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Sommer 2022: Die Bilanz des Hitzesommers

Ein Schild weist darauf hin, dass wegen Waldbrandgefahr kein Feuer entfacht werden darf, in Bern, am Donnerstag, 4. August 2022. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Verbreitete Feuerverbote über mehrere Wochen waren ein deutliches Zeichen des trockenen Sommers.Bild: keystone

7 Punkte, die zeigen, wie aussergewöhnlich der Sommer 2022 war

Der meteorologische Sommer 2022 ist Geschichte. Zum Start in den Herbst blicken wir auf die vergangenen drei aussergewöhnlichen Monate zurück.
01.09.2022, 17:1601.09.2022, 17:50
Reto Fehr
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Hohe Temperaturen, lange Hitzeperioden, viel Sonnenschein und wenig Niederschlag. Der Sommer 2022 war der zweitheisseste seit Messbeginn 1864. Wir haben die Ereignisse in sieben Punkten zusammengefasst.

Zweithöchste Temperaturen

Der Sommer 2022 war der zweitwärmste seit Messbeginn. Nur 2003 lagen die Durchschnittstemperaturen noch höher.

Gemessen wurden der zweitheisseste Juni, der viertheisseste Juli und der zweitheisseste August seit Messbeginn 1864. Die Nullgradgrenze wurde am 25. Juli 2022 bis auf 5184 Meter über Meer getrieben – Rekord.

Die landesweiten Mitteltemperaturen lagen im Sommer damit deutlich über dem Referenzzeitraum 1961 bis 1990 (dieser wird von der Weltorganisation für Meteorologie, WMO, zur Beobachtung der langjährigen Klimaentwicklung empfohlen).

Frühe und lange Hitzeperioden

Geprägt war der Sommer von aussergewöhnlichen Hitzeperioden. Diese kamen auffallend früh, schon im Juni. Die in Neuchâtel gemessene hohe Dreitageshitze zu einem so frühen Zeitpunkt im Jahr ist seltener als alle 25 Jahre zu erwarten. Abgesehen vom frühen Zeitpunkt stellte die Juni-Hitzeperiode jedoch nichts Einmaliges dar.

Hinsichtlich der Höchsttemperaturen waren diese zwar nicht einzigartig, ausserordentlich war aber die Länge. Im Juli dauerte sie vom 14. bis 26. Juli. Damit gehörte sie zu den längsten Hitzeperioden, die in der Schweiz je gemessen wurden. Lugano und Genf registrierten die zweitheisseste 14-Tages-Periode seit Messbeginn 1864. Eine vergleichbare anhaltende Hitze gab es bisher nur im Juli 2015 und im August 2003.

Die dritte Hitzeperiode erlebten wir Ende Juli und im August. Genf meldete am 4. August mit 38,3 °C den höchsten Wert des Schweizer Sommers 2022.

Die untenstehenden drei Grafiken zeigen die Hitzeperioden für Locarno Monti im Jahr 2022, während dem Rekordsommer 2003 und in den Sommern 1983 und 1947, welche für die damalige Zeit jeweils überdurchschnittlich warm waren. Auffallend ist, wie sich im Vergleich die Anzahl Hitzetage/-perioden vermehrt haben.

Daten
Die Daten stammen von MeteoSchweiz. Teilweise sind diese bis am 25. August 2022 ausgewertet, teilweise bis Ende des Monats. Grosse Unterschiede gibt es da aber nicht mehr.

Gemäss einer seit 1935 bestehenden Definition der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) werden zur Bestimmung von klimatologischen Mittelwerten weltweit die gleichen 30-jährigen Perioden verwendet. Die Periode 1961-1990 wird gemäss Empfehlung der WMO als Referenzperiode für die Beobachtung der langjährigen Klimaentwicklung beibehalten.

Hitzetage (fast) ohne Ende

Schauen wir uns die einzelnen Hitzetage noch genauer an. Hier am Beispiel der Messstation in Genf, die den zweithöchsten Wert seit Messbeginn 1864 registrierte. 41 Tage mit mindestens 30 Grad Celsius wurden gezählt – mehr gab es nur 2003 (50).

Gar einen Rekord an Anzahl Hitzetagen gab es in Stabio. Im Südtessin wurde der «Superrekord» von 2003 (57 Tage) übertroffen. Hier wurden bis Ende August 61 Tage mit über 30 Grad Maximaltemperatur gezählt. In allen übrigen Jahren seit Messbeginn 1981 blieb die Zahl der Hitzetage in Stabio unter 40.

Sonnenscheinrekord in Genf

Auch die Sonnenscheindauer siedelte sich im Sommer 2022 im Rekordbereich an. In mehreren Gebieten wurde der sonnigste Sommer in den verfügbaren homogenen Datenreihen gemessen. In Genf wurde gar der Monatsrekord in Sachen Sonnenstunden gebrochen. Mehr dazu unten bei Punkt 6.

Neben dem Sommer 2022 waren in jüngster Zeit vor allem die Sommer 2018, 2015 und 2003 aussergewöhnlich sonnig.

Teilweise nur 10 Prozent Niederschlagsmenge

Hohe Temperaturen, viel Sonnenschein und wenig Niederschlag. In vielen Gebieten blieb die sommerliche Niederschlagssumme von Juni bis August unter der Norm von 1991 bis 2020.

In der Westschweiz fielen teilweise weniger als 60 Prozent der normalen Regenmengen. Die Alpensüdseite und die Ostschweiz mussten sich mit teilweise 80 Prozent zufriedengeben. Prekär war die Lage im Südtessin, wo auch tiefe Werte von weniger als 40 Prozent der Norm aufgezeichnet wurden.

Auf der anderen Seite gab es im Juni noch verbreitet zwischen 80 und 120 Prozent der Norm (1991-2020). Teilweise gar 180 bis 190 Prozent. Einzelne Messstandorte verzeichneten einen der nassesten Junimonate seit Messbeginn.

Betrachten wir den Juli isoliert, gab es teilweise weniger als 30 Prozent der Normmenge, lokal gar weniger als 10 Prozent. Besonders in den Regionen Genf, Waadt und Jura wurden teilweise niederschlagsärmste Juli-Mengen gemessen.

Im August fiel beispielsweise in Scuol im Unterengadin nur rund 30 Prozent des Niederschlags. Die erste Regenperiode seit Anfang Juli wurde landesweit vom 17. bis 19. August verzeichnet.

Niederschlag im Sommer 2022
Bild: MeteoSchweiz

Die Schweizer Wetterrekorde

Wie oben erwähnt, wurde in Genf der monatliche Sonnenscheindauer-Rekord gebrochen. In der Calvinstadt gab es im Juli mit 373 Stunden so viel Sonnenschein wie sonst noch nirgends in der Schweiz. Der bisherige Rekord stammte aus Bern mit 370 Stunden. Aufgestellt wurde dieser 1911.

Ob es auch für die meisten Sonnenstunden in einem Jahr reicht an einem Messstandort, ist noch offen. Das sind einige der wichtigsten Wetterrekorde in der Schweiz:

Die wichtigsten Wetterrekorde der Schweiz auf einen Blick

Wetterrekorde der Schweiz August 2022

Ebenfalls gebrochen wurde der Rekord der Hitzetage an einem Messestandort. Die 61 Tage von Stabio blieben zuvor unerreicht. Hier geht es zu weiteren Schweizer Wetterrekorden:

10 Millionen Schadenskosten wegen Trockenheit

Besonders die Westschweizer Felder haben in diesem Sommer gelitten. Hagel, Frost, aber auch Trockenheit setzten Äckern, Gärtnereien, Obst und Wein zu, wie die Versicherung Schweizer Hagel bekanntgab. Teilweise gab es beispielsweise beim Mais Ernteausfälle von bis zu 70 Prozent.

8960 Schadensmeldungen erwartete die grösste Schweizer Versicherung für landwirtschaftliche Kulturen bis Ende August 2022. Wie Direktor Adrian Aebi an einer Medienkonferenz in Zürich sagte, geht er von einer Schadenssumme von 40 Millionen Franken aus. «Allein 10 Millionen dürften die Schäden wegen Trockenheit betragen», sagte Aebi. Der Rest gehe auf Frostschäden im Frühling und Hagelschäden im Juni zurück.

Trockene Mais und Weizenfelder zeigen sich der Naehe von Pfyn, aufgenommen am Mittwoch, 20. Juli 2022. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Trockene Mais- und Weizenfelder in der Nähe von Pfyn im Juli 2022.Bild: keystone

Im Vergleich zu 2021, das als schlimmstes Jahr in der Geschichte des Versicherers gilt, sind die Zahlen jedoch tief. Im letzten Jahr gab es 14'000 Schadensmeldungen, die Summe betrug über 100 Millionen Franken. Die Versicherung legte den Fokus in diesem Jahr auf die auffällige Trockenheit.

Nach dem trockenen Sommer 2018 war die Nachfrage der Bauern nach Versicherungen wegen übermässigem oder ausbleibendem Niederschlag stark angestiegen. Mittlerweile seien bei ihr rund 15 Prozent der Ackerflächen wegen Trockenheit versichert, sagten die Verantwortlichen von Schweizer Hagel. Da die Genossenschaft ab September eine neue Versicherung in diesem Bereich startet, geht sie von einer weiteren Zunahme aus.

Mit Material der SDA.

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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Steibocktschingg
01.09.2022 19:35registriert Januar 2018
Extreme Jahre, die früher die Ausnahme waren, werden immer mehr zur Regel.

Aber hey, hat es ja alles schon immer gegeben... Ignorieren wir einfach mal geflissentlich die Häufung! 🤦‍♂️
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