Schweiz
International

Bundesrat beschliesst Ausnahme bei Russland-Sanktionen

Bundesrat beschliesst Ausnahme bei Russland-Sanktionen

17.10.2024, 08:2417.10.2024, 14:40
Mehr «Schweiz»

Seit dem Angriff auf die Ukraine haben zahlreiche Länder Sanktionen gegen Russland verhängt – auch die Schweiz. Nach anfänglichem Zögern entschied sich der Bundesrat, Massnahmen der EU grundsätzlich ebenfalls umzusetzen. Am Dienstag kehrte die Schweiz aber von dieser Devise ab: Eine Sanktion des neuen Pakets der EU soll nicht übernommen werden, so der Entscheid des Bundesrats.

Bundesrat Guy Parmelin spricht waehrend der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Donnerstag, 26. September 2024, in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Guy Parmelin, Bundesrat und Vorsteher des WBF.Bild: keystone

Bei der Ausnahme handelt es sich um eine Massnahme, die Firmen dazu verpflichtet, dass Tochtergesellschaften in Drittstaaten die Sanktionsmassnahmen nicht untergraben sollen. Auch dann nicht, wenn keine Aktivitäten innerhalb des jeweiligen EU-Landes erfolgen. So argumentiert das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF):

«Die Schweiz hat bereits nach geltendem Sanktionsrecht die Mittel, Sanktionsumgehungen über Tochtergesellschaften zu verfolgen, und tut dies aktiv. Vor diesem Hintergrund hat sich der Bundesrat dieser EU-Bestimmung in der jetzigen Form materiell nicht angeschlossen. Das WBF wird die Situation weiterverfolgen und den Bundesrat im Falle einer veränderten Ausgangslage erneut informieren.»

Dass diese Sanktion von der Schweiz nicht mitgetragen wird, ist umstritten. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, herrschte auch im Bundesrat Uneinigkeit. Heftige Kritik gibt es derweil von der SP, die von einem «skandalösen Entscheid» schreibt.

«Die heutige Kehrtwende des Bundesrats ist ein riesiger Rückschritt», kritisiert Co-Präsident Cédric Wermuth. «Der Bundesrat setzt ganz offen die Interessen von Rohstoffkonzernen über die Solidarität mit der Ukraine und den internationalen Frieden.» Dadurch zementiere der Bundesrat «das Businessmodell Schweiz, die als grösster Finanz- und Handelsplatz einmal mehr Kriegsprofite schützen will», so Wermuth.

Auch wenn die Schweiz die Sanktionen der EU grundsätzlich mitgetragen hat, ist es nicht das erste Mal, dass der Bund eine Ausnahme macht. Letztes Jahr sorgte etwa der Entscheid für Diskussionen, dass russische Propagandasender nicht verboten werden. (dab)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
130 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Allkreis
17.10.2024 08:57registriert Januar 2020
Was nützt es denn, wenn Sanktionsumgehungen schon jetzt "aktiv verfolgt" werden, aber keine Folgen haben?
Dieser rechtsbürgerlich dominierte Bundesrat ist irgendwie eine Witz.
33820
Melden
Zum Kommentar
avatar
Vision2060
17.10.2024 08:56registriert April 2021
Die Moral der Bürgerlichen und Rechtsbürgelichen Regierung in Bern ist gelinde gesagt zum Kot….. ! Aber eben, wir Stimmbürger, wählen sie seit Jahrzehnten. Wir haben kein Mut, vielleicht mal links zu wählen… daher machen wir uns mitschuldig, Kriegsgewinnler zu sein. Uns ist das Geld das heiligste, alles andere wird hinten angestellt. Ich schäme mich Schweizer zu sein.
27324
Melden
Zum Kommentar
avatar
Simonscat
17.10.2024 08:48registriert August 2019
"Die Schweiz hat bereits nach geltendem Sanktionsrecht die Mittel, Sanktionsumgehungen über Tochtergesellschaften zu verfolgen, und tut dies aktiv"

Und wie soll das nun ein Grund sein, NICHT die neuen Sanktionen zu übernehmen? Wenn man die Sanktionen quasi schon umsetze, könnte man diese ja auch offiziell übernehmen.
2248
Melden
Zum Kommentar
130
Nationalrat Andreas Glarner will Präsident der Aargauer SVP bleiben

Der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner wird erneut für das Amt des Kantonalpräsidenten kandidieren. Dies teilte die Partei nach einer Sitzung des Kantonalvorstands der Partei mit. Der 62-jährige Politiker war parteiintern wiederholt wegen seines politischen Stils kritisiert worden.

Zur Story