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Mountainbike für Anfänger: So gelingt dir der Einstieg

Mountainbike Anfänger
Per Mountainbike erreichst du die schönsten Plätze der Schweiz. Bild: shutterstock
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Lust auf Mountainbike fahren? Hier kommen die 13 besten Anfängertipps

Mountainbiken ist etwas vom Besten, das es gibt. Bisschen Kies- und Waldwege fahren, reicht aber bald nicht mehr aus. Damit du bereit bist für die schönsten Trails der Schweiz, kommen hier 13 wichtige Tipps.
14.07.2022, 11:2613.01.2023, 19:54
Reto Fehr
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Welches Bike?

Eines vorneweg: Die Auswahl ist gewaltig. Nicht nur in Sachen Bikes, sondern auch bei der restlichen Ausrüstung. Einige wichtige Tipps vor dem Kauf:

  • Mach dich vor dem Gang ins Velogeschäft ein bisschen schlau. Was bedeutet Enduro, Fully, Ritzel und Negativfederweg. Sonst hörst du dann Begriffe, von denen du absolut keine Ahnung hast.
  • Was für ein Bike benötige ich? Für Einsteiger sind wohl Cross-Country- oder All-Mountain-Bikes am besten. Und dann natürlich die Frage: Hardtail oder Fully? Vermutlich starten Anfänger besser mit einem Hardtail (nur vorne gefedert).
  • Wie gross sollen die Räder sein? Der Trend geht klar in die Richtung 29 Zoll. Diese rollen auch mal über Wurzeln und Co. hinweg, wo man bei 26 Zoll deutlich mehr spürt. Die grossen Räder sind stabiler, aber man ist auch weniger wendig.

Fördere deinen Gleichgewichtssinn

Etwas vom wichtigsten auf dem Mountainbike: dein Gleichgewichtssinn. Sobald der Weg technisch wird, hilft dir dies extrem. Du kannst den natürlich unterwegs trainieren, aber es hilft, wenn du vorher vielleicht schon die eine oder andere Übung gemacht hast.

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Gleichgewicht: entscheidend auf dem Mountainbike.Bild: Shutterstock

Etwa das Schneckenrennen: Versuche so langsam wie möglich eine Strecke zurückzulegen. Im Duell mit einem anderen Fahrer macht's natürlich mehr Spass. Wer zuerst ist, verliert!

Eine andere gute Übung ist Hütchen aufnehmen. Du stellst kleine «Töggel» auf den Boden und versuchst diese während dem Vorbeifahren aufzunehmen.

Stelle dein Velo richtig ein

Dein Fahrgerät sollte zu dir passen. Wichtig ist insbesondere die Sattelhöhe. Als Grundregel gilt: Bein ist gestreckt, wenn die Ferse auf der Pedale in der untersten Kurbelposition steht und du auf dem Sattel sitzt. Übrigens: Eine Teleskop-Sattelstütze wird dir viel Freude bereiten. Ein Knopfdruck am Lenker und der Sattel fährt runter und danach wieder hoch auf die gleiche Position.

Wichtig auch: Pumpe die Räder nicht prallvoll. Lieber mit etwas weniger Luftdruck fahren, so kann sich der Pneu auch dem Untergrund anpassen und nicht jedes spitze Steinchen schenkt dir einen Platten.

Unerlässlich ist natürlich die Ausrüstung. Ohne Helm geht sowieso nichts, die Hosen sollten bequem sein (investiere ruhig Geld, es lohnt sich) und Handschuhe sind zu empfehlen, damit du einen besseren Griff hast und deine Hände geschont werden. Auch wichtig: eine Brille. Diese schützt vor herumfliegenden Steinchen, Dreck oder auch Insekten. Im Idealfall hat die Brille automatisch verdunkelnde Gläser.

Werde ein kleiner Mechaniker

Noch ein Tipp, dann schwingen wir uns wirklich aufs Velo und strampeln los. Aber damit du nicht beim ersten Problem zu Fuss weiter musst: Lerne, wie man einen Schlauch wechselt. Es ist keine grosse Sache, man muss es einfach mal gemacht haben (und natürlich das Material mitnehmen). Dazu ein paar Handgriffe für Probleme mit der Kette lernen und du kannst los.

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Kurz die Kette wieder einhängen: Sollte jeder können, der auf dem Mountainbike unterwegs ist.Bild: Shutterstock

Mir half es jeweils, wenn ich bei einem Platten, Kettenriss und Co. erst den Helm absetzte und die Handschuhe auszog. Weil dann bist du nicht mehr Mountainbiker, sondern Mechaniker. Ist zwar nur im Kopf, aber es hilft.

Entspann dich!

Bist du erst mal unterwegs, dann merke dir: entspanne dich, sei locker. Wer zu verkrampft ist, dem gelingt nicht viel. Deine Grundposition ist mit dem Gewicht über dem Tretlager, Arme und Beine leicht gebeugt, so kannst du auf Unebenheiten besser reagieren.

Die Geschwindigkeit ist dein Freund

Leicht gesagt, aber vor allem für Anfänger schwer umzusetzen: Die Geschwindigkeit ist dein Freund. Sobald du auf Trails unterwegs bist, wirst du merken, dass Wurzeln, Steine und Co. dich weniger stören, wenn du schneller drüber hinwegfährst. Bist du zu langsam unterwegs, kann dich jede Unebenheit aus dem Gleichgewicht bringen.

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Wer schneller fährt, hat weniger Probleme mit kleineren Hindernissen wie Wurzeln oder Steine.Bild: Shutterstock

Aber ja, wie gesagt: Nicht ganz einfach umzusetzen. Und ich sage nicht, du sollst über deinen Verhältnissen schnell fahren und unkontrolliert unterwegs sein. Es hilft einfach, wenn du dir bewusst bist, dass Geschwindigkeit hilft.

Bremse!

Bevor wir zu sehr aufs Tempo drücken: Bremsen ist natürlich sehr entscheidend. Heutzutage reicht es, wenn man den Bremshebel mit dem Zeigefinger bedient. Damit kannst du dich auch mit den anderen Finger am Lenker festhalten und hast mehr Kontrolle.

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Der Zeigfinger an der Bremse reicht bei neuen Modellen aus. Früher gab es auch noch die Zweifingerbremse.Bild: Shutterstock

Gebremst werden soll natürlich dosiert und mit Vorder- und Hinterrad gleichzeitig. Mit der Vorderbremse hat man eigentlich mehr Kontrolle, aber die Gefahr des Überschlags ist immer da. Hältst du die Hinterbremse zu stark und lang, rutscht das Rad weg – auch nicht lustig.

Schau nicht auf den Stein

Auf Trails liegen natürlich auch mal grössere Steine unglücklich mitten im Weg. Die solltest du meiden. Fixiere dabei nicht den Stein, den du umfahren willst. Weil es ist wie überall: Wo du hinblickst, fährst du hin.

Im Idealfall schaust du eh einige Meter vor dem Velo zu Boden. Starrst du nur auf dein Vorderrad und die unmittelbare Strecke, tust du dir keinen Gefallen.

So kommst du den Berg hoch

Geht es (steil) bergauf, musst du dein Gewicht so weit wie möglich nach vorn verlagern. Du kannst dabei auch mit der Brust tief über den Lenker lehnen. Allerdings brauchst du auch Druck auf dem Hinterrad, sonst verlierst du den Grip. Fehlt dieser, verlagere das Gewicht etwas nach hinten. Und gehe – wenn möglich – nicht aus dem Sattel, sondern schalte einen Gang tiefer. Du hast mehr Druck auf dem Hinterrad, wenn du sitzt.

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Geht's bergauf heisst's: Gewicht nach vorne.Bild: Shutterstock

Bist du so weit hinten, dass es dir immer das Vorderrad lupft, musst du definitiv wieder nach vorn lehnen. Bekommst du das mit dem «hüpfenden» Vorderrad mit der Gewichtsverlagerung nicht in den Griff, überprüfe deine allgemeine Sitzposition und denke über einen anderen Vorbau am Lenker nach.

Und so fährst du (steil) runter

Oben angekommen, geht es natürlich wieder runter. Hier hilft die Teleskopsattelstütze, um die Sitzmöglichkeit tiefer zu stellen. Du solltest beim Runterfahren sowieso stehen, Knie und Ellbogen gebeugt, die Beine und Arme nach aussen halten. So ein wenig wie eine Raubkatze vor dem Sprung. Hast du einen Sattel mit Klemme, lohnt es sich je nach Länge der Abfahrt kurz abzusteigen und den Sattel manuell runterzustellen, weil er dir sonst nur im Weg ist.

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Geht es steil runter, Gewicht nach hinten. Er legt es gar hinter den Sattel. Das muss nicht immer so sein. Bild: Shutterstock

Im Gegensatz zum Hinauffahren gehört hier das Gewicht nach hinten. Du kannst es auch hinter den Sattel legen, aber es braucht weiterhin Druck auf dem Vorderrad, damit die Bremse dort auch wirkt und du steuerfähig bleibst. Bremse im Steilen ruhig auch mit der Vorderbremse, allerdings möglichst dosiert.

Und erinnere dich an Punkt 6: Geschwindigkeit hilft dir. Wer Angst hat, bremst meist zu stark und erschwert sich die Strecke durch zu langsames Fahren.

Schotterkurven (fast) ohne rutschen

Kurvenfahren will ebenfalls gelernt sein, insbesondere wenn der Untergrund lose ist. Ganz ohne rutschen wird es jeweils kaum gehen, aber du kannst mit der richtigen Haltung alles schnell wieder korrigieren.

Entscheidend ist meist schon die Anfahrt. Hier wird gebremst, in der Kurve selbst solltest du nicht mehr bremsen müssen, das erhöht die Rutschgefahr.

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Kurvenlage: Äusseres Bein ist gestreckt, äusserer Arm gebeugt.Bild: Shutterstock

Auch hier gilt natürlich: Du sitzt nicht auf dem Sattel. Die äussere Pedale ist ganz unten, dein äusseres Bein gestreckt und du gibst den ganzen Druck dort drauf. Das innere Bein ist entsprechend angewinkelt. Bei den Armen sehen wir das gegenteilige Bild: Der äussere Arm ist gebeugt, der innere gestreckt. So bleibt der Schwerpunkt zentral über dem Mountainbike.

So fährst du Treppen runter

Nicht nur im urbanen Gebiet, auch auf dem Land können immer wieder Treppen im Weg stehen. Aber eigentlich sind dies hervorragende Übungsstücke und du kannst Nicht-Biker mit wenig Übung beeindrucken.

Für viele ist das erstmalige Befahren einer Treppe Kopfsache. Wir stehen auch hier auf, fahren locker mit angewinkelten Beinen und Armen auf die Treppe zu. Sobald das Vorderrad die Treppe erreicht, verlagere das Gewicht nach hinten. Gebremst wird vorn und hinten gleichzeitig, erreicht das Vorderrad das Treppenende, löse die Vorderbremse, weil du sonst Gefahr läufst, dass dein Vorderrad «stecken bleibt» und es dich überschlägt.

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Treppenfahren: Eigentlich ein idealer Ort um zu trainieren.Bild: Shutterstock

Treppen sind wie erwähnt grossartig, um an deiner Technik zu feilen. Versuche auch einmal ganz langsam die Treppe hinunterzufahren, du wirst sehen, das ist deutlich schwieriger und holpriger als mit etwas mehr Tempo. Wie man Treppen hinauffährt, lernen wir dann später.

Und wenn alles nichts hilft: Steig richtig ab

Ja, auch absteigen will gelernt sein. Insbesondere in steilen Passagen. Verlässt dich der Mut auf dem Trail vor einer heiklen Passage, steig nicht wie «normal» vom Velo ab. Also vor dem Sattel. Das kann dich dann rasch mal aushebeln und zu einem ungemütlichen Sturz führen.

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Steigst du vor dem Sattel ab, kann es dich schnell nach vorne überschlagen.Bild: Shutterstock

Wenn du merkst, du musst runter vom Velo, bremse kontrolliert hinten und vorn gleichzeitig, verlagere deinen Schwerpunkt hinter den Sattel, trete eine Pedale ganz nach unten und gib dein Gewicht darauf. Das andere Bein stellst du auf den Boden, dein Bauch kann dabei auch auf dem Sattel liegen. Da nimmst du das zweite Bein von der Pedale.

Du stehst jetzt hinter dem Sattel, das Hinterrad zwischen deinen Beinen. Jetzt mit beiden Händen an den Sattel greifen und das Velo neben dir nach hinten schieben. Schultere es und laufe die gefährliche Stelle.

Ach ja: Wenn es mal ganz schnell gehen muss und du merkst, ein Sturz ist wohl nicht mehr zu verhindern: «Lass das Velo fahren» und rutsche nach hinten über den Sattel vom Bike. Glücklicherweise brauchst du diesen Rat aber kaum einmal, wenn du dich an die obigen Tipps hältst.

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Ich habe es euch schon einmal gestehen müssen. Ich tu es wieder. Ich lese eure Kommentare. Nicht immer alle. Nicht immer sofort. Aber ich lese sie. Und ich nehme sie ernst. Wirklich. Sehr, sehr ernst. Ausser diejenigen, die ständig meine Absetzung verlangen. Leute, Leute, meint ihr, wenn diese Texte nicht gelesen würden, wäre das nicht schon längst passiert? Eben. Da müsst ihr durch. Da muss ich durch. Wir schaffen das. Gemeinsam!

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