Die Schweizer Gletscher haben im Jahr 2023 vier Prozent ihres Volumens verloren. Es ist der zweitstärkste Rückgang seit Messbeginn. Der Rekordverlust datiert aus dem Jahr zuvor, als die Gletscher 6 Prozent verloren. Dies berichtet die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) am Donnerstag.
Insgesamt verschwanden in nur zwei Jahren 10 Prozent des Eisvolumens. Das ist gleich viel wie zwischen 1960 und 1990. Die beiden Extremjahre führten zum Verschwinden von vielen kleinen Gletschern. So mussten etwa die Messungen beim St. Annafirn im Kanton Uri eingestellt werden.
Two (!) years of #glacier retreat on Rhonegletscher. Not just a bit of "normal" ice melting but the two most disastrous years for Swiss glaciers in history.
— Matthias Huss (@matthias_huss) September 28, 2023
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Besonders stark schmolzen die Gletscher im Süden und Osten der Schweiz – dort war der Rückgang ähnlich gross wie im Rekordjahr. Etwa auf dem Walliser Griesgletscher. Auf der Gletscherzunge ging dort die Höhe um über sechs Meter zurück. Auch auf über 3000 Metern massen die Forscher eine Schmelze von mehr als drei Metern.
«In den letzten Jahrzehnten ist viel Eis geschmolzen. Aber was wir in den vergangenen zwei Jahren gesehen haben, ist nochmal ein komplett anderes Level», sagt Matthias Huss, der die Messungen für das Schweizer Gletschermessnetz (GLAMOS) durchführt. «Es ist sehr überraschend, dass auf ein Extremjahr gleich das nächste folgt.»
Abkühlung ist für die Gletscher vorerst nicht in Sicht. Auch Ende September herrscht in der Schweiz warmes Wetter. Für die kommenden Tage sind im Flachland Temperaturen um die 25 Grad prognostiziert. «In diesem September ist sehr viel Eis geschmolzen», sagt Huss. «Allerdings hat es in einigen Regionen in der Höhe bereits etwas Schnee gegeben, was die Schmelze bremst.»
Yet another farewell to one of "my" #glaciers.
— Matthias Huss (@matthias_huss) August 22, 2023
Yesterday I went up to St. Annafirn in the early morning for the last time. After more than a decade we stop monitoring mass balance on this small piece of dying ice. The last years were just too much...@glamos_ch pic.twitter.com/37WjcAT17W
Der September sei jedoch nicht gleich entscheidend wie andere Monate. «Die Sonneneinstrahlung ist geringer als in den Monaten zuvor. Die grossen Schmelzbeträge kommen jetzt nicht mehr zusammen.»
Die Frühsommerperiode sei die wichtigste Zeit, was die Schmelze betreffe, erklärt Huss. «Dann entscheidet sich, wie früh der Schnee wegschmilzt. Ist er einmal weg, ist die Rückstrahlkraft geringer.»
Im Jahr 2022 und 2023 ging die Schmelze vergleichsweise schnell voran. Mitte Juli gab es etwa auf dem Griesgletscher auch auf über 3000 Meter kaum mehr Schnee.
Im vergangenen Winter fiel zudem beidseits der Alpen kaum Niederschlag und es war sehr warm. So wenig Schnee lag Ende Februar selten. «Oberhalb von 2000 Metern zeigten mehr als die Hälfte der automatischen Stationen mit mindestens 25-jährigen Messreihen neue Rekord-Minima», schreibt SCNAT.
Ob es im kommenden Jahr wieder Extremwerte geben wird, ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht prognostizierbar. Doch was ist gemäss Statistik zu erwarten? Huss sagt: «In den vergangenen 20 Jahren betrug der jährliche Verlust an Eisvolumen zwischen 1 und 3 Prozent.» Damit deutlich weniger als in den beiden Extremjahren. «Doch bereits das ist sehr hoch und nicht normal», so der Glaziologe. «Ideal wäre es natürlich, wenn der Schnee im Winter die gesamte Schmelze im Sommer ausgleichen würde – doch davon sind wir weit entfernt.»
😍Oh, min Dodge RAM 1600 ist abholbereit. Und by the way die Malediven muss ich noch sehen, bevor sie im Meer versinken.