Schweiz
Coronavirus

Coronavirus: Hohe Zahlen in der Westschweiz trotz strengen Massnahmen

Un soldat de la compagnie sanitaire 1 pendant la prise de temperature par des medecins lors de la mobilisation afin d'intervenir dans le systeme des soins en Suisse romande lors de la crise du Co ...
Ein Soldat unterzieht sich bei der Mobilisierung im Kanton Genf der Fieberkontrolle – ab dieser Woche unterstützt seine Kompanie die Gesundheitsbehörden.Bild: keystone

Zwei Wochen nach den neuen Massnahmen: In diesen Kantonen legt Corona noch immer zu

Ende Oktober hat der Bundesrat mit nationalen Massnahmen nachgelegt. Inzwischen sind die zwei Wochen vergangen, nach denen ein Effekt erkennbar sein soll. In einigen Kantonen geben die Zahlen auch Hoffnung – doch nicht überall.
11.11.2020, 05:4909.03.2021, 11:29
Lea Senn
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Seit dem 29. Oktober 2020 empfiehlt der Bundesrat, im Home Office zu arbeiten und weniger Leute zu treffen. Auch gilt überall Maskenpflicht, wo der Abstand nicht eingehalten werden kann. Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen sind verboten – im privaten Umfeld dürfen sich sogar nur maximal 10 Personen treffen.

>> Coronavirus: Alle News im Liveticker

Bis sich neue Massnahmen auf die Fallzahlen auswirken, dauert es gemäss BAG zwischen 10 und 14 Tage. Diese sind nun verstrichen – und tatsächlich konnte das Wachstum etwas gebremst werden. Die Trendkurve zeigte seit dem 4. November erstmals wieder nach unten (für die letzten Tage werden noch Nachmeldungen erwartet, daher endet die Trendkurve am 5. November).

Fallzahlen in der Schweiz mit Trendkurve

Allerdings wurde selten von einem nationalen Zusammenbruch des Gesundheitswesen gesprochen – vielmehr versuchte man, regionale Engpässe zu vermeiden. Und das gelang bisher nur teilweise.

Auslastung Gesundheitswesen

Anfang dieser Woche lagen 466 Covid-Patienten auf Schweizer Intensivstationen. Dazu kamen nochmals 335 Personen, die aus anderen Gründen auf ein IPS-Bett angewiesen sind. 221 Betten sind noch frei.

Auslastung aller Schweizer Intensivbetten

Eine gesamtschweizerische Auslastung im Bereich von 80 Prozent ist nicht ungewöhnlich. Allerdings konnte man die regionalen Engpässe nicht komplett umgehen. So musste in verschiedensten Spitälern die Kapazität bereits ausgebaut werden, gerade erst gestern in den Kantonsspitälern Aarau und Baden.

Prozentual am stärksten ausgelastet sind die IPS-Betten in der Westschweiz und in Graubünden.

Die höchste Auslastung:

  1. Jura: 7 von 8 Betten in Gebrauch
  2. Freiburg: 25 von 29 Betten in Gebrauch
  3. Wallis: 30 von 35 Betten in Gebrauch
  4. Graubünden: 17 von 20 Betten in Gebrauch
  5. Solothurn: 21 von 25 Betten in Gebrauch

Im Vergleich entspannter ist die Situation in der Ostschweiz und im Kanton Basel-Land – doch auch hier sind natürlich Engpässe im kommenden Winter möglich.

Die tiefste Auslastung

  1. Appenzell Ausserrhoden: 2 von 6 Betten in Gebrauch
  2. Basel-Land: 7 von 20 Betten in Gebrauch
  3. Uri: 3 von 6 Betten in Gebrauch
  4. Nidwalden: 3 von 6 Betten in Gebrauch
  5. Tessin: 38 von 67 Betten in Gebrauch

Auch wenn die Fallzahlen nicht mehr exponentiell ansteigen: Die Situation auf den Intensivstationen dürfte sich wegen der zeitlichen Verzögerung von Hospitalisierungen nicht von heute auf morgen entspannen.

Die Prognose einer ETH-Forschergruppe sagt entsprechend für die Kantone Glarus, Neuenburg und Wallis in sieben Tagen eine höhere Zahl benötigter IPS-Betten voraus, als sie aktuell in den Kantonen zur Verfügung stehen.

Regionale Ansteckungs-Hotspots

In vielen Kantonen stimmen die aktuellsten Entwicklungen trotz sehr hohem Niveau verhalten optimistisch. Nicht so allerdings in der Romandie. Dort verbreitet sich das Virus noch immer sehr schnell – obwohl die Massnahmen in der ganzen Westschweiz über die Vorgaben des Bundes hinaus gehen.

So sind beispielsweise Restaurants und Bars in allen Westschweizer Kantonen geschlossen. Das wirkt sich auch auf die Bewegungsdaten aus: Die Kurve der Mobilität von französischsprachigen Personen in der Schweiz (gelbe Linie) zeigte in den letzten Wochen klar nach unten und liegt aktuell tiefer als die Kurven der Deutschschweizer und der Tessiner.

Bewegungsdaten nach Sprachregion

intervista/kt zürich
Bild: intervista/kt zürich

Gerade der Kanton Genf hat die strengen Massnahmen – maximal 100 Personen für Veranstaltungen und die Schliessung von Gastronomie – bereits im Juli und August eingeführt. Warum sich das nicht vermehrt auf die Hospitalisierungen und Todesfälle auswirkt, ist nicht eindeutig zu sagen. So meinte beispielsweise Antoine Flahault, Direktor an der Universität Genf: «Weshalb Genf so viel mehr Fälle hat als zum Beispiel Basel, ist schwer zu sagen. Ganz ehrlich, ich weiss es nicht.»

Mögliche Erklärungen seien die hohe Einwohnerdichte in Genf und die vielen internationalen Organisationen, die die Reisetätigkeit erhöhen.

Mehr zu der schwierigen Lage in der Westschweiz:

Ausbreitung der Pandemie

Um die Bewegungen einer Pandemie verfolgen zu können, ist eine tiefe Positivitätsrate wichtig. Die von der WHO empfohlenen 5 Prozent überschreitet die Schweiz deutlich.

Die höchsten Positivitätsraten verzeichnen aktuell die Westschweizer Kantone. In Freiburg und Neuenburg fällt aktuell fast jeder zweite Test positiv aus.

Höchste Positivitätsrate

  1. Freiburg: 44,89 Prozent
  2. Neuenburg: 43,67 Prozent
  3. Genf: 38,66 Prozent
  4. Jura: 38,6 Prozent
  5. Wallis: 38,03 Prozent

Die Entwicklung der Pandemie am besten im Griff haben diese Kantone (obwohl auch sie alle deutlich über der empfohlenen Grenze von 5 Prozent liegen):

Tiefste Positivitätsrate

  1. Basel-Stadt: 14,89 Prozent
  2. Basel-Land: 16,27 Prozent
  3. Zug: 18,03 Prozent
  4. Zürich: 19,39 Prozent
  5. Schaffhausen: 20,26 Prozent

Auch auf dieser Karte ist gut erkennbar, dass die Westschweiz zu kämpfen hat:

In den Sommermonaten konnten die meisten Kantone die Positivitätsrate unter 5 Prozent halten. Freiburg und Genf hatten allerdings schon ab Juli Mühe, die Quote tief zu halten. Zusammen mit Neuenburg nehmen sie nun die drei Spitzenplätze ein.

Der gesamtschweizerische Schnitt überschritt die 5-Prozent-Grenze Anfang Oktober. Die neuen Massnahmen Ende Oktober führten immerhin dazu, dass die durchschnittliche Positivitätsrate bei rund 26 Prozent stagnierte.

3 Kantone mit den tiefsten und 3 Kantone mit den höchsten Positivitätsraten

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92 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Kong
11.11.2020 07:09registriert Juli 2017
Da lese ich die Zahlen und bin froh, dass die Ost-CH trendmässig gut dasteht. Im Umfeld hört man vereinzelt von eher leichten Fällen. Dann treff ich meinen Nachbarn der Im Kantonsspital auf der IPS arbeitet und seine Beschreibung der Lage tönt ganz anders. OP Räume die man wegen den Beatmungsgeräten freiräumt, hohe Belegung, schwere (unerklärbare) Fälle.
Nicht so einfach einen moderaten Überblick zu behalten 🤷🏻
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WLAN-Kabelvermietung
11.11.2020 07:43registriert April 2020
Gefährlich finde ich die Zahlen zur IPS-Auslastung. Man zeigt sich da ganz entspannt, normalerweise sei die Auslastung ja auch gerne mal über zwei Drittel. Nicht erwähnt werden die verschobenen Wahleingriffe, wo man zwar einen gewissen Spielraum hat, aber die dann auch irgendwann zu Zwangseingriffen werden. Wenn die Lage nicht schnell verbessert, sterben neben Corona vermehrt Menschen an mangelnder medizinischer Versorgung. Das geht aber irgendwie schnell vergessen
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Aurak_567
11.11.2020 08:32registriert März 2016
Als Basler würde mich interessieren, warum wir vergleichsweise so gut dastehen. Wir haben die höchste kantonale Bevölkerungsdichte, unter den Städten sind wir die einzigen, die mit Genf mithalten können und auch wir haben viel Grenzverkehr nach Frankreich. Trotzdem haben wir die Situation scheinbar gut im Griff (die eher hohe Belegungszahl bei den Betten ist wohl auch auf die tiefe Auslastung in BL zurückzuführen).
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