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Wohnungsnot in der Schweiz: Mehrheit erkennt Problem an

ARCHIVBILD ZUM IMMOBILIENREPORT DER ETH ZUERICH, AM DIENSTAG, 16. OKTOBER 2018 ---- Gebaeude wachsen in den Himmel, aufgenommen am Donnerstag, 30. Mai 2013, in Zuerich West. (KEYSTONE/Steffen Schmidt)
Viele Schweizerinnen und Schweiz finden, es gebe in ihrer Region zu wenig Wohnraum.Bild: KEYSTONE

Diese Umfrage zeigt das Dilemma mit der Wohnungsnot perfekt

19.06.2025, 06:5719.06.2025, 07:45
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Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung erkennt einer Umfrage zufolge den Wohnungsmangel. Nur eine Minderheit ist demnach aber bereit, bauliche Konsequenzen wie höhere Gebäude oder weniger Grünflächen zu akzeptieren.

61 Prozent der Bevölkerung nimmt in ihrer Region einen Wohnungsmangel wahr, wie der Vergleichsdienst Comparis am Donnerstag mitteilte. Besonders in Städten wird der Mangel deutlich gespürt (68,6%), während er in ländlichen Gebieten (55,4%) weniger stark wahrgenommen wird. In der Westschweiz ist das Problem am deutlichsten (65%), in der italienischsprachigen Schweiz dagegen weit weniger spürbar (35%).

Der Wunsch nach mehr Wohnraum trifft auf kulturelle und emotionale Hürden. 50,7 Prozent der Befragten lehnen höhere Gebäude ab, 70,7 Prozent wollen keine Reduktion von Grünflächen.

Besonders Frauen (57,4% gegen Hochhäuser, 75,6% gegen Grünflächenabbau) zeigen sich kritisch, während Männer mehrheitlich offen für höhere Gebäude sind (53,2%).

Jüngere und besser gebildete Personen sind tendenziell offener für bauliche Verdichtung. In Städten befürworten 56,6 Prozent höhere Gebäude. Beim Thema Einsprachen zeigt sich ein Einkommensunterschied: Personen mit über 8'000 Franken Monatsbruttoeinkommen sind deutlich häufiger für Einschränkungen bei Einsprachen.

Comparis-Experte Harry Büsser spricht von einem Zielkonflikt zwischen Wohnraumbedarf und Lebensqualität – und einer verbreiteten «Not in my backyard»-Haltung («Nicht in meinem Hinterhof»). Eine politische Lösung sei nur möglich, wenn man gezielt Widerstände adressiere, etwa durch mehr Zustimmung bei Frauen oder Einschränkungen des Einspracheverfahrens.

Die repräsentative Befragung wurde im April 2025 unter 1011 erwachsenen Personen in allen Regionen der Schweiz durchgeführt. (leo/sda/awp)

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TRN
19.06.2025 07:29registriert Dezember 2021
Ein Punkt für diese Haltung könnte sein, dass alle Wohneigentumsbesitzer - gemäss Statista wohnen immerhin über 42% der Schweizer in eigenem Wohneigentum - das Wohnungsnotproblem für sich selber gelöst haben. Wohnungsnot oder zumindest -knappheit existiert, aber für diesen Teil der Bevölkerung ist das kein Problem (mehr). Wenn hingegen auf der Nachbarsparzelle höher gebaut wird und einem das die Aussicht nimmt oder Grünflächen verschwinden, dann beeinflusst das die eigene Lebensqualität negativ. Deshalb ist man gegen diese Lösungsansätze.
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PhilippS
19.06.2025 08:15registriert September 2016
Der erste Abschnitt zeigt das typisch schweizerische 5er-und-Weggli-Dilemma.

Das reicht vom perfekten Handynetz, aber bitte ohne Antennen, zu staufreien Strassen, aber bitte ohne Strassen, über hochgetakteten öV, aber bitte ohne Zuglärm, bis zu mehr Rente, aber bezahlen sollen alle Anderen.

Sorry, aber so wird das nicht funktionieren! Es wird nicht mehr/grössere Wohnungen geben, ohne zu bauen.

Und, liebe Watsons, wie wäre es mit einem Bericht, der (gutes) verdichtetes bauen erklärt? Viele meinen, dass das Wohntürme und anonyme Betonwüsten bedeutet. Das stimmt so einfach nicht!
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auloniella
19.06.2025 08:14registriert Mai 2016
Ich bin für verdichtetes Bauen als Frau. Muss allerdings sagen, dass diese Bauten oftmals wirklich hässlich sind. Wieso schaffen es Architekten heute nicht auch mal schöne Hochhäuser zu bauen?

Noch wichtiger ist allerdings der Preis. Ich lebe alleine und nein ich will nicht ewig in 1. Bis 1.5 Zi hausen nur weil ich Single bin.
Was nützt verdichtetes Bauen wenn die Preise stetig steigen?

Der Wohnraum muss bezahlbar sein, auch für Alleinstehende, auch für jene die nicht super verdienen. Also Genossenschaften fördern.
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