Das Kunsthaus Zürich ist dem Verkehrshaus in Luzern das am zweitmeisten besuchte Museum der Schweiz, im letzten Jahr verzeichnete man zum zweiten Mal in Folge über eine halbe Million Besucherinnen und Besucher. Dennoch sorgte das Zürcher Kunsthaus in dieser Woche für Negativschlagzeilen: Es klafft ein Millionendefizit.
Die Jahresrechnung schloss mit einem Verlust von 1,58 Millionen Franken, einem Fehlbetrag, der rund 170'000 Franken grösser ist als noch 2022. Das Finanzloch der Kunstgesellschaft, welche das Museum betreibt, ist im Jahr 2023 von 2,8 Millionen auf knapp 4,5 Millionen gewachsen.
Einen Tag nach der Hiobsbotschaft hat das Zürcher Kunsthaus dargelegt, wie es zum Finanzloch kommen konnte. Hauptgrund war gemäss eigenen Angaben die Eröffnung des Chipperfield-Baus, die viel mehr Ausgaben mit sich brachte als angenommen.
Die Eröffnung des Neubaus im Herbst 2021 habe wegen der Verdoppelung der bisherigen Ausstellungsfläche zu viel höheren Personalausgaben im Bereich Besucherservice und Sicherheit geführt, teilte das Kunsthaus am Mittwoch mit. «Diese zwangsläufig höheren Betriebskosten wurden bei der Erweiterung nicht ausreichend antizipiert.»
Auch eine externe Prüfung der Strukturen und Abläufe zeigte, dass das Kunsthaus offenbar schlecht auf «die neue Realität eines doppelt so grossen Hauses vorbereitet war». Es wurde vom Aufwand also kalt erwischt und musste mehr Personal einstellen.
Was ebenfalls zum Finanzloch führte, war das Fehlen eines dritten Firmensponsors, der für einen wirtschaftlichen Betrieb des Kunsthauses eigentlich notwendig wäre. Allerdings wurde dieser Geldgeber bis heute nicht gefunden. «Das bleibt eine wichtige Zielsetzung», schreibt das Kunsthaus dazu. Die beiden bisherigen «Corporate Partner» sind UBS und Swiss Re.
Weitere Gründe für die finanzielle Schieflage sind unter anderem sinkende Besucherzahlen, die Schliessung des Museumsshops wegen einer Asbestsanierung und die Zwischenlagerung von Kunstwerken. Diese Zwischenlagerung wurde wegen der verzögerten Inbetriebnahme des Chipperfield-Baus notwendig. Das Ausmass der Lagerkosten wurde offenbar erst im vergangenen Jahr klar.
«Der Vorstand der Kunstgesellschaft ist sich bewusst, dass die Transformation des Kunsthaus Zürich mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird», lässt sich Direktor Philipp Hildebrand zitieren. Ziel sei es, das Defizit bis 2028 auszugleichen.
Die mit 4,5 Millionen Franken verschuldete Kunstgesellschaft erwägt nun, bei der Stadt und beim Kanton Zürich um eine Subventionserhöhung anzufragen. Auch die Besuchenden dürften die Sanierungsmassnahmen zu spüren bekommen: Die Preisgestaltung, also die Ticketpreise, und die Anzahl der Ausstellungen sollen ab 2025 «neu definiert werden». (pre/sda)