Die Schweizer Landwirtinnen und Landwirte kämpfen in diesem Jahr an vielen Fronten: Nicht nur wegen der steigenden Energiepreise und fehlender Ressourcen aufgrund des Ukrainekriegs – auch Hitze und Trockenheit machen den Agrarbetrieben zu schaffen. Das zwingt sie in der Folge zu Umstellungen, wie diese acht Beispiele zeigen:
Essiggurken wachsen wie wild. Doch das schnelle Wachstum wird den Herstellern zum Verhängnis. Denn: Viele Cornichons passen jetzt nicht mehr ins Glas. Normalerweise wachsen die Gewürzgurken im Schnitt zwei bis drei Zentimeter pro Tag, derzeit vergrössern sie sich täglich um bis zu sechs Zentimeter, wie SRF berichtet.
Ab einer Grösse von 12 Zentimetern passen Sie laut Anfrage von watson nicht mehr ins Glas.
Ein Landwirt aus Carrouge VD rechnet damit, dass rund 30 Prozent seiner Ernte nicht verkauft werden können. Ein Teil davon wird nun an Kühe verfüttert. Andere Betriebe wie der Hersteller Reitzel versuchen ihre Ernte über die App «Too Good To Go» zu vermarkten. Weiter verarbeite man das Gemüse derzeit zu Säften.
Die Böden sind so trocken, dass mehrere Bauern nicht genügend Heu für den Winter produzieren konnten. Einige Landwirtinnen und Landwirte veranlasst dies dazu, ihre Kühe frühzeitig zu schlachten. Besonders die Kühe in der Westschweiz sowie im Jura seien am stärksten davon betroffen, teilt uns der Bauernverband mit. Aufgrund der Fleischüberproduktion sei der Preis für die Produzenten in den letzten zwei Wochen um 30 Rappen pro Kilogramm Schlachtgewicht gesunken.
Die frühzeitige Schlachtung der Tiere wirkt sich auch auf die Herstellung von Butter aus:
Während vieler Jahre hatte die Schweiz einen weiteren «Berg»: den Butterberg. Vor rund 20 Jahren wurde mehr Butter hergestellt als konsumiert. Dieser Berg ist mittlerweile aber davongeschmolzen.
Das ist zwar nichts Neues: Bereits 2020 war die Nachfrage nach Butter grösser als das Angebot und es musste vom Ausland importiert werden. In diesem Jahr aber musste die importierte Buttermenge vom Bund gleich viermal erhöht werden.
Pro Jahr werden durchschnittlich 40'000 Tonnen Butter verbraucht, über 5000 Tonnen Butter sind für den Import freigegeben worden.
Die Butter fehlt, da in diesem Jahr weniger Milch erzeugt werden konnte und weil die Milch in erster Linie zu Käse verarbeitet wird. Da blieb für die Butterherstellung zu wenig übrig, berichtet der Bauernverband.
Der Grund für die geringere Milchproduktion liegt hauptsächlich in den aktuell höheren Preisen für Kraftfutter. Als Folge dieser erhöhten Preise wurde auch weniger davon verfüttert. Und Kraftfutter wird eingesetzt, damit die Kühe mehr Milch erzeugen. Aber auch die Hitze beeinflusst die Produktion: Hitzestress führt bei Kühen zu einem Absinken der Milchleistung.
Die frühzeitige Schlachtung der Milchkühe könnte den Mangel an Butter jetzt weiter verschärfen.
Hitze bedeutet für Hühner Stress. Dies veranlasst die Hühner dazu, kleinere Eier zu legen. Den Hühnern fehlt bei Hitze die Kraft, grössere Eier zu legen, erklärt Landwirt Tobias Lüscher gegenüber dem «Badener Tagblatt».
Eigentlich startet die Kürbis-Saison im Spätsommer, Ende August. Nun sind sie schon da – und leiden unter Sonnenbränden. Teilweise seien die Kürbisse so spröde, dass sie auseinanderbrechen, berichtet Landwirt Tobias Lüscher. «So früh wie in diesem Jahr waren die Kürbisse noch nie reif», so Lüscher. Ohnehin sei in diesem Jahr alles früher dran als sonst, so beispielsweise auch die Zwetschgen.
Auch die Äpfel sind in diesem Jahr früher reif als üblich. Betreffend Ernteerträge berichtet das Branchenportal Gabot von regionalen Unterschieden. Im Wallis wird der Ertrag um mehr als 50 Prozent tiefer geschätzt als 2021. In der Zentralschweiz erwartet man durchschnittliche, in der Ostschweiz gute Ernteerträge.
Zurzeit läuft die Erhebung der Weizen- und Rapsernte. Für die Erntemenge von Mais steht bereits fest: 140'000 Tonnen sind zu erwarten. Falls die Trockenheit anhält, könnte die Erntemenge aber auch tiefer ausfallen, teilt uns Swissgranum, die Schweizer Branchenorganisation für Getreide, auf Anfrage mit. Damit steht im Vergleich zu den Vorjahren eine unterdurchschnittliche Erntemenge bevor.
Die Reife der Weintrauben ist durch die Hitze fortgeschrittener als sonst. Darum ziehen einzelne Walliser Winzer die Weinlese nun vor. Bereits diese Woche wollen sie damit anfangen.
Üblicherweise beginnt die Weinlese Mitte September. Trotz der geforderten Flexibilität gibt es eine gute Nachricht: «Die Reben sind gesund», sagt Yvan Aymon, Präsident des Walliser Branchenverbands für Rebe und Wein, gegenüber Keystone-SDA. Man stehe demnach vor einer guten Ernte.
(cst)
Gerste und Raps haben Höchsterträge geliefert, Weizen war eher unterdurchnittlich (hatte als Vorfrucht Mais, habe zu wenig N gedüngt), Kartoffeln werden auch eher unterdurchnittlich, die Zuckerrüben sehen noch gut aus mit wahrscheinlich gutem Zuckergehalt, Gras gibt es einen Schnitt weniger und bei Körnermais erwarte ich auch unterdurchschnittlichen Ertrag.
Fazit: Bis jetzt besteht in unserem Gebiet keine Katastrophenstimmung, bessere Rindfleischpreise und Milchpreise gleichen den Ackerbau aus. Die Trockenheit hat früh zu erntenden Kulturen nicht geschadet.