Die Schweizer Behörden warnen in den nächsten Tagen von Temperaturen von bis zu 37 Grad. Es herrscht Hitze-Gefahrenstufe 3. Der Bund empfiehlt, sich vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen, körperliche Anstrengungen zu vermeiden, regelmässig zu trinken und sowohl Körper als auch Wohnung kühl zu halten.
Doch die Hitze betrifft nicht nur Mensch und Tier, sondern auch Flüsse, Wälder und wichtige Infrastrukturen. Fünf Beispiele.
22,4 Grad wurden am 14. Juli in der Aare gemessen. Es fehlt nicht mehr viel bis zum Allzeit-Rekord: Im August 2003 wurden in der Aare (Messstation Bern Schönau) 23,5 Grad gemessen.
Wird das Wasser wärmer, leiden besonders die Fische. 25 Grad können die Tiere über längere Zeit aushalten. Alles darüber wird kritisch, heisst es vom Schweizerischen Fischerei-Verband.
Um die Fische zu schützen, musste das Atomkraftwerk Beznau im Kanton Aargau Ende vergangener Woche seine Leistung reduzieren. Denn das AKW wird mit Aare-Wasser gekühlt. Und das in den Fluss zurückfliessende Kühlwasser erhöht die Wassertemperatur zusätzlich.
Auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte am Montag Axpo-Mediensprecher Noël Graber, er könne nicht sagen, wie gross die Leistungsreduktion des Kernkraftwerks in Prozent ausgedrückt. Das Werk reagiere laufend auf die Temperatur der Aare und auch auf die Abflussmenge des Flusses. «Es wird dynamisch auf die Entwicklung reagiert». Maximal werde die Leistung aber derzeit um bis zu 50 Prozent verringert.
Axpo-Mediensprecher Sommavilla sagte am Montag im Radio, in Beznau sei wegen der anhaltenden Hitze eine weitere Leistungsreduktion bis vielleicht hin zur Ausserbetriebnahme des Werks möglich. In diesem Fall müsste die Axpo als Ersatz für den Strom von Beznau Elektrizität auf den internationalen Märkten einkaufen.
10'000 Franken Busse – damit müssen Bewohnende von Mendrisio rechnen, wenn sie ihren Garten wässern oder ihr Auto waschen. In der Tessiner Gemeinde wird das Trinkwasser knapp. Deshalb werden alle Einwohnerinnen und Einwohner angehalten, es nur noch für lebensnotwendige Zwecke zu nutzen.
«Der Wasserverbrauch muss beschränkt werden. Das wird auch kontrolliert», so Samuele Cavadini, Gemeindepräsident von Mendrisio gegenüber SRF.
Weil der Winter viel zu trocken war, es im Frühling kaum regnete und nun die Hitze dazu kommt, sinken die Grundwasserbestände. Kommt hinzu, dass auch die Stauseen weniger Wasser führen. «Die Durchflussmenge reicht nicht mehr aus, um bestimmte Quellen zu speisen», so Cavadini.
Auch in anderen Kantonen wird die Bevölkerung zum Wassersparen angehalten. In einigen Gemeinden im Wallis und Freiburg dürfen weder Autos gewaschen noch Pools mit Trinkwasser befüllt werden.
Auch die Bahninfrastruktur ächzt unter der Hitze. So musste vergangenen Donnerstagnachmittag die Bahnstrecke zwischen Oberwil im Berner Oberland und Boltigen gesperrt werden. Wegen der hohen Temperaturen haben sich die Gleise verbogen. Solche Gleisverwerfungen kommen im Sommer häufig vor. Sie sind ein Sicherheitsrisiko und werden darum genaustens überwacht.
Besagte Strecke im Simmental konnte nach kurzem Unterbruch aber wieder befahren werden. Gemäss der BLS konnten die Züge die fragliche Stelle weiterhin passieren. Jedoch mit reduzierter Geschwindigkeit.
Auch im Kanton Graubünden sind Gleisverwerfungen ein Thema. Wie der «Blick» berichtet, hat die Rhätische Bahn deshalb mehrere Hundert Meter der Schienen weiss angemalt. Die Farbe reflektiert das Sonnenlicht und die Gleise sollen sich dadurch weniger stark ausdehnen.
Wer schon einmal in ein von der Sonne aufgeheiztes Auto gesessen ist, weiss: Kaum auszuhalten. Die Hitze schadet nicht nur Mensch und Tier, sondern auch den Fahrzeugen.
Noch seien die Zahlen vom ersten Ferienwochenende ausstehend, so Daniel Graf, Mediensprecher des TCS. Doch die Erfahrung zeige, dass es bei Ferienbeginn kombiniert mit hohen Temperaturen jeweils bis zu 20 Prozent mehr Pannen gebe als an durchschnittlichen Tagen. «Die Hauptgründe sind der starke Ferienverkehr sowie Pannen von Fahrzeugbatterien, elektronischen Komponenten oder Motorteilen», so Graf.
Bei der Hitze würden insbesondere ältere Batterien an ihre Grenzen stossen. «Im Motorraum werden im Sommer 60 Grad und mehr erreicht. Das begünstigt unerwünschte chemische Vorgänge in der Batterie. Bis diese den Geist aufgibt», erklärt Graf.
Vor der grossen Ferienreise empfehle es sich deshalb, das Fahrzeug zu überprüfen und falls nötig eine neue Batterie einzusetzen. «Sie sollte nicht älter als fünf Jahre sein.»
In den Bergen ist die Hitze zwar ertragbarer, hat aber dennoch Konsequenzen. So kämpfen derzeit diverse SAC-Hütten gegen Wassermangel. In den Wintermonaten fiel wenig Schnee. Zusätzlich ist er im Frühling und Frühsommer schneller geschmolzen. Viele SAC-Hütten in den Bergen sind von diesem Schmelzwasser abhängig.
«Ohne oder mit zu wenig Wasser ist es unmöglich, den Hüttenbetrieb in gewohnter Weise zu gewährleisten», schreibt der Schweizer Alpen-Club auf seiner Webseite.
In einigen Hütten ist das Wasser bereits jetzt knapp: In der Konkordia-Hütte im Aletschgebiet kann nicht mehr geduscht werden. Wer seine Zähneputzen will, muss dazu eine Flasche Mineralwasser kaufen.
Die Hüttenteams vor Ort würden «grossen Aufwand betreiben», indem sie Zuleitungen von nahen Bächen, Restschneefeldern oder Gletschertoren immer wieder neu verlegen, heisst es beim SAC. Einfacher wird das in Zukunft aber nicht werden.
Mit Material der sda
Weiss - Reflektiert
Schwarz - Absorbiert