Wir sind immer noch etwas verwirrt von den «zero points» für «Voyage» am Eurovision Song Contest – von diesem niederschmetternden Publikumsverdikt. Doch das Ergebnis täuscht. Jetzt zeigt sich, dass der Song von Zoë Më sehr wohl sein Publikum findet. Nicht nur bei Spezialisten und in Nischen, sondern auch bei einer internationalen Hörerschaft.
Bei den «Spotify Daily Viral Songs Global»-Charts liegt «Voyage» aktuell auf Platz 8, Tendenz steigend.
«Viral Global» ist eine Hitliste, die täglich erhoben wird und anzeigt, welche Songs sich auf internationaler Ebene gerade rasend schnell und weit verbreiten.
Der österreichische ESC-Sieger JJ steht mit «Wasted Love» auch bei «Viral Global» deutlich an der Spitze. Der Countertenor kam insbesondere bei der Gen Z an. Die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen stellt den Grossteil der weltweiten Streams. Gefolgt wird «Wasted Love» vom Song «Espresso Macchiato» des estnischen Sängers Tommy Cash (Platz 3) und, etwas überraschend, vom deutschen Beitrag «Baller» vom Duo Abor & Tynna, das am ESC bloss den 15. Platz belegte.
Mit etwas Abstand folgt schon die Schweizer Sängerin Zoë Më. Von allen 37 ESC-Songs ist «Voyage» der Song, der weltweit aktuell am viertstärksten gestreamt wird. Bisher 6,3 Millionen Mal, bei 1,6 Millionen Hörerinnen und Hörern. Das ist überraschend und Balsam auf die geschockte Seele der Schweizer ESC-Freunde. Die Geschichte der ESC-Kandidatin Zoë Më geht international also weiter.
Überhaupt sind die aktuellen Streaming-Zahlen sehr aufschlussreich und relativieren das zum Teil doch sehr überraschende Publikumsvoting am ESC. Die grosse Siegerin im Publikumsvoting, die Israelin Yuval Raphael, liegt bei «Viral Global» erst auf Platz 13 – notabene hinter «Voyage» und sogar noch hinter dem fast avantgardistischen Beitrag «Bur man leimi» der sechs lettischen Gesangselfen Tautumeitas sowie der litauischen Depro-Rocker Katarsis. Das heisst: Das Publikum hat am letzten Samstag zwar eifrig für Yuval Raphael abgestimmt, aber hört den Song «New Day Will Rise» nicht unbedingt.
Rehabilitiert wird bei «Viral Global» nicht nur Zoë Më, sondern auch das englische Frauentrio Remember Monday, deren Titel «What The Hell Just Happened» wie «Voyage» vom Publikum abgewatscht wurde und keine Punkte erhielt. Hier wird der Song als achtbester ESC-Song gelistet. Und sogar der armenische Song «Survivor» von Park, bei dem der Schweizer Songwriter Benji Alasu mitwirkte, zählt hier zu den meistgestreamten ESC-Songs.
Es ist halt kein spontaner Gassenhauer, der von einer heissen Braut in einem knappen Outfit präsentiert wurde.
Es ist ein Stück das wächst & lange bleibt. Gut gemacht, Zoe!