Der Gewerbeverband ist nicht zufrieden. Für ihn gehen die geplanten Öffnungen am 1. März viel zu wenig weit. Die Gastronomie ist erst recht sauer. Sie darf wohl frühestens an Ostern – teilweise – öffnen. So sieht es der Bundesrat vor, der heute einen detaillierten Weg aus dem Teil-Lockdown skizziert hat.
Definitiv entscheiden wird er erst in einer Woche und nach Rücksprache mit den Kantonen. Die schrittweisen Lockerungen aber machen Sinn. Sie nehmen Rücksicht auf die anhaltend instabile epidemiologische Lage. Die Fallzahlen sinken tendenziell, aber nur langsam, und die mutierten Varianten des Coronavirus sorgen für zusätzliche Unsicherheit.
Einfach abwarten konnte die Landesregierung nicht, dafür sind der Druck von Seiten der Wirtschaft und der wachsende Überdruss in der Bevölkerung zu gross. Sie plant deshalb einen ersten und vor allem vorsichtigen Schritt am 1. März: Die Läden sollen mit beschränkter Kapazität wieder öffnen, ebenso Museen oder die Aussenbereiche von Zoos.
Sport und andere Freizeitaktivitäten sollen ebenfalls wieder möglich sein, besonders für die Jungen. Sie leiden stark unter den Einschränkungen aufgrund der Pandemie. «Die Jungen bezahlen einen hohen Preis», sagte Gesundheitsminister Alain Berset. Eher bemüht wirkten hingegen die Durchhalteparolen von Bundespräsident Guy Parmelin.
Schwierig bleibt es so oder so. Die Neuinfektionen entwickeln sich ziemlich genau nach den Berechnungen der Taskforce, und die gehen von einem erneuten Anstieg in den nächsten Wochen aus, wegen den mutierten Varianten. Gleichzeitig kommen die Impfungen schleppend voran. Erst etwas mehr als 100’000 Personen wurden in der Schweiz zweimal geimpft.
Deshalb ist der Plan des Bundesrats gleichzeitig vorsichtig und mutig. Die Schweiz geht mit den geplanten Öffnungen am 1. März weiter als die meisten europäischen Länder und damit ein Risiko ein. Nur schon die Ausweitung der privaten Treffen im Freien von 5 auf 15 Personen sorgt für eine Vermehrung der Kontakte und der Ansteckungsgefahr.
Vielleicht steht der Bundesrat deshalb bei der Gastronomie auf die Bremse. Die Restaurants sollen erst vor Ostern öffnen, und auch dann nur auf der Terrasse. Dafür müssen klar definierte Richtwerte bei den Infektionen und der Auslastung der Spitäler erfüllt sein. Bei einer Verschlechterung könnte eine Öffnung der Gastrobetriebe in weite Ferne rücken.
Dies kann ein Anreiz sein für die Bevölkerung, die gerne wieder auswärts essen oder ein Bier trinken möchte. Für die betroffenen Wirte aber ist es brutal. Viele haben bereits aufgegeben. Für jene, die ausharren, müssen die Kantone endlich Entschädigungen zahlen. Finanzminister Ueli Maurer hat dafür erneut Geld in die Hand genommen.
Der Bundesrat riskiert mit seinem Öffnungsplan einen Spagat auf dem Hochseil. Die Absturzgefahr ist beträchtlich. Wenn die Bevölkerung die Signale richtig deutet, kann er gelingen. Sonst ist der Plan vielleicht schon am nächsten Mittwoch Makulatur.
Ein paar haben Glück gehabt und werden den ganzen Pandemie-Schrott gesundheitlich und finanziell überleben.
Ein paar haben halt Pech gehabt und sind langfristig krank, gestorben oder gehen Pleite.
Bei mir beginnt der unvermeidliche Gang zur Fürsorge ab jetzt in ca. 2 Monaten.
Ich sehe bei Bund und Kanton weder Mut, noch Kompetenz. Ich sehe Knausrigkeit und Inkompetenz und Inkonsequenz.
Das sehe ich und nichts anderes.
Und nun lasst es Blitze regnen, das ändert an meinen Realitäten nichts
Der Artikel selber durchzieht leider ein gewisser Grundpessimismus, den ich nicht teile.
"Die Lage sei Instabil und man könne den Effekt der Virusmutationen nicht abschätzen."
Das stimmt, aber was ergibt sich daraus?
Dass ist halt einfach die Zukunft bis zur Impfung, aber soll man deswegen einfach den Lockdown ewig verlängern? Keine Glaskugel = keine Lockerung?
Der Effekt der Mutationen kann man seit Anfang Jahr nicht Abschätzen, ich würde das als tendenziell gutes Zeichen wetten, dass man auch nach so langer Zeit keinen Effekt sieht.