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Ukraine

Wegen Ukraine-Konflikt: Bund verschickt Infoblatt an Bevölkerung

Bund veröffentlicht wegen Ukraine-Krieg ein Infoblatt – das musst du wissen

Der Krieg in der Ukraine löst offenbar auch Sorgen in der Schweiz aus. Der Bund veröffentlichte nun ein Faktenblatt – nachdem mehrere Bürger Anfragen verschickt haben.
04.03.2022, 08:05
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Beim Bund gehen offenbar zahlreiche Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern wegen des Kriegs in der Ukraine ein. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz hat deshalb nun ein «Faktenblatt» veröffentlicht, heisst es aus Bern am Donnerstagabend. Die Behörde spricht offiziell nicht von Krieg, sondern von einer «Militärintervention Russlands in der Ukraine».

Das Faktenblatt liefert Informationen zu den Schutzräumen, über die Anlegung eines Notvorrats, über die Alarmierung der Bevölkerung durch die Behörden sowie zur Verteilung von Jodtabletten. Die Behörde will die Informationen je nach Entwicklung der Lage laufend aktualisieren. Sie betont aber: Zurzeit seien für die Bevölkerung in der Schweiz keine besonderen Massnahmen nötig.

Wir wiederholen:

«Zurzeit sind für die Bevölkerung keine besonderen Massnahmen nötig.»
Aktuelle Informationen zum Bevölkerungsschutz

Luftschutzkeller

Entrance to the air-raid shelter in the cellar of an apartment complex in the "Telli" neighborhood in Aarau, Switzerland, pictured on December 8, 2009. (KEYSTONE/Alessandro Della Bella) Eing ...
So sollte es bei dir im Keller aussehen.Bild: KEYSTONE
  • In der Schweiz gibt es rund 365'000 privaten und öffentlichen Schutzräumen, sie liefern einen Schutzplatz für rund neun Millionen Einwohnerinnen und Einwohner.
  • Wer nicht weiss, was mit «Schutzräumen» gemeint ist: Sie befinden sich in den allermeisten Wohnkellern und werden in der Regel heute als Keller- oder Lagerräume oder für Vereinslokale verwendet.
  • Die Bevölkerung wird nur dann auf die Schutzräume zugewiesen, wenn es die sicherheitspolitische Lage erfordert. Die «Zuweisung» bedeutet hier in Beamtendeutsch der Prozess, um Schutzräume auszuräumen und einzurichten. Zuständig dafür sind die Kantone, eine Zuweisung erfolgt erst auf Anordnung der Behörde.
  • Die Luftschutzkeller sind eine Schweizer Besonderheit. Am Ende des Artikels zeigt ein Video, wie diese «Swiss Bunkers» im englischsprachigen Raum wahrgenommen werden.

Notvorrat

Aepfel und Einmachglaeser als Wintervorsorge auf einem Regal in einem Vorratskeller in der Schweiz, aufgenommen im November 1942. (KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Str)
So sah ein Notvorrat im Jahr 1942 aus: Schweizer lagerten Einmachgläser und Äpfel.Bild: keystone
  • Grundsätzlich gilt: Die Bevölkerung sollte in der Lage sein, sich während mehrerer Tage ohne externe Unterstützung verpflegen zu können.
  • Die wirtschaftliche Landesversorgung rät deshalb dazu, einen Notvorrat für rund eine Woche zu halten. Zum Notvorrat gehören in erster Linie lagerfähige Lebensmittel und neun Liter Wasser pro Person sowie die wichtigsten Medikamente.
  • Weitere Informationen zum Notvorrat gibt es hier.

Information, Warnung und Alarmierung

  • Bei einer konkreten Gefahr alarmieren die Behörden die Bevölkerung mittels Sirenen und geben die Verhaltensanweisungen über Radio und Alertswiss bekannt. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz empfiehlt, die Alarmierungs-App Alertswiss auf dem Smartphone zu installieren.

Apropos Sirenen: Die Werbung mit dem Schaf

Video: youtube/babs

Jodtabletten

  • Über die besorgten bis panischen Jodtabletten-Käufe haben wir bereits berichtet. Die Behörden wiederholen nun erneut, wofür diese Tabletten genutzt werden sollten: Sie kommen nur bei einem schweren AKW-Unfall zum Einsatz, bei dem radioaktives Jod austritt.
  • Wer heute näher als 50 Kilometer von einem Atomkraftwerk wohnt, erhält die Jodtabletten heute bereits alle paar Jahre per Post. Weitere Packungen gibt es bei Gemeinden, Apotheken und Drogerien – sie kosten fünf Franken.
  • Sie verhindern, dass sich in den Schilddrüsen radioaktives Jod anreichert und Schilddrüsenkrebs entsteht. Bei einem Ereignis müssen Jodtabletten rechtzeitig eingenommen werden.
  • Derzeit müssen Privatpersonen ausserhalb dieser Zone keine Jodtabletten lagern. Daran ändert auch der Krieg in der Ukraine derzeit nichts: Dem Bund ist «kein Szenario» bekannt, in dem Verteilung bzw. die Einnahme von Jodtabletten erforderlich ist.

Hier das versprochene Video

(pit)

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88 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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n3rd
03.03.2022 19:07registriert Februar 2020
Was sich auch gut macht im Notvorrat sind Tabletten gegen Durchfall und Magenschmerzen. Manchmal kommts nicht gut, wenn man die Essgewohnheiten kurzfristig umstellen muss.
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Meierli
03.03.2022 20:02registriert November 2019
Ein souveränes Land wird grundlos angegriffen und de Bund spricht von einer "militärischen Intervention"? Haben die noch alle Tassen im Schrank?

Ach ja, Omikron ist "mild" nach Bern. Erlebe im nächsten Umfeld aktuell gerade das Gegenteil.
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Phrosch
03.03.2022 19:03registriert Dezember 2015
Information ist immer gut, ebenso der Notvorrat für eine Woche. Wir haben das noch in der Husi gelernt, mit Broschüre. Die muss ich mal raussuchen und schauen, ob sie noch passt. Notvorrat habe ich seither immer.
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