Mehr Gepäck, Priority-Check-in, freie Sitzplatzwahl: Wer einen Flug bucht, klickt sich durch viele Extras. Unter anderem auch durch die Möglichkeit, das ausgestossene CO2 der Reise zu kompensieren. Doch die Bereitschaft dafür ist gering.
Das zeigt eine Studie der Universität Bern, die 63'520 Buchungen einer Schweizer Fluggesellschaft unter die Lupe nahm. Während August 2019 bis im Oktober 2020 wurde bei nur gerade 4,5 Prozent der Buchungen freiwillig das CO2 kompensiert.
Im Schnitt lag die Zahlungsbereitschaft zwischen 0.95 und 1.27 Euro pro Tonne CO2. Zum Vergleich: Im Dezember 2021 belief sich der Preis für eine Tonne CO2 im europäischen Emissionshandel bei mehr als 90 Euro (ca. 94 Franken). Und die «wahren Kosten» dürften gar noch höher sein.
Die Zahlungsbereitschaft von rund einem Euro liegt zudem bis zu fünfzigmal tiefer, als frühere Studien vermuten liessen. Der Haken dabei: Diese Studien schauten sich keine tatsächlichen Buchungsdaten an, sondern beruhten auf hypothetischen Bekenntnissen von Studienteilnehmenden.
Neben der Kompensationsmüdigkeit zeigte die Studie noch etwas anderes: Wer eine vegetarische Speise auf dem Flug bestellte, kompensierte die Flüge mit doppelter Wahrscheinlichkeit. Ebenfalls buchten Personen, die weitere Zusatzbuchungen tätigten (Gepäck, Priority-Check-in) eher noch eine Klima-Kompensation dazu.
Überhaupt keine Rolle spielten hingegen die Länge des Fluges, die Kosten der Kompensation oder das Reiseziel.
Überrascht von den Ergebnissen der Studie ist Co-Autor Sebastian Berger vom Institut für Soziologie an der Universität Bern nicht. «Investitionen in den Klimaschutz werden nur dann getätigt, wenn man sicher sein kann, dass die anderen Menschen auch mitmachen», wird er in einer Mitteilung der Uni Bern zitiert. Die eigenen Investitionen in den Klimaschutz würden verpuffen, wenn nicht alle anderen auch mitmachen würden, so Berger weiter.
Klimaschutz sei keine Privatsache, ergänzt Co-Autor Francisco Schlöder und sagt weiter: «Kooperative Lösungen in Bezug auf den Klimaschutz zu schaffen, ist die grosse Herausforderung der nächsten Dekade.» Dazu brauche es politische Regeln, neue gesellschaftliche Normen und kluge Regierungen – sowohl auf lokaler als auch auf globaler Ebene.
(ohe/sda)
Fliegen ist und bleibt (zu) billig.