Der Winter 2021/22 schlug in diversen Schweizer Regionen schon Rekorde. Auf der Alpensüdseite erlebten wir einen so milden und trockenen Winter wie nie zuvor. Und auch seit dem meteorologischen Frühling am 1. März verwöhnte meist sonniges und trockenes Wetter die ganze Schweiz.
Allein im März badete die Alpennordseite an 24 Tagen im Sonnenschein und die Alpensüdseite an 19 Tagen, wie MeteoSchweiz, das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie, mitteilte. Das sonnige Wetter wurde einzig von trüben Tagen zwischen dem 15. und 18. März unterbrochen. Sonst zeigte sich kaum ein Wölklein.
Das schlägt sich in der Sonnenbilanz nieder. In neun ausgewählten grösseren Städten der Schweiz reichte es siebenmal für einen Sonnenschein-Rekord seit Messbeginn.
Obwohl Sonnenstunden-Messungen für die Photovoltaik nur schlecht repräsentativ sind, profitierten auch die Solaranlagen-Besitzer. Jan Remund, Leiter Energie und Klima bei Meteotest, schreibt gegenüber watson: «Die Monate Januar bis März 2022 sind in der Tat extrem. Die Solarstrahlung ist rund 30 Prozent höher wie im Mittel der letzten 40 Jahre.»
Die Globalstrahlung horizontal, wie die Solarstrahlung korrekterweise heisst, nimmt zwar in der Schweiz seit 1981 zu. Trotzdem waren die ersten Monate sehr auffällig. Experte Remund sagt: «So etwas habe ich noch nie beobachtet.»
Nicht nur für Photovoltaik-Anlagen-Besitzer waren die ersten Monate erfreulich. Auch viele Sonnenhungrige kamen in den Genuss einer noch nie dagewesenen Sonneneinstrahlung.
Die Sonnenstube der Schweiz lässt sich auch in diesem Rekordjahr ihren Titel nicht streitig machen. Sagenhafte 35'852 Minuten Sonnenschein zwischen dem 1. Januar und 31. März 2022 durften die Tessiner in diesem Jahr schon geniessen – mehr gab es in keinem anderen Landesteil.
Heruntergerechnet sind dies pro Tag im Schnitt rund 6,6 Stunden Sonne seit dem 1. Januar. Lugano hat damit den bisherigen Rekord von 1961 übertroffen.
In Lugano wird die Sonnenscheindauer seit 1959 erfasst. Der Trend in diesen vergangenen rund 60 Jahren zeigt eine langsame, aber stete Zunahme der Sonnenstunden. Die letzten vier Jahre sind dabei allesamt in den Top 15 zu finden. 2019 liegt auf Rang 4, 2020 auf Rang 10 und 2019 kommt auf Platz 14.
In der Deutschschweiz wurden die Berner am meisten mit Sonne beschenkt. Die 505 Stunden seit Jahresbeginn bedeuten einen neuen Rekord für die Bundeshauptstadt – der alte wurde geradezu pulverisiert. Bern erlebte fast 50 Stunden mehr Sonnenschein im ersten Quartal, verglichen mit den bisherigen Bestwerten:
Obwohl pro Tag fast eine Stunde weniger Sonnenschein als in Bern: Basel stellt zum zweiten Mal innert drei Jahren einen Sonnenschein-Rekord für das erste Quartal auf. 2020 schien die Sonne 404 Stunden vom Himmel über Basel-Binningen, nun sogar 415 Stunden. Auch 2019 hätte fast einen Rekord aufgestellt, schrammte aber wegen zwei Stunden an der damaligen Bestmarke von 2012 vorbei.
Genf fehlten am Schluss drei Sonnenstunden, um den bestehenden Rekord zu egalisieren. Dieser stammt aus dem Jahr 2012, als die Rohnestadt 469 Sonnenstunden zählte.
Während Basel in den letzten vier Startquartalen zweimal einen neuen Sonnenscheinrekord aufstellte, belegen in Luzern drei der letzten vier Jahre die Podestplätze. 427 Sonnenstunden im 2022 sind dabei noch mehr als 2019 (406 Stunden) und 2020 (375 Stunden).
Normalerweise nicht zu den sonnigsten Flecken der Schweiz zählt Neuenburg. Die Stadt im bekannten Nebelgebiet des Jurasüdfusses konnte sich schon über den zweitsonnigsten Winter seit Messbeginn freuen. Der Kantonshauptort lag im Winter 141% über der Norm von 1991 bis 2020 – deutlicher war die Abweichung nur in Güttingen am Bodensee (146%).
Und auch der März liess die Sonne über Neuenburg lachen. 490 Sonnenstunden seit Jahresbeginn sorgen für das sonnigste erste Quartal seit Messbeginn 1959.
Das Wallis ist bekannt als eine der sonnigsten und trockensten Regionen der Schweiz. Aber ausgerechnet im Jahr, das sonst vielerorts für Rekorde sorgte, ist dies in Sion nicht der Fall. 481 Sonnenstunden wurden zwar nur in Lugano, Bern und Neuenburg übertroffen, im Allzeit-Ranking Sions reicht das aber nur für Rang 6. Das ist im Vergleich zu den anderen Regionen fast schon «dunkel».
Auffallend zudem: Die in anderen Regionen ebenfalls sehr sonnigen ersten Quartale 2019 und 2020 sind hier nur auf Platz 9, respektive 14 zu finden.
Nein, St.Gallen ist nicht bekannt als Sonnenstube. Der bisherige Rekord von 1990 lag bei 366 Sonnenstunden von Januar bis März. Ähnlich wie in Bern wurde dieser Wert jetzt aber pulverisiert. Während die Berner sich erstmals über mehr als 500 Sonnenstunden freuen konnten, knackt St.Gallen die 400er-Grenze erstmals und dies gleich ziemlich deutlich.
Die grösste Stadt des Landes freute sich ebenfalls über einen deutlichen neuen Sonnenschein-Rekord. Die 481 Stunden sind fast 15 Prozent mehr als die bisherige Bestmarke von 2012.
Auffallend auch: In den zehn sonnigsten ersten Quartalen figurieren vier, die über 100 Jahre zurückliegen. So weit zurück gehen die Messungen allerdings bei unserer Auswahl auch nur noch bei Bern, Basel und Genf.