Diese Woche hat das Bundesamt für Statistik die Schweizerische Gesundheitsbefragung von 2022 veröffentlicht. Die Studie ist sehr umfassend und klappert jegliche Themen rund um den Gesundheitszustand der Schweizer Bevölkerung ab. Das BFS führt diese Umfrage seit 1992 alle fünf Jahre durch. Um nicht den Überblick zu verlieren, sind hier die wichtigsten Erkenntnisse.
Laut der Befragung ging es den Schweizerinnen und Schweizern 2022 im Allgemeinen sehr gut. Im Vergleich zu den Vorjahren veränderten sich diese Zahlen kaum. Auch zwischen den Geschlechtern gab es diesbezüglich keine grossen Unterschiede.
Im Vergleich aller Sprachregionen ist die Lebensqualität der Deutschschweizerinnen und -schweizer am höchsten. Über 93 Prozent gaben in dieser Region an, eine sehr gute Lebensqualität zu haben.
Im Jahr 2022 bezeichneten rund 71 Prozent der Bevölkerung ihre Zahngesundheit als gut. Besonders Frauen gaben an, dass ihre Zähne in gutem Zustand sind.
Rund 40 Prozent hatten einen Zahnersatz (Kronen, Brücken, Implantate, Gebisse). Damit sank der Anteil seit 2002 (53 Prozent). Der Anteil der Zahnspangen-Tragenden belief sich unter den 15- bis 24-Jährigen auf 63 Prozent.
In der Zahngesundheit zeigten sich deutliche soziale Unterschiede. So schliesst sich aus der Umfrage, dass Menschen mit einem tieferen Bildungsstand schlechtere Zähne haben. Menschen mit einer Tertiärbildung gaben deutlich häufiger an, dass ihre Zähne in gutem Zustand sind als Menschen, die einen obligatorischen Schulabschluss als höchsten Bildungsstand haben.
Passend zur Gesundheit der Zähne gab es in der Studie auch die Umfrage über den Konsum von Süssgetränken. Besonders junge Menschen konsumieren vermehrt gezuckerte Drinks. Rund 10,3 Prozent der 15- bis 24-Jährigen trinken diese sogar mehrmals täglich. Zudem sind bei Männern sogenannte Softdrinks beliebter als bei Frauen.
Im Durchschnitt sind Frauen in der Schweiz ungefähr 65 Kilogramm schwer und Männer etwa 80,6 Kilogramm. Die Erhebung zeigt, dass das Gewicht mit zunehmendem Alter zuerst höher wird und dann im fortgesetzteren Alter wieder abnimmt.
Eine weitere spannende Beobachtung konnte bei der Körpergrösse gemacht werden. Je höher der Bildungsstand, desto grösser sind die Menschen im Durchschnitt, so die Erhebung. Diese Beobachtung bestätigte sich in jedem Erhebungsjahr. Es ist jedoch davon auszugehen, dass es sich bei dieser Beobachtung nur um einen Zufall handelt.
Schlafstörungen sind in der Schweiz eine Volkskrankheit. Ein Drittel der Bevölkerung litt 2022 unter Schlafstörungen. Bei 7 Prozent waren sie so schlimm, dass sie als krankhaft galten, 26 Prozent klagten über mittlere Schlafprobleme.
Im Geschlechter-Vergleich haben 37 Prozent der Frauen und 29 Prozent der Männer einen schlechten Schlaf. Zudem nahmen 2022 Schlafstörungen mit steigendem Alter zu. Der Vergleich zu den Vorjahren zeigt, dass es noch nie so viele Schlafstörungen gab wie in der aktuellen Erhebung von 2022.
Eine weitere Volkskrankheit ist Stress. Obwohl 85 Prozent der Befragten ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut einschätzten, litten 25 Prozent in den vier Wochen vor der Befragung an starken körperlichen Beschwerden. Diese waren gemäss dem BFS auf psychosoziale Merkmale zurückzuführen, etwa auf Stress.
Die häufigsten körperlichen Beschwerden waren mit 46 Prozent allgemeine Schwäche und mit 45 Prozent Rücken- oder Kreuzschmerzen. Mit einem Anteil von 54 Prozent berichteten Frauen am häufigsten über allgemeine Schwächezustände. Bei den Männern herrschten mit 40 Prozent der Nennungen Rückenschmerzen vor. Diese Beschwerden stiegen seit 1992 an.
Rund 22 Prozent der Erwerbstätigen gaben zudem an («trifft voll und ganz zu» und «trifft eher zu»), bei der Arbeit emotional verbraucht zu sein. Besonders Frauen sind davon belastet (24,7 Prozent).
In der Schweiz rauchten 2022 rund 16,1 Prozent täglich. Davon waren 18,3 Prozent Männer und 14 Prozent Frauen. Zusammen mit den gelegentlichen Raucherinnen und Rauchern waren es sogar 23,9 Prozent schweizweit.
Besonders 35- bis 44-Jährige konsumieren häufig Tabak. Die Statistik zeigt, dass im hohen Alter der Tabakkonsum stark abnahm. Nur noch 6,6 Prozent der Bevölkerung rauchten im Alter von 75 Jahren oder älter noch Zigaretten.
Besonders Menschen ab 65 Jahren gaben an, täglich Alkohol zu konsumieren. Bei den Männern sind es ab 75 Jahren sogar 36,8 Prozent. Grundsätzlich konsumieren Männer deutlich mehr Alkohol als Frauen. Zudem zeigt die Erhebung, dass Frauen öfters ganz auf Alkohol verzichten als Männer.
Im Vergleich zu den Jahren zuvor ist der tägliche Alkoholkonsum deutlich zurückgegangen. Das hängt wahrscheinlich mit dem gesteigerten Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung zusammen.
Acht Prozent der Schweizerinnen und Schweizer (15 bis 64 Jahre) und vor allem die Jüngeren konsumierten im Jahr vor der Erhebung Drogen.
Die Befragung zeigt, dass Männer im Vergleich zu Frauen deutlich mehr Drogen konsumierten. Rund 5,5 Prozent der Männer gaben an, in den letzten 30 Tagen Drogen konsumiert zu haben. Bei den Frauen waren es 2,5 Prozent. Zudem fällt auf, dass besonders Westschweizerinnen und -schweizer häufiger Drogen konsumierten. Tessinerinnen und Tessiner waren diesbezüglich deutlich zurückhaltender.
Der Cannabis-Konsum änderte sich gegenüber 2017 oder 2002 kaum. 18 Prozent der 15- bis 24-Jährigen und 12 Prozent der 25- bis 34-Jährigen griffen im letzten Jahr zu Cannabis.
Auffällig ist jedoch, dass der Konsum harter Drogen wie Heroin, Kokain, Speed oder Ecstasy seit 2002 stieg. Rund 1,9 Prozent der Schweizer Bevölkerung haben 2022 harte Drogen konsumiert, das sind ungefähr 105'398 Menschen.
Rauschmittel verwendeten drei Prozent der 15- bis 24-Jährigen und vier Prozent der bis 25- bis 34-Jährigen. 2002 waren es jeweils ein Prozent. Insbesondere der Kokainkonsum wuchs.
In der Erhebung überraschten besonders die Ergebnisse zum Medikamentenkonsum. 2022 haben 55 Prozent der Bevölkerung sieben Tage vor der Befragung ein Medikament eingenommen. Besonders der Verbrauch von Schmerzmitteln zeigte nach oben. watson hat dazu eine eigene Story geschrieben. 👇