Anfangs November 2021 bezwangen Beat (r.), Horst (nicht auf dem Bild), Kurt (oben links) und Urs (Mitte) den Kilimandscharo (5896 Meter über Meer) mit dem Mountainbike. Bei der 6-köpfigen Reisegruppe waren auch zwei Wanderer mit dabei:
Bei uns in den Alpen wären viele dieser Steigungen fahrbar. Doch die sauerstoffarme Luft lässt dies nicht zu. Schliesslich wollen alle am Gipfeltag noch fit sein. Deshalb ist schieben oder tragen die bessere Option. Hier ist die Gruppe auf rund 4000 Metern über Meer unterwegs:
So richtig los ging es auf rund 1980 Metern über Meer beim Kilema Gate, einem Nebeneingang des Kilimanjaro Nationalparks. Hier packen die Träger alles Material in ihre eigenen Gepäckstücke:
Für Velofahrer – die selten am Berg anzutreffen sind – existiert eine Route auf den Berg. Man nimmt die Kilema Cycling Route (zweite Route von rechts) und kommt bei der Horombo-Hütte mit den Wanderern der bekannten Marangu-Route zusammen. Dann geht es über die Kibo-Hütte zum Gipfel.
Der Aufstieg dauert dreieinhalb Tage. Die Gruppe sah den Gipfel des Kilimandscharo (links) erstmals am zweiten Tag nach der Nacht im Kilema-Zeltcamp. Zuvor war er immer wolkenverhangen.
Die erste Nacht verbrachten die Mountainbiker in Zelten auf 2840 Metern über Meer. Gekocht wurde im blauen Zelt im Hintergrund.
Die Träger haben einen Kocher dabei, mit welchem das Essen zubereitet wird. Immer wieder erstaunlich, was der Koch da immer hinzauberte.
Das Velo lässt sich mit einem speziellen Tragsystem am besten transportieren. Die Route der Gruppe ist hier im rechten Teil des Berges mit der hellen grauen Passage bereits zu erkennen.
Da das Horombo-Camp auch mit dem Auto (praktisch nur für Notfälle) erreichbar ist, führt während den ersten beiden Tagen eine mehr oder weniger «gute» Strasse bis zur Hütte.
Der Weg wird nach der Horombo-Hütte (3800 MüM, 2. Übernachtung) schwieriger. Hier ist bergwärts nicht ans Fahren zu denken, runter geht's.
Danach geht es auf den Sattel zwischen dem Kilimandscharo und dem Mount Mawenzi. Der Sattel liegt auf rund 4400 Metern über Meer, steil ist es nicht, darum kann nochmals gefahren werden. Aber immer dran denken: «Pole, Pole!» (Swahili für langsam.)
Von der Mondlandschaft sieht man den Uhuru Peak ganz links mit dem Schneefeld. Auch wenn es hier nicht so aussieht: Dieser Kegel ist unfassbar steil:
Es wird nun steiler und die Luft dünner. Schieben ist angesagt. Die Kibo Hütte scheint zum Greifen nah, doch ist sie noch fast eine Stunde entfernt. Dafür sehen die Bergsteiger ihren Weg klar vor sich: Die helle Linie führt erst im Zickzack zum Kibo-Camp und dann geht es praktisch geradeaus steil zum Gilman's Point (5681 M.ü.M.). Dieser liegt schon auf dem Kraterrand und der Kilimandscharo gilt dort als bestiegen – auch wenn noch rund 200 Höhenmeter zum höchsten Punkt fehlen.
Die Gruppe erreicht am dritten Tag die Kibo-Hütte auf 4750 Metern über Meer. Im Hintergrund steht der in Wolken gehüllte Mount Mawenzi (5148MüM).
Zur Akklimatisation folgt am selben Tag noch ein Aufstieg auf rund 5200 Metern über Meer.
Das Velotragesystem von Urs zeigt: Die Hände sind frei und stabil sei das Ganze auch. Die Akklimatisation ist wichtig für den Tag des Aufstiegs, der in der folgenden Nacht um ca. 1 Uhr in der Früh los geht.
Zum Gelingen unseres Abenteuers spielten die Guides und Träger eine enorm wichtige Rolle. Wenn das Bike in der dünnen Luft zu schwer wurde, begleiten sie ihre Gäste tatkräftig durch die eine oder andere Krise. Einzig Urs hat sein Bike jederzeit selber getragen.
Urs sagte sich vor der Gipfelbesteigung: «Ich will und werde es schaffen.» Das Velo nicht selbst zu tragen war für ihn keine Option.
Auf 5200 Metern werden die Velos deponiert, damit diese am nächsten Tag ab hier mitgenommen werden können.
Auf dem Abstieg zurück zur Kibo-Hütte zeigt sich der Mawenzi herrlich. Nach einer kurzen Nacht folgt dann der Tag der Gipfelbesteigung.
Sonnenaufgang kurz vor dem Gipfel. Die Reste des Gletschers zeigen sich jetzt, vorher am Kraterrand war es noch stockdunkel. Urs sagt: «Wahnsinn.»
Wo früher Gletscher waren, sind zum Teil nur noch einzelne Eistürme zu sehen. Bis in zwei bis drei Jahren dürfte er ganz vom Dach Afrikas verschwunden sein.
Geschafft! Urs fuhr/schob/trug sein Mountainbike innert drei Tagen von rund 1400 Metern auf 5895 Metern über Meer. Er sagt: «Da bist du einfach unendlich froh, hast du es geschafft. Ich hatte Tränen in den Augen, es war Minus 15 Grad, trug vier Schichten Jacken und war froh, dass die Sonne langsam wärmte.»
«Die Zeit auf dem Gipfel ist aber kurz. Vielleicht so 15 bis 30 Minuten. Es ist kalt, du bist geschafft und es steht noch ein langer Abstieg an. Aber du bist vor allem auch einfach unglaublich glücklich.»
Allerdings ist nicht der ganze Downhill fahrbar. Hier ein Stück mit vielleicht 150 Höhenmeter mit sehr losem Geröll oder grossen Felsbrocken: «Du musst – wohl nicht nur auf dieser Höhe – ein Trialkünstler sein, um hier alles zu fahren.»
Die Kehren sind teilweise sehr eng. Fahrbar wären sie nur mit Hüpfen (Versetzen) – aber mach das mal auf über 5000 Metern, der Kälte und der Müdigkeit.
Noch ein letzter Blick auf die Gletscher. Urs erzählt: «Das wirkt surreal. Du weisst, die sind in ein paar Jahren weg. Du bist in Afrika und es hat Gletscher. Unglaublich.»
Im unteren Teil wird die Strecke dann fahrbar. Von rund 4720 Metern bis ins Hotel auf 1450 Metern benötigte die Truppe rund 90 Minuten. «Ich war total im Hoch. Technisch ist das meist kein Problem, ich war voller Freude, dass ich es schaffte, hatte keine Beschwerden, mit jedem Höhenmeter, den du verlierst, geht es dir besser und es wird wärmer.
Die Abfahrt geht natürlich auch in die Arme und Hände. Ein zweites Mal würde Urs sich der Herausforderung nicht mehr stellen. Natürlich, wer kann schon sagen, dass er mit dem Velo auf dem Kilimandscharo war? Aber für ein nächstes Mal würde er sein Velo wohl in der Kibo-Hütte lassen. Ab dort ist im Downhill vieles fahrbar.
Zum Abschluss der Kilimandscharo-Besteigung gehörte für die Gruppe das Trägerfest. So feierten die Helfer:
Und ganz zum Schluss grüsste auf dem Rückflug der Kilimandscharo die Reisenden zum Abschied.