Rentenalters für Frauen von 64 auf 65 Jahre beschlossen, dies gegen den Willen der Rats-Linken.

Für eine Übergangsphase soll für Ausgleichsmassnahmen zu Gunsten der zunächst betroffenen Frauen die Mehrwertsteuer erhöht werden. Zudem will sich eine Mehrheit im Nationalrat bei der Nationalbank bedienen, um die AHV zu stabilisieren. (saw/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
AHV und Rente erklärt in 120 Sekunden
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
120 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Garp
16.07.2021 16:35registriert August 2018
Mein Nein steht schon fest. Wenn dann ein flexibles Rentenalter und eine neue Art der Finanzierung. Diese Jungfreisinnigen und die Befürworter haben wohl noch nie in der Pflege oder auf einer Baustelle gearbeitet. Es gibt auch Bürojobs wo man so unter Druck ist, dass man nicht mehr kann und ältere kriegen oft gar keinen Job mehr.
12031
Melden
Zum Kommentar
avatar
wasihrnichtsagt
16.07.2021 16:40registriert April 2018
Und nach einer Pandemie wenn das Durchschnittsalter sinkt… müssen wir Überlebende dann auch weniger lang arbeiten? Droht dann die Massenpensionierung 😂😂.
Entschuldigt meinen blöden Kommentar, aber diese Initiative ist ein no-go!
9722
Melden
Zum Kommentar
avatar
Resche G
16.07.2021 16:54registriert Februar 2016
Bin gerade in dem Alter in welchem meine Eltern und die der Freunde in Rente gehen. Ok einige könnten oder arbeiten Teilweise auch noch 2-3 Jahre. Andere kämpften aber auch schon mit Krebs und Infarkten. Wir werden zwar immer älter im Schnitt weil man viele ernste Krankheiten überlebt aber nach so einem Weekend mit meinen Eltern ca. 67 muss ich sagen die sind einfach alt (Punkt)
7410
Melden
Zum Kommentar
120
Bundesrat einverstanden mit Verlängerung des Kita-Programms

Das Impulsprogramm für die Förderung der familienergänzenden Kinderbetreuung soll bis Ende 2026 laufen. Der Bundesrat ist mit der Verlängerung einverstanden, die eine Übergangslösung bis zur definitiven Regelung sein soll.

Zur Story