Seit Donnerstag diskutieren die Mächtigsten der Welt übers Klima. Und zwar in Dubai. Einer Stadt, deren Wohlstand auf Erdöl basiert.
Kann eine Weltklimakonferenz ausgerechnet dort Lösungen hervorbringen? Ein Schüler aus dem «Arena»-Publikum fasst es passend zusammen: «Ich würde Dubai nicht unbedingt mit Klimaschutz assoziieren. Aber Hoffnung sollte man haben.»
Hoffnung wird ihm die gestrige «Arena» eher nicht gemacht haben. Denn wenn sich die Politikerinnen und Politiker bereits auf nationaler Ebene in der Klima-Diskussion im Kreis drehen, kann es da auf internationaler Ebene überhaupt besser laufen?
An der Diskussionsrunde im SRF-Studio diskutierten diese Politisierenden:
Kurz und schmerzlos handelt die Runde die Klimakonferenz in Dubai gleich zu Beginn der Sendung ab. Mitte und SP finden: von diesem Klimagipfel ist nicht viel zu erwarten. FDP und SVP sagen: gerade mit einem Erdöl-Förderer wie Dubai müsse man für den Klimaschutz im Gespräch bleiben.
SVP-Imark haut sein stärkstes Pro-Klimaschutz-Statement des Abends raus: «Ich finde es ein wenig plakativ, wenn man einfach sagt: ‹Dubai hat mit seinem Öl den Klimawandel verursacht.›» Schlussendlich seien alle Verursacher. «Wir haben uns diesen Wohlstand erarbeitet, den wir heute haben. Und der basiert auf dem Verbrennen von fossilen Energien.»
Eine Message, mit der noch alle einverstanden sind. Doch das ändert sich schnell.
Eines ist für die SP bei den Zielen zum Klimaschutz sicher, wie Nationalrätin Gabriela Suter sagt: «Ohne Verbote wird es wahrscheinlich nicht gehen.» Das Klimaschutzgesetz sehe vor, dass die Schweiz schrittweise die Nutzung fossiler Energien senke und so bis 2050 klimaneutral werde.
Beim Stichwort Verbote läuten bei Imark die Alarmglocken. Er hasst Verbote. «Das geht direkt auf unseren Wohlstand! Das ist eine riesige Gefahr! Denn wenn man den Leuten ihren Wohlstand wegnimmt, dann haben wir ein Problem in diesem Land.»
Der Markt richte «das mit dem Klimawandel» schon selbst, meint Imark. Privatpersonen und Firmen würden aus Eigeninitiative in erneuerbare Energien investieren. So wie er es selbst getan habe: Bei sich Zuhause habe er Solarpanels installieren lassen (worauf er in der Sendung gerne mehrfach hinweist).
Mitte Nationalrat Stefan Müller-Altermatt freut sich über Imarks Aussagen. Eine Steilvorlage. «Das ist ein Votum von einem, der den Wohlstand offenbar hat», sagt er. Aber es gäbe viele Leute, die noch eine Ölheizung hätten, deren Betrieb immer teurer werde. Die es sich nicht leisten könnten, schnell in eine andere Heizung zu investieren. Darum habe man das Klimaschutzgesetz gemacht, das Subventionen für den Umstieg auf Erneuerbare beinhalte. «Es nützt nichts, wenn man sagt: ‹Ich habe schon sechsstellig investiert.› Das kommt ein wenig von oben herab», sagt Müller-Altermatt. Von Verboten sei ohnehin nirgends im Klimaschutzgesetz die Rede.
Man könnte meinen, man befindet sich noch mitten im Abstimmungskampf. Dabei hat das Schweizer Stimmvolk das Klimaschutzgesetz diesen Juni angenommen.
Aber in dieser «Arena» diskutiert man gerne neu über bereits Entschiedenes.
Imark bringt darum auch die Kernkraftwerke erneut auf das «Arena»-Pult. Denn eine Dekarbonisierung der Schweiz bedeutet, dass wir mehr Strom brauchen. Und darum auch mehr «klimaneutrale» Atomenergie, glaubt Imark. Obwohl sich das Stimmvolk 2017 klar für ein Verbot des Baus von weiteren Kernkraftwerken ausgesprochen hat.
Müller-Altermatt hat sichtlich keine Lust, sich der AKW-Frage zu widmen: «Die neuen AKWs sind zu teuer, sie kommen zu spät, wir haben keinen Standort, wir haben keine Betreiber und wir bleiben in einer Ausland-Abhängigkeit. Es macht keinen Sinn, diese Diskussion zu führen.» Auch die SP-Nationalrätin Gabriela Suter pflichtet ihm bei und sagt, nun müsse das «volle Potenzial der Erneuerbaren ausgeschöpft» werden.
Imark rudert zurück: «Dort sind wir uns ja einig.» Die Schweiz habe gute Voraussetzungen, um Netto-Null zu erreichen. Aber weshalb? Weil weder die Wasserkraft noch die Kernenergie CO₂ ausstiessen. Und er fügt an:
Diese Metapher klingt so schnell dahergesagt ganz schön schlau. Aber Imark hat die Rechnung nicht mit Rebecca Meier gemacht. Die Studentin und Präsidentin der Jungen Grünen St.Gallen hat als Repräsentantin für die Klimajugend auf der Ersatzbank im Studio Platz genommen. Sie nutzt die Gelegenheit, um Imark das Wort, äh, die Metapher, im Mund umzudrehen:
Es sei blöd, jetzt auf alte Technologien zu setzen. Die Schweiz müsse sich fragen: wie sehen die Energien der Zukunft aus? «Nachhaltig», sagt Meier. Aber Kernkraft sei eben genau das nicht. «Darum müssen wir jetzt die Weichen stellen.»
Dass der äusserst höflich vorgetragene Schlag von ihr gesessen hat, zeigt sich darin, dass Imark nichts anderes einfällt, als das Ganze ins Lächerliche zu ziehen: «Es ist ja interessant, wenn eine junge Grüne sagt, sie wolle in Traktore investieren.» Meier verdreht die Augen. Der letzte Kreis des Abends.
Denn damit ist nochmals alles gesagt. Und nochmals gehört. Und genug Runden gedreht für eine Sendung. Es wird einem sonst noch schwindlig.
Dann haben wir ein Problem, weil alles immer teurer wird: KK, Mieten, Preise von praktisch alles. Die Löhne halten schon lange nicht mehr mit. Unser Wohlstand wird schon weggenommen. Wortwörtlich.
Und dann will Imark dass wir weiterhin milliarden zu Arabische Staaten senden, anstatt das Geld hier zu behalten. Witzpartei.
Wer "A wie Ausstieg aus Atomar-Fossilen Energien" sagt, muss auch "B wie Bewilligung von Projekten zur Gewinnung und Speicherung von Erneuerbaren Energien" sagen!
Plus "C wie Ausbau des Stromnetzes".
Und logischerweise, wenn ein svp keine Argumente mehr hat, versucht er, andere lächerlich zu machen. Auch dies, ein 'alter Esel'- nicht mal ein Ross.