Heute ist Weltvegantag. Der Begriff «vegan» ist schon lange kein Fremdwort mehr. Im Supermarkt ist das Angebot an veganen und vegetarischen Lebensmittel im Verlauf der letzten Jahre explodiert. Es gibt ganze Regale voll mit Plant based Produkten. Jene Personen, die sich seit längerem vegan ernähren, befinden sich heute im «veganen Himmel». Veganes Fondue, veganer Lachs, veganes Cordon Bleu, veganes Tiramisu – was früher unmöglich erschien, gibt es nun plötzlich in fast jedem Supermarkt.
Viele Kaffis bieten nicht mehr nur Kuhmilch an, sondern haben auch Milchalternativen, die beliebt sind. Auf Social Media sind vegane Influencer nicht mehr wegzudenken und auch in Restaurants sind immer mehr vegane Menüs auf der Speisekarte zu finden. Es scheint, als hätte die vegane Bewegung schon den Mainstream erreicht. Doch ist das wirklich so? Diese Zahlen und Fakten geben einen Überblick.
In der Schweiz führt die Werbemedienforschung WEMF die grösste jährliche Konsumentenumfrage (MACH Consumer) durch. Dabei wird gemessen, was für Essgewohnheiten die Schweizer Bevölkerung pflegt.
Rund fünf Prozent der Schweizer Bevölkerung ernährt sich 2023 vegetarisch oder vegan. 24 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer geben an, ihren Fleischkonsum bewusst zu reduzieren und gehören zu den Flexitariern. Mit 71 Prozent klar die Mehrheit der Bevölkerung isst aber Fleisch und zählt somit zu den Omnivoren.
Die Studie zeigt auf, dass immer mehr Menschen zu Ersatzprodukten greifen – und zwar auch diejenigen, die sich nicht zu den Vegetarierinnen und Vegetarier zählen. So geben rund 21 Prozent der Schweizer Bevölkerung an, mindestens einmal wöchentlich ein pflanzenbasiertes Ersatzprodukt zu konsumieren. Auffällig ist, dass die Mehrheit der Konsumierenden, die Ersatzprodukte kaufen, Personen sind, die regelmässig oder gelegentlich Fleisch essen. Dies zeigt auf, dass Ersatzprodukte keine Nischen mehr bedienen, sondern eine breite Zielgruppe.
Die Schweiz ist bekannt für ihre Spezialitäten, wie Fondue, Raclette, Käse und Schoggi – das ist alles andere als vegan. Trotz des grossen Angebots an pflanzenbasierten Produkten sind Veganerinnen und Veganer in der Schweiz deutlich in der Unterzahl. 2022 zählte der Verein Swissveg in der Schweiz rund 304'000 Vegetarierinnen und Vegetarier, davon sind 42'000 vegan.
Was überrascht, ist der grosse Unterschied zwischen Männer und Frauen. Deutlich mehr Frauen ernähren sich vegetarisch oder vegan. So sind mehr als 60 Prozent aller Vegetarierinnen und Vegetarier weiblich, bei den Veganerinnen und Veganern sind es gar über 80 Prozent. Rund 37 Prozent der vegetarisch lebenden Menschen sind Männer. Bei den Veganerinnen und Veganer sind knapp 17 Prozent Männer.
Beim Alter zeigt die Auswertung von Swissveg, dass besonders jüngere Menschen auf den Konsum von tierischen Produkten verzichten. So sind fast 50 Prozent der Vegetarierinnen und Vegetarier unter 34 Jahre alt, bei den Veganerinnen und Veganer sind es sogar mehr als 55 Prozent. Zudem fällt auf, dass besonders ältere Menschen keine veganen und vegetarischen Produkte kaufen.
Knapp 44 Prozent der Menschen in der Schweiz, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, kommen aus der Deutschschweiz. Etwas mehr als 30 Prozent der Vegetarier/-innen und Veganer/-innen kommen aus der italienischen Schweiz. 25 Prozent der Vegetarier/-innen und Veganer/-innen kommen aus der Westschweiz.
Im Supermarkt hat das Sortiment an veganen und vegetarischen Produkten in den letzten Jahren enorm zugenommen. Das zeigt auch der Plant Based Food Report von Coop: Die Umsatzentwicklung der Fleisch-Ersatzprodukte des Detailriesen hat gerade in den letzten Jahren einen enormen Sprung gemacht. Coop hat im Jahr 2022 einen Umsatz von mehr als 17 Millionen Franken mit Schnitzel-Ersatzprodukten erzielt. Diese gehören zu den beliebtesten Fleisch-Ersatzprodukten der Coop-Konsumentinnen und Konsumenten.
Coop führt das breiteste Sortiment an vegetarischen und veganen Produkten im Schweizer Detailhandel. Auf Anfrage hat uns Mediensprecher Caspar Frey von Coop Auskunft über das vegetarische und vegane Sortiment gegeben:
Von allen Schweizer Gemeinden werden in Zürich am meisten vegane Produkte gekauft. Die Menschen in Baden haben es besonders auf die veganen Käsealternativen abgesehen. Bei den Fleischalternativen haben es dieses Jahr zwei Gemeinden neu unter die Top 15 geschafft: Rapperswil-Jona SG und Uster ZH.
Veganismus und Vegetarismus ist auch global gesehen ein riesengrosses Thema. Auf Fleisch verzichten am meisten Menschen in Asien. So zählt das globale Marktforschungsunternehmen The Nielsen Company in ihrer Studie in Asien 19 Prozent Vegetarierinnen und Vegetarier und neun Prozent Veganerinnen und Veganer. Am wenigsten vegetarisch und vegan lebende Menschen gibt es in Europa. Nur 5 Prozent leben vegetarisch und 2 Prozent vegan.
Der höchste Anteil an Vegetarierinnen und Vegetarier lebt in Indien. Rund 38 Prozent der indischen Bevölkerung lebt vegetarisch. Das sind mehr als 508 Millionen Menschen. Auch in Mexiko ist der Anteil an vegan lebenden Menschen gross. Dort sind es mit 19 Prozent rund 23 Millionen Menschen, die sich vegetarisch ernähren.
weniger ernst gemeint: und wen kümmerts?