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Festival-Sommer 2022: Organisatoren ziehen Bilanz

Endlich wieder Openairs – so war der Festival-Sommer 2022

Die Schweiz strömte diesen Sommer nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause in Scharen auf die Festival-Gelände des Landes. Die Veranstalter von Royal Arena und Co ziehen Bilanz.
29.08.2022, 13:4930.08.2022, 06:03
Anna Böhler
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Die gesamte Kulturbranche litt unter der Corona-Pandemie – hart getroffen hat es auch die grossen Festivals, die zum Schweizer Sommer gehören, wie das Böötle auf der Aare, Rakete-Glace und leere Züge. Zwei Jahre lang durfte sich niemand über Schuhe voller Schlamm und die Schlange vor der Dusche aufregen (oder zumindest nicht so richtig) – 2022 gaben die Openairs ein Comeback, das sich sehen lassen kann. Die Veranstalter ziehen Bilanz.

Hip-Hop bei Biel

Royal Arena 2022
Bild: Royal Arena

Das Royal Arena in Orpund bei Biel feiert nicht nur die Musik der Hip-Hop-Szene, sondern auch alles, was sonst noch zu deren Kultur gehört: Breakdance, MCing, DJing und Graffiti. Letztes Wochenende fand es endlich wieder statt: mit 15'000 Besucherinnen und 36 Konzerten. 600 Helfer machten es möglich, dass trotz launischem Wetter und der Absage des Headliners «The Game» alles rund lief.

Und auch neben den Bühnen war viel los: 32 Tänzer waren dabei am «Breaking Battle» und 21 Künstlerinnen haben 120 Spraydosen geleert mit ihren Graffitis. Während 2 Tagen schaufelte die Bar ausserdem 3500 kg Eis in die Becher durstiger Besucher.

Der Co-Organisator des Festivals, Lukas Hohl, zieht folgendes Fazit:

«Das Festivalcomeback in Orpund ist geglückt und wir sind froh, dass wir nach zwei Jahren Abwesenheit endlich wieder zurück sind.

Es ist uns immer wieder eine Freude, die Hip-Hop Kultur mit all ihren Facetten in Orpund zu zelebrieren. Obwohl wir dieses Jahr im Bereich Booking sehr schwierige Zeiten erlebten (Headliner Absagen etc), sind wir mit dem Comeback sehr zufrieden und freuen uns bereits jetzt auf die Ausgabe 2023. Es wird fantastisch!»

Zurück in Winterthurs Altstadt

Nach drei Jahren Zwangspause durfte nun die 47. Ausgabe der Winterthurer Musikfestwochen wieder in der Altstadt stattfinden. Etwa 60'000 Besucher strömten während 12 Tagen nach Winterthur, um gut 100 Konzerte und Veranstaltungen zu besuchen. Der Ansturm war so gross, dass die Eingänge teilweise geschlossen werden mussten, da die maximale Besucherzahl erreicht worden war. Insgesamt leisteten rund 1000 freiwillige Helferinnen 28'000 Stunden Freiwilligenarbeit.

Winterthurer Musikfestwochen 2022
Bild: Winterthurer Musikfestwochen

Ein besonderes Augenmerk galt dieses Jahr der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit. Ein Awareness-Team sorgte dafür, dass die Gäste ein sicheres Festivalerlebnis hatten – 19 Interventionen wurden registriert, die meisten davon drehten sich um Sexismus. Zudem wurde ein Zeichen gesetzt für den Umweltschutz: Die Acts wurden angehalten, bei Möglichkeit mit dem Zug anzureisen – dafür übernahmen die Organisatoren die Hälfte der Reisekosten. Und auch kulinarisch versuchte man mittels mehr vegetarischem Essensangebot CO2 einzusparen.

Eine Premiere gab es zudem im Bereich Inklusion: Das Konzert der Band «Phenomden & The Scrucialists» wurde live auf der Bühne verdolmetscht, so, dass auch Gehörlose in den Genuss des Auftritts kamen. David Egg, Kommunikationsverantwortlicher der Winterthurer Musikfestwochen, ist mit dem diesjährigen Festival zufrieden:

Winterthurer Musikfestwochen 2022
Rechts auf der Bühne ist eine Dolmetscherin zu sehen.Bild: Winterthurer Musikfestwochen
«Die Musikfestwochen sind wieder zu Hause – mitten in der Winterthurer Altstadt. Da, wo wir seit 47 Jahren hingehören. Wir sind überwältigt von den vielen Besucher und Besucherinnen, der zauberhaften Stimmung und den zahllosen positiven Rückmeldungen. Unser immenser Aufwand hat sich gelohnt. Wir sind sehr dankbar.

Und ich glaube, die Festivalschweiz hat ihre Wiederauferstehung erlebt. Das ist schön zu sehen, auch wenn noch nicht alle ganz da stehen, wo sie einmal waren. Ich bin gespannt, wie es im Jahr 2023 aussehen wird.

Einerseits dürfte mit mehr Planungssicherheit das (Über-)Angebot nochmals zunehmen und die Vorsicht bei den Gästen sinken. Andererseits sind dann all die verschobenen Touren nachgeholt und keine Unmengen alter Tickets mehr vorhanden (wie etwa beim OASG). Es könnte also in beide Richtungen herausfordernd werden für die Veranstalter und Veranstalterinnen.»

Musik, Sport und Kultur vereint

Am Lakelive in Biel wurde nicht nur fleissig getanzt und gesungen, sondern auch Sport gemacht. Neben den 45 Konzerten gab es am 9-tägigen Festival auch 118 Sportworkshops und 53 verschiedene Kulturaktivitäten zu besuchen. Diese reichten vom Tauchen im Container über Break-Dance-Stunden bis zu Poetry-Slam.

Tauchen im Container Lakelive Festival 2022
Hier wird gerade im Container getaucht.Bild: Lakelive

Alles in allem war die Stimmung friedlich – der Rettungsdienst musste fünfmal ausrücken, da es bei den Sportworkshops zu kleinen Verletzungen kam. Auch mit dem Wetter hatten die Veranstalter Glück. 800 Helfer stellten sicher, dass alles nach Plan lief. Co-Organisator Lukas Hohl zieht eine positive Bilanz:

«Wir blicken auf ein einzigartiges und erfolgreiches Lakelive Festival 2022 zurück. Während neun Tagen konnten wir Musik, Sport & Kultur direkt am Bielersee geniessen. Die Leute verstehen nach der dritten Ausgabe nun unser Konzept und es macht uns unglaublich stolz und glücklich, die Freude und Dankbarkeit der 85’000 Besucher und Besucherinnen zu spüren. Zu den Highlights gehörte die Drohnenshow und die Auftritte von Jan Delay, Patent Ochsner, Carlos Vives und Damian Marley. Das Comeback ist uns geglückt!»

Quasi ausverkauft

Openair Gampel
Bild: Openair Gampel

Auch das Openair Gampel ist zufrieden mit der diesjährigen Ausgabe. Nachdem letztes Jahr bloss ein kleines Festival möglich war, wurden dieses Mal 98'000 von 100'000 Tickets verkauft. Die maximale Besucherzahl pro Tag wurde von 35'000 auf 25'000 Personen reduziert, damit die Besucherinnen mehr Platz haben zum tanzen.

Während vier Tagen traten 37 Bands und 60 DJs auf. Trotz des unberechenbaren Wetters, war die Stimmung gut und vor allem friedlich – auch die Sicherheitsabteilung des Festivals zieht eine gute Bilanz. Aufgrund der vielen verschobenen Konzerte war der Musikmix dieses Jahr besonders bunt: zu hören gabs Pop, Rock, Hip-Hop, Dance, Metall und auch Folklore. Der Medienchef Olivier Imboden sagt dazu Folgendes:

«Wir sind sehr zufrieden. Es war eine Party wie zu Zeiten vor Corona. Die Erfahrungen, welche wir aus der letztjährigen kleineren Ausgabe zogen, wurden umgesetzt und haben sich bewährt. Im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit haben wir mehr Platz und Raum geschaffen und die Besucher waren begeistert.»
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