Roel Paulissen ohne Pneu am Hinterrad. Bild: Gary Perkin/SPORTZPICS
2. April 2008: «Ich kann es nicht glauben!», sagt Roel Paulissen nach der 5. Etappe des Cape Epic. Soeben ist er auf seinem Mountainbike ohne Pneu durch südafrikanisches Gelände gestrampelt. Sein Teampartner wollte schon aufgeben – nun stehen die beiden als Sieger fest.
Das Cape Epic gilt als härtestes Etappenrennen der Welt. Die «Tour de France» des Mountainbikesports beansprucht während acht Tagen die Fahrer genauso wie das Material.
Besonders diese 5. Etappe von Swellendam nach Bredasdorp hat es mit 146 Kilometern Länge in sich. Die Gesamtführenden Roel Paulissen und Jakob Fuglsang liegen komfortabel in Führung, als der Däne Fuglsang einen Platten einfängt. Eigentlich wäre das Malheur in wenigen Sekunden behoben. Doch das Loch ist gross und die beiden haben die falsche Luftpatrone dabei. Aufpumpen geht nicht. Hilfe kommt vom norwegischen Team mit Rune Hoydahl. Aber Paulissen/Fuglsang verlieren zehn Minuten auf die Spitze.
Partner Jakob Fuglsang unterstützt Roel Paulissen, so gut es geht. bild: Gary Perkin/SPORTZPICS
Und die Probleme verfolgen das Leaderduo weiterhin: Schlauch und Pneu halten nicht und fallen bald ab. Das Rennen scheint entschieden. Aber Paulissen, der sich an diesem Tag besser fühlt, will nicht aufgeben. Er schnappt sich das Bike seines Teampartners und fährt auf der Felge weiter. «Was hätten wir auch tun sollen. Wir hatten keine andere Wahl», wird der Belgier im Ziel sagen. Noch gut 20 Kilometer fehlen.
Hier gibt's die Zusammenfassung der 5. Etappe 2008. Ab 1:35 Minuten folgen die Felgenbilder. Video: YouTube/Cycling TV
Obwohl der Weg über unebenes Gelände führt, hält die Felge der Belastung stand. «In den Kurven war es etwas schwierig, aber auf den Teerabschnitten konnte ich gut 30 km/h fahren», staunt Paulissen. Immer wieder schiebt ihn Teamkollege Fuglsang an. So schaffen es die beiden tatsächlich ins Ziel. 8:33 Minuten verlieren sie auf die Tagessieger – das ist immerhin noch Etappenrang 5.
Im Ziel: immer noch mit Vorsprung in der Gesamtwertung. bild: Ron Gaunt/SPORTZPICS
Paulissen staunt noch immer: «Das Rad lief nach dem Ziel noch immer rund. Ich kann es nicht glauben.» In der Gesamtwertung schrumpft der Vorsprung von über 18 auf deren 9:45 Minuten auf Karl Platt und Stefan Sahm. Die nächsten drei Etappen verlaufen mehr oder weniger kontrolliert und so können Paulissen/Fuglsang am Ende den Gesamtsieg feiern.
Übrigens: Bei der Austragung 2016 musste Simon Stiebjahn auf der 5. Etappe ebenfalls ein kurzes Stück auf der Felge fahren, allerdings konnte er das Problem an einem Waterpoint wieder beheben und musste keine 20 Kilometer zurücklegen.
Simon Stiebjahn fährt 2016 ebenfalls kurz auf der Felge. Video: YouTube/World of Freesports
Wer jetzt glaubt, dass man auf der Felge vielleicht ein Stück beim Cape Epic absolvieren kann, aber keinesfalls auf einer Downhill-Strecke – der liegt falsch. Aaron Gwin zeigte dies 2014 eindrücklich auf der Strecke in Leogang:
Video: YouTube/Specialized Bicycles