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Migros und Starbucks erhöhen Preise für eine Tasse Kaffee

Migros und Starbucks erhöhen Preise für eine Tasse Kaffee – das sind die Gründe

Die US-Kaffeekette Starbucks verlangt seit kurzem mehr Geld für den Kaffee. Damit ist sie bei weitem nicht allein. Die Gründe für die Preissprünge überraschen. Sie reichen von einer schlechten Ernte bis zu einem Kaffee-Boom.
16.05.2025, 07:4116.05.2025, 07:41
Stefan Ehrbar / ch media
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Den günstigsten Kaffee der Schweiz verkaufte Starbucks nie, doch nun setzt die US-Kette noch einmal einen drauf. Sie hat die Preise für viele Getränke und Backwaren erhöht. Ein mittelgrosser Cappuccino kostet beispielsweise neu 6.60 Franken und damit 10 Rappen mehr als bisher. Die Preise vieler anderer Produkte wurden in ähnlichem Umfang erhöht.

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Ein teures Vergnügen: Kaffee bei Starbucks wird teurer.Bild: AP/AP

Eine Sprecherin von Starbucks sagt, die Kette habe die Preise seit April «punktuell erhöht». Im Durchschnitt seien sie um 1,8 Prozent gestiegen. Dafür gebe es viele Gründe, etwa Veränderungen der Betriebskosten oder höhere Preise für Rohstoffe. Möglicherweise ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht: Ob es im Verlauf des Jahres zu weiteren Preiserhöhungen kommt, kann Starbucks noch nicht abschätzen.

Ein klassischer Café crème kostet bei Starbucks 5.20 Franken. Damit liegt der Anbieter aus Seattle über dem Schweizer Durchschnittspreis. Gemäss Zahlen des Verbands Cafetier Suisse lag dieser im Jahr 2024 bei 4.58 Franken.

Schlechte Ernte in Brasilien

Starbucks ist nicht der einzige Anbieter, der zuletzt die Preise erhöht hat. Die Migros verlangt seit Mitte Februar in ihren Restaurants in den meisten Genossenschaften 3.70 Franken. Noch 2022 waren es 3.50 Franken. In der Zürcher Regional-Genossenschaft, die ausschliesslich Bio-Bohnen von Max Havelaar verwendet, stieg der Preis auf 3.90 Franken.

Die Migros begründete die Preiserhöhung damit, dass die Kaffeepreise seit November vergangenen Jahres «steil nach oben» gingen. Das liege vor allem an Brasilien, das 40 Prozent des weltweit verkauften Kaffees produziere. Dort sei das Wetter von September bis November in einigen Anbauregionen zu heiss und trocken gewesen. Die Erwartungen für die Ernte 2025, die in diesem Monat begann, hätten deshalb nach unten korrigiert werden müssen.

Zudem sei der Kaffeepreis schon vor den negativen Meldungen aus Brasilien über mehrere Monate hinweg gestiegen. Tatsächlich kostet ein Pfund (454 Gramm) Bohnen der Sorte Arabica an den Börsen derzeit über 3.60 US-Dollar. Innert drei Jahren hat sich der Preis mehr als verdreifacht. Das liegt nicht nur an schlechten Ernten, sondern auch an einer höheren Nachfrage. Insbesondere in China steigt der Kaffeekonsum stark an.

Rabatte bringen wenig

«Eine Nation von Teetrinkern infiziert sich mit dem Kaffeefieber», schrieb das «Wall Street Journal» kürzlich. In China herrsche mittlerweile ein Verdrängungswettbewerb, der seltsame Blüten treibe. So würden Kaffeehaus-Ketten mit neuen Kreationen wie Lattes mit gerösteter Ente, Weintrauben oder Buttergeschmack auf sich aufmerksam machen. Der Marktführer Luckin habe vergangenes Jahr 6000 neue Filialen eröffnet – etwa eine alle 90 Minuten. Im Gegensatz zur Schweiz hatte der Konkurrenzkampf in China allerdings auch sinkende Preise zur Folge. Das ist nur scheinbar ein Widerspruch: Wenn auch der Kaffeepreis stieg, ist er nur ein kleiner Faktor. Für eine Tasse Kaffee braucht es gerade einmal etwa 8 Gramm Bohnen. Andere Faktoren fallen viel stärker ins Gewicht.

Schweizer Anbieter machen denn auch noch weitere Gründe für Preissteigerungen geltend, etwa höhere Löhne, mehr Mietkosten oder steigende Energiepreise. Der Preis für eine durchschnittliche Tasse Café crème stieg hierzulande in den letzten fünf Jahren stets an – 2024 erneut um 9 Rappen gegenüber dem Vorjahr. Seit 2019 legte der Durchschnittspreis um 36 Rappen oder fast 9 Prozent zu.

Vereinzelt sorgen allerdings neue Wettbewerber für tiefere Preise. So verlangt der britische Gastroriese SSP in einer neuen Filiale seines Formats «Point» im Zürcher Hauptbahnhof nur 2.20 Franken für einen kleinen Café crème und 2.50 Franken für einen grossen, wie CH Media berichtete.

Liebhaber von Starbucks-Kaffee wiederum können Geld sparen, wenn sie ihren eigenen Behälter mitbringen. Dann erhalten sie einen im Konkurrenzvergleich grosszügigen Rabatt von 80 Rappen. Allzu stark wirkt dieser Anreiz allerdings nicht: Nur etwa 3 Prozent der Kundschaft machten davon Gebrauch, sagte der damalige Schweiz-Chef von Starbucks vor einem Jahr im Gespräch mit CH Media. (aargauerzeitung.ch)

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46 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Laborant
16.05.2025 07:57registriert November 2019
Pro Kaffeetasse braucht man so Pi-mal-Handgelenk 18g Kaffee, wenn man keine Industriebrühe will. Aus der Grafik lese ich 4$ pro Pfund, was mir mit der Menge um den Dreh 25 Kaffees gibt. Das heisst, wir sprechen von 16 Dollar-Cent pro Kaffeetasse. Das sind die Kosten des Kaffees in der Kaffeetasse auf dem hohen Preis den wir jetzt haben. Bei Fluktuationen dieses Preises eine Preiserhöhung von 36 Rappen zu rechtfertigen ist entweder geistige Gymnastik oder "Die Kundschaft für dumm halten."
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Colibri
16.05.2025 09:06registriert Februar 2017
In Italien, ausser an Touri-Hotpots, kostet der Espresso zwischen 1 und 1.50 €. Auch dort benötigt es Personal, Maschine, Tässli, etc. Die Preise für Kaffee in der Schweiz (oft Take-away mit wenig Infrastruktur!), sind völlig abgekoppelt vom Bohnenpreis und ein wahrer Goldesel.
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Glücklich
16.05.2025 09:20registriert August 2022
‚Ein mittelgrosser Cappuccino kostet beispielsweise neu 6.60 Franken‘

Jesses soviel bezahle ich für 1/2 kg ungemahlenen Bio - Bohnen Kaffee.

Ich habe einen Becher, mit welchem ich mein Kaffee mitnehmen kann und ja der bleibt schön warm und ist fein. Mich würde die Kohle echt reuen.
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