Die Fallzahlen vom Frühling wurden in der Schweiz schon längst wieder überschritten – von Vergleichen mit den aktuellen Fallzahlen sehen wir jedoch ab, denn inzwischen wird viel mehr getestet. Um die Lage zu vergleichen, gibt es bessere Anhaltspunkte: Lange blieben beispielsweise die Hospitalisierungen und Todesfälle auf deutlich tieferem Niveau als noch im März/April. Inzwischen haben wir dieses Niveau jedoch auch in der zweiten Welle erreicht. Eine Übersicht:
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An den Hospitalisierungen lässt sich klar erkennen, dass die Situation wieder ernst ist. Über 200 Personen pro Tag wurden in der vergangenen Woche neu in ein Spital eingeliefert und bringen das Gesundheitswesen in gewissen Regionen bereits an den Anschlag. Das Niveau von Ende März wurde in den letzten Tagen sogar leicht überschritten.
Seit Ende letzter Woche leidet mehr als die Hälfte aller Patienten auf Schweizer Intensivstationen an Covid-19. Die Anzahl Non-Covid-Patienten hat seit einigen Wochen deutlich abgenommen – teilweise wegen des Operationsstops von nicht dringenden Eingriffen.
Die aktuellsten Daten stammen vom Freitag, 6. November. Demnach lagen vor dem Wochenende 810 Patienten auf Intensivstationen in der ganzen Schweiz, 445 davon leiden an Covid-19. Insgesamt standen 1087 IPS-Betten zur Verfügung. Die Zahlen für's Wochenende erscheinen am Dienstagmorgen.
Zu Spitzenzeiten im Frühling lagen 549 Covid-Patienten auf Intensivstationen – also rund 100 Personen mehr als jetzt.
Keine guten Nachrichten gibt's auch bezüglich Todesfällen. Über 50 Personen sind in der letzten Woche im Schnitt gestorben pro Tag. An Spitzentagen wurden die Rekordwerte vom Frühling bereits überschritten. Eine abnehmende Tendenz ist noch nicht in Sicht – denn für die letzten Tage stehen auch hier noch einige Nachmeldungen aus.
Grosse Veränderungen gegenüber dem Frühling gab es hingegen bei der Positivitätsrate. Während seit der Kapazitätserhöhung im Juni bis Mitte August nie mehr als 5 Prozent aller Getesteten einen positiven Befund erhielten, ist es inzwischen jeder vierte Getestete. Damit steht die Schweiz auch im internationalen Vergleich sehr schlecht da – die Entwicklung der Pandemie ist bei einer solch hohen Dunkelziffer nur sehr schwer abzuschätzen.
Im Peak vom Frühling bewegte sich die Positivitätsrate zwischen 15 und 25 Prozent. Allerdings wurden da in vielen Fällen nur Risikopatienten und Personen mit starken Symptomen getestet – ein Vergleich mit der heutigen Positivitätsrate macht daher wenig Sinn.
Und nun kommen wir wohl zum grössten Unterschied zum Frühling: Die Massnahmen der Regierung und die (damit zusammenhängende) Disziplin der Bevölkerung.« Bleiben Sie zu Hause»-Empfehlungen oder geschlossene Geschäfte gibt es in der aktuellen zweiten Welle nur noch regional, so beispielsweise im Kanton Genf (hier findest du alle kantonalen Massnahmen).
Zwar ruft der Bundesrat dazu auf, Kontakte zu vermindern und im Home Office zu arbeiten. Diese Ende Oktober getroffenen Massnahmen zeigen auch erste Wirkung. So hat die SBB beispielsweise in den Fernverkehrszügen nur noch eine Auslastung von 50 Prozent (im Regionalverkehr sind es noch 70 Prozent).
Auch der Kanton Zürich hat die Beobachtung der Mobilität in Auftrag gegeben. Diese Zahlen zeigen klar, dass die Schweiz insbesondere in der Freizeit weniger unterwegs ist. Allerdings bewegen wir uns noch deutlich über dem Niveau vom März.
Natürlich ist die Situation nicht exakt dieselbe wie im Frühling, obwohl sich die Zahlen zu Hospitalisierungen und Todesfällen ähneln. Denn inzwischen weiss man mehr über das neuartige Coronavirus, Gesundheitseinrichtungen sind besser vorbereitet und die Bevölkerung wurde sensibilisiert. Ob die lascheren Massnahmen in Kombination mit diesen Vorteilen ausreichen, um das Gesundheitssystem nicht flächendeckend zu überlasten, wird sich in den kommenden Tagen und Monaten zeigen.
Dies wird wohl zu einem erheblichen Teil an den veralteten Führungs- und Organisationsmethoden liegen, die in Schweizer Firmen nach wie vor stark verbreitet sind...
Die hiesigen Manager klammer sich vehement an die vermeintliche Kontrolle im Büro...
Das Volk muss endlich lernen, dass wir noch lange mit diesem Virus leben müssen. Auf Abstand und mit Maske. Es kann funktionieren... wenn alle mithelfen!