Per Anfang Woche hat der Kanton Bern Regeln für private Corona-Testzentren erlassen, um den grassierenden Wildwuchs einzudämmen. Mit den neuen Massnahmen sollten Situationen wie bei den Testzelten der Dr. Stoffel-Apotheken in der Berner Innenstadt verhindert werden. watson machte kürzlich publik, dass deren Angestellte hochsensible Daten von getesteten Personen in WhatsApp-Chats mit mehreren dutzend Personen teilen. Und Fotos der Test-Dokumente auf privaten Handys landeten. Der Eidgenössische Datenschützer zeigte sich alarmiert.
Ein Rundgang durch Bern zeigt: Die entsprechenden Testzentren auf dem Casino-, Waisenhaus und Bärenplatz sind inzwischen verwaist und haben ihren Betrieb eingestellt. Zumindest vorübergehend. Die Zelte sind nicht abgebrochen worden, sondern stehen noch immer. «Diese Testzentren haben unsere neuen Vorgaben noch nicht erfüllt. Darum bleiben sie vorderhand zu», sagt Gundekar Giebel, Sprecher der Berner Gesundheitsdirektion, zu watson. Der Bewilligungsprozess sei noch nicht abgeschlossen. Insgesamt seien 15 Gesuche für private Testzentren eingegangen, vier davon im Grossraum Bern. Details über die Mängel darf der Kanton nicht bekanntgeben.
Die verschärften Berner Regeln sehen etwa vor, dass bei den Testzentren ständig eine Ärztin oder ein Apotheker vor Ort sein muss. «Wenn man fixe Vorgaben einhalten muss, trennt sich der Spreu automatisch vom Weizen», sagt Giebel weiter.
Philippe Stoffel, Inhaber der Dr. Stoffel Apotheken, zieht wegen der Auflagen die Reissleine: «Ich habe mich als fachtechnisch verantwortliche Person von Teststellen im Kanton Bern zurückgezogen, um mich auf die Standorte in anderen Kantonen zu konzentrieren, die weiter unter meiner Verantwortung stehen», sagt er zu watson. Seine Firma ist in Rapperswil SG beheimatet und betreibt etwa die Testzentren beim Eishockeystadion der Rapperswil-Jona Lakers.
Mängel hin oder her: Jeden Tag liessen sich bei den Testzentren auf den drei Berner Plätzen hunderte Personen testen, um ihr Covid-Zertifikat für den Restaurantbesuch oder den Discoeintritt zu erhalten.
Kommt es nun zu Engpässen bei der Testkapazität? «Es ist nicht die Aufgabe des Kantons, in den Markt für Freizeittests einzugreifen. Wir stellen bloss die Regeln auf», sagt Giebel dazu. Wer einen Verdacht auf eine Corona-Infektion habe, könne sich jederzeit in Apotheken, Spitälern, bei Hausärzten oder kantonalen Testzentren auf Covid testen lassen. Dies praktisch ohne Wartezeiten, so Giebel.
Der Marktführer bei den Freizeittests in Bern ist die Firma Mediacare, die beim Bollwerk Tests für 11 Franken anbietet. «Die Nachfrage ist grösser geworden, weil unser Preis sehr fair ist», sagt Geschäftsführer Jan Kamarys. Die Testzelte des anderen Anbieters seien von der Bevölkerung wegen der negativen Berichterstattung ohnehin gemieden worden.
Bald gibt es aber weitere Test-Möglichkeiten für Berner Nachteulen. Laut unbestätigten Informationen von watson sollen bereits am Freitag neue Testcenter eröffnet werden. Und zwar nicht in schäbigen Testzelten, sondern in Containern. Nämlich dort, wo vorher die getadelten Test-Zelte standen.
Also anders ausgedrückt
"ich mache nur noch dort weiter, wo ich keine Vorgaben einhalten muss" ?
Aktuell ist dort die Wartezeit kürzer.