Polittalent. Idealer Vertreter und Botschafter. Absoluter Wunschkandidat.
Die SVPler überbieten sich mit Lobeshymnen über ihren designierten Parteipräsidenten Marcel Dettling. Schon vor vier Jahren wollten sie den Schwyzer Nationalrat als Chef. Damals aber wollte Dettling nicht, zu jung seien seine drei Kinder, begründete er die Absage. Da half selbst die Last-Minute-Intervention von Toni Brunner nichts.
Dieses Mal aber, freut sich die SVP, dieses Mal kommt es gut. Als einziger Kandidat ist Dettlings Wahl an der DV am 23. März Formsache.
Was heisst das für die grösste Partei der Schweiz? Mit so viel partei-internem Rückenwind vermag Dettling da die SVP zu neuen Triumphen führen? Zu noch mehr Wachstum gar?
Tatsächlich vereinige Dettling auf den ersten Blick viele Vorteile eines erfolgreichen Präsidenten, so die Analyse von Politikwissenschaftler Michael Hermann, Geschäftsführer der Forschungsstelle Sotomo. Dettling sei inhaltlich versiert, voll auf Parteilinie plus leutselig und umgänglich.
Nur: «Dettling kann noch so gut sein – auf den Erfolg der SVP hat er nur beschränkt Einfluss», sagt Hermann. «Die Polpartei SVP mobilisiert über ihre Kernthemen, nicht über Köpfe.» Welche Themen gerade virulent seien, darauf habe auch der Parteipräsident kaum Einfluss.
Als Beispiel nennt Hermann die jüngere SVP-Geschichte: «Parteipräsident Marco Chiesa blieb gerade in der Deutschschweiz blass, gleichwohl hat die SVP bei den Wahlen 2023 zugelegt.» Bei den Wahlen 2019 unter Chiesas Vorgänger Albert Rösti sei es gerade umgekehrt gewesen. «Die SVP hat verloren – obwohl Rösti inhaltlich stark und sehr präsent war.» Die SVP habe 2019 das Problem gehabt, dass vor lauter Klima kaum jemand über die Zuwanderung sprach.
Selbst «SVP-Superstar» Toni Brunner habe in seiner Amtszeit mal gewonnen, mal verloren – je nach Themenlage. Hermanns Einschätzung: «Je mehr über Zuwanderung gesprochen wird, desto erfolgreicher ist die SVP. Egal, wer die Partei gerade anführt.»
Wie kommt die Personalie Dettling im Bundeshaus an? Fürchten andere Parteien eine (zu) starke SVP-Führung? «Ein starker Kopf in einer Partei – und das wird Dettling wohl sein – macht die Sache auch für uns andere Parteien spannender», sagt die Chefin der FDP-Frauen, Susanne Vincenz-Stauffacher. Das sei gut für den Wettbewerb. Sie sitzt mit Dettling in der Umweltkommission.
Etwas anders klingt es am anderen Ende der Politlandschaft. Ähnlich wie bei Bundesratswahlen sei es schon so: «Es ist gut, bei anderen Parteien jemanden an der Spitze zu haben, der möglichst schlecht ist», sagt SP-Nationalrat Fabian Molina. Er gibt sich indes «noch recht entspannt», dass auch Dettling die SVP nicht neu erfinde. Wie talentiert Dettling als Präsident dann wirklich sei, werde man sehen.
Somit nochmals zurück zu Politgeograf Hermann. Dieser geht davon aus, dass Dettling «keine Leute über die SVP-Wähler hinaus mobilisieren kann». Der Grund: «Dettling ist kein Modernisierer.»
Ohne Öffnung in gewissen gesellschaftspolitischen Fragen wie Kita-Plätzen, wie das etwa Nationalrat Benjamin Giezendanner forderte, habe das SVP-Milieu Grenzen. Das zeige sich oft bei den Ständeratswahlen, an denen viele SVPler scheitern.
Aus seiner Sicht sicher richtig. Störend finde ich aber, dass die Parteien auch bei Bundesratskandidaten so verfahren.
Da wird absichtlich die schlechtest-mögliche Person in die Landesregierung gewählt, nur weil er/sie von einer anderen Partei stammt.
Das finde ich ein schändliches Verhalten für gewählte Volksvertreter.
Nein die SVP muss nicht modernisiert werden, denn sie klebt an ihren Grundsätzen die 30% Wähler gebracht haben. Würde sie GESTALTEN könnte sie angegriffen werden und würde Wähler verlieren.
Also wird sie SVP sich hüten sich zu ändern, das sieht man sehr schön, wenn man mit jungen SVPlern spricht, es tönt als würde CHB sich äussern.