In den letzten Wochen wurde viel gestritten ums Medizinstudium in der Schweiz. Das Parlament stimmte entgegen der Empfehlung des Bundesrates einer Motion des Walliser Mitte-Nationalrats Roduit zu, die forderte, dass die Aufnahmeprüfung fürs Studium abgeschafft und die Zahl der Studienplätze erhöht wird. Der Bundesrat muss nun eine Lösung präsentieren, wie die Motion umgesetzt werden soll – obwohl er zuvor vor den Mehrkosten einer Erhöhung der Studienplätze in der Schweiz warnte.
Mitten in der aufgeheizten Debatte präsentiert der Verband der Schweizer Medizinstudierenden swimsa nun eine überraschende Analyse: Die Zahlen, mit denen die Politik bisher rechnete, seien falsch. Denn die Consulting-Firma, die im Auftrag der Hochschul- und Gesundheitsdirektoren-Konferenz die Kosten fürs Medizinstudium analysiere, habe zwei wichtige Zahlen vermischt.
Laut der ursprünglichen Erhebung der Firma Res Publica Consulting AG kostet ein Medizinstudent den Staat pro Jahr insgesamt 120'000 Franken. Die Analyse des Schweizer Medizinstudentenverbandes zeigt nun aber, dass in diese Zahl auch das Geld für die medizinische Forschung an den Universitäten miteingerechnet ist. Die Ausbildung eines Medizinstudierenden allein koste effektiv nur 30'000 Franken, die restlichen 90'000 seien für die medizinische Forschung eingeplant.
«Das Ganze beruht auf einem Missverständnis», erklärt Marc Reynaud de la Jara vom Medizinstudierendenverband swimsa. Denn die 120'000 Franken habe man ursprünglich benutzt, um zu bestimmen, wie viel Geld ein Kanton ohne Universität den Universitätskantonen für seine auswärts studierenden Medizinstudenten bezahlen müsse. «Doch der Studienplatz allein ohne mitfinanzierte Forschung kostet nur 30'000 Franken», sagt Reynaud de la Jara. Dazu komme, dass Medizinstudierende im 5. Jahr in den Spitälern sehr viel unbezahlte Arbeit leisten würden, die in diesen Zahlen gar nicht berücksichtigt werde.
Der Lausanner Student ärgert sich, dass die Politik mit falschen Zahlen rechnet und sich zu Unrecht vor höheren Mehrkosten fürchte. «Medizinstudierende sind gar nicht dieser Spezialfall, wie oft behauptet wird. Wir kosten ähnlich viel wie andere Studienrichtungen. Eine Erhöhung der Studienplätze ist viel günstiger möglich, als von vielen behauptet wird», ist Marc Reynaud de la Jara überzeugt. Der Verband habe seine Rechnung übrigens mit dem Bundesamt für Statistik abgeglichen, und dort habe man die Rechnung der Medizinstudierenden bestätigt.
Das sind brisante Nachrichten vor dem Hintergrund, dass nur jeder vierte neu zugelassene Arzt sein Studium in der Schweiz abgeschlossen hat.Drei Viertel aller Ärzte, die hierzulande neu zu arbeiten beginnen, stammen aktuell nämlich aus dem Ausland.
Der Verband der Medizinstudierenden fordert nun vom Bundesrat klare Massnahmen. «Es ist an der Zeit, dieses Missverständnis zu korrigieren. Angesichts des steigenden Bedarfs an Ärztinnen und Ärzten ist es von entscheidender Bedeutung, die Zahl der Medizinstudienplätze zu erhöhen», schreibt der Medizinstudierendenverband swimsa. (aargauerzeitung.ch)
Legt man die Grundlagen/Parameter aus Dummheit/Eigeninteresse/Politik unterschiedlich an, kommt auch Unterschiedliches raus.
Das Gruselige daran ist, dass dann manipulative Ergebnisse entstehen können.