Seit dem 29. Oktober 2020 empfiehlt der Bundesrat, im Home Office zu arbeiten und weniger Leute zu treffen. Auch gilt überall Maskenpflicht, wo der Abstand nicht eingehalten werden kann. Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen sind verboten – im privaten Umfeld dürfen sich sogar nur maximal 10 Personen treffen.
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Bis sich neue Massnahmen auf die Fallzahlen auswirken, dauert es gemäss BAG zwischen 10 und 14 Tage. Diese sind nun verstrichen – und tatsächlich konnte das Wachstum etwas gebremst werden. Die Trendkurve zeigte seit dem 4. November erstmals wieder nach unten (für die letzten Tage werden noch Nachmeldungen erwartet, daher endet die Trendkurve am 5. November).
Allerdings wurde selten von einem nationalen Zusammenbruch des Gesundheitswesen gesprochen – vielmehr versuchte man, regionale Engpässe zu vermeiden. Und das gelang bisher nur teilweise.
Anfang dieser Woche lagen 466 Covid-Patienten auf Schweizer Intensivstationen. Dazu kamen nochmals 335 Personen, die aus anderen Gründen auf ein IPS-Bett angewiesen sind. 221 Betten sind noch frei.
Eine gesamtschweizerische Auslastung im Bereich von 80 Prozent ist nicht ungewöhnlich. Allerdings konnte man die regionalen Engpässe nicht komplett umgehen. So musste in verschiedensten Spitälern die Kapazität bereits ausgebaut werden, gerade erst gestern in den Kantonsspitälern Aarau und Baden.
Prozentual am stärksten ausgelastet sind die IPS-Betten in der Westschweiz und in Graubünden.
Im Vergleich entspannter ist die Situation in der Ostschweiz und im Kanton Basel-Land – doch auch hier sind natürlich Engpässe im kommenden Winter möglich.
Auch wenn die Fallzahlen nicht mehr exponentiell ansteigen: Die Situation auf den Intensivstationen dürfte sich wegen der zeitlichen Verzögerung von Hospitalisierungen nicht von heute auf morgen entspannen.
Die Prognose einer ETH-Forschergruppe sagt entsprechend für die Kantone Glarus, Neuenburg und Wallis in sieben Tagen eine höhere Zahl benötigter IPS-Betten voraus, als sie aktuell in den Kantonen zur Verfügung stehen.
In vielen Kantonen stimmen die aktuellsten Entwicklungen trotz sehr hohem Niveau verhalten optimistisch. Nicht so allerdings in der Romandie. Dort verbreitet sich das Virus noch immer sehr schnell – obwohl die Massnahmen in der ganzen Westschweiz über die Vorgaben des Bundes hinaus gehen.
So sind beispielsweise Restaurants und Bars in allen Westschweizer Kantonen geschlossen. Das wirkt sich auch auf die Bewegungsdaten aus: Die Kurve der Mobilität von französischsprachigen Personen in der Schweiz (gelbe Linie) zeigte in den letzten Wochen klar nach unten und liegt aktuell tiefer als die Kurven der Deutschschweizer und der Tessiner.
Gerade der Kanton Genf hat die strengen Massnahmen – maximal 100 Personen für Veranstaltungen und die Schliessung von Gastronomie – bereits im Juli und August eingeführt. Warum sich das nicht vermehrt auf die Hospitalisierungen und Todesfälle auswirkt, ist nicht eindeutig zu sagen. So meinte beispielsweise Antoine Flahault, Direktor an der Universität Genf: «Weshalb Genf so viel mehr Fälle hat als zum Beispiel Basel, ist schwer zu sagen. Ganz ehrlich, ich weiss es nicht.»
Mögliche Erklärungen seien die hohe Einwohnerdichte in Genf und die vielen internationalen Organisationen, die die Reisetätigkeit erhöhen.
Um die Bewegungen einer Pandemie verfolgen zu können, ist eine tiefe Positivitätsrate wichtig. Die von der WHO empfohlenen 5 Prozent überschreitet die Schweiz deutlich.
Die höchsten Positivitätsraten verzeichnen aktuell die Westschweizer Kantone. In Freiburg und Neuenburg fällt aktuell fast jeder zweite Test positiv aus.
Die Entwicklung der Pandemie am besten im Griff haben diese Kantone (obwohl auch sie alle deutlich über der empfohlenen Grenze von 5 Prozent liegen):
Auch auf dieser Karte ist gut erkennbar, dass die Westschweiz zu kämpfen hat:
In den Sommermonaten konnten die meisten Kantone die Positivitätsrate unter 5 Prozent halten. Freiburg und Genf hatten allerdings schon ab Juli Mühe, die Quote tief zu halten. Zusammen mit Neuenburg nehmen sie nun die drei Spitzenplätze ein.
Der gesamtschweizerische Schnitt überschritt die 5-Prozent-Grenze Anfang Oktober. Die neuen Massnahmen Ende Oktober führten immerhin dazu, dass die durchschnittliche Positivitätsrate bei rund 26 Prozent stagnierte.
Nicht so einfach einen moderaten Überblick zu behalten 🤷🏻