Schweiz
Wirtschaft

So viel Strom verbrauchen die Schweizer Gemeinden laut Energie-Reporter

Deisswil bei Münchenbuchsee Gemeinde Kanton Bern Steueranlage
Deisswil BE hat mit Abstand den höchsten Stromverbrauch pro Kopf aller Schweizer Gemeinden. Der Grund dafür liegt auf der Hand.Bild: Deisswil bei Münchenbuchsee

Das sind die Gemeinden mit dem höchsten Stromverbrauch in der Schweiz

Die drohende Strommangellage war das grosse Thema im Winter. Sie konnte verhindert werden, aber in welcher Gemeinde verbrauchten die Einwohner eigentlich am wenigsten und am meisten Strom? Das ist die grosse Übersicht.
12.06.2023, 10:2327.06.2023, 09:52
Mehr «Schweiz»

Durch den Krieg in der Ukraine wurde uns bewusst, dass Strom nicht endlos zur Verfügung steht. Die drohende Strommangellage konnte im letzten Winter zwar abgewendet werden, das Bewusstsein um die Ressource hat sich aber geschärft.

Das Bundesamt für Energie versucht, mehr Transparenz in den Stromverbrauch und die Transformation des Energiesystems zu bringen. Einen wichtigen Beitrag dazu liefert der Energie Reporter, wo Themen wie Elektroauto-Anteile, Solarstrom-Ausschöpfung und die Verbreitung von erneuerbaren Heizungen bis auf Gemeindeebene aufgeschlüsselt werden.

Neu verfügbar ist im Projekt der geoimpact AG seit Ende Mai auch der Stromverbrauch pro Gemeinde und Kopf. Damit kannst du ab sofort überprüfen, wie viel Strom die Menschen in deiner Gemeinde verbrauchen und wie sich der Verbrauch entwickelt (siehe Infobox unten für die Berechnung). Durchschnittlich liegt der Stromverbrauch pro Person in der Schweiz bei 5,7 Megawattstunden pro Jahr. Hier siehst du, wie deine Gemeinde abschneidet:

Den niedrigsten Stromverbrauch weisen die Genfer Vorortsgemeinden Avully, Chancy und Onex aus. Meist ist eine Kombination der folgenden Faktoren der Grund dafür: viele Einwohner, wenig Industrie/Gewerbe und viele fossile Heizungen (Gas, Oel).

Gemeinden mit dem tiefsten Stromverbrauch pro Kopf:

  1. Avully GE: 1,90 MWh
  2. Chancy GE: 1,90 MWh
  3. Onex GE: 1,91 MWh
  4. Oberengstringen ZH: 2,14 MWh
  5. Bettens VD: 2,42 MWh
  6. Saubraz VD: 2,48 MWh
  7. Staufen AG: 2,53 MWh
  8. Veyrier GE: 2,56 MWh
  9. Täsch VS: 2,60 MWh
  10. Agiez VD: 2,61 MWh

Nicht die Einwohner sind schuld

Am anderen Ende steht Deisswil bei Münchenbuchsee mit einem Stromverbrauch von jährlich fast 100 Megawattstunden pro Kopf einsam an der Spitze. Doch warum verbrauchen die knapp 100 Einwohner so viel mehr Strom als alle anderen Gemeinden? In Deisswil steht eine grosse Fleischverarbeitungsanlage. Diese verbraucht viel Strom, was bei so wenigen Einwohnern natürlich grosse Auswirkungen auf den Pro-Kopf-Verbrauch hat.

Auch bei den anderen Gemeinden mit einem hohen Verbrauch ist die Erklärung ähnlich und kann – auch wenn pauschal schwierig zu beantworten – kurz zusammengefasst so beschrieben werden: wenig Einwohner, viel stromintensive Tourismus-Infrastruktur und/oder Arbeitsplätze. Es ist also nicht so, dass die Einwohner von Deisswil besonders verschwenderisch mit Strom umgehen würden.

Gemeinden mit dem höchsten Stromverbrauch pro Kopf:

  1. Deisswil bei Münchenbuchsee BE: 95,61 MWh
  2. Bosco/Gurin TI: 40,20 MWh
  3. Riederalp VS: 39,05 MWh
  4. Eclépens VD: 38,92 MWh
  5. Cerentino TI: 38,50 MWh
  6. Bettmeralp VS: 35,90 MWh
  7. Bellwald VS: 35,69 MWh
  8. Campo (Vallemaggia) TI: 33,25 MWh
  9. Novazzano TI: 31,64 MWh
  10. Manno TI: 31,51 MWh

Auffallend ist auch, dass viele Gemeinden im Wallis und in Graubünden einen hohen Stromverbrauch verzeichnen. Neben dem Tourismus bei meist wenigen Einwohnern spielt hier auch mit rein, dass beispielsweise im Wallis häufig Stromwiderstandsheizungen verwendet werden.

So wird der Stromverbrauch berechnet
Der Stromverbrauch-Wert wird gemäss Mitteilung mit einem komplexen Modell ermittelt, «das den gemessenen gesamtschweizerischen Stromverbrauch sowie strukturelle Informationen (Einwohnende pro Gemeinde, Wirtschaftssektoren, Gebäudecharakteristika und weitere) aus verschiedenen Datenquellen nutzt, um ihn auf Gemeindeebene zu bestimmen». Detaillierte Informationen zur Berechnung gibt es hier.

Faktoren, die einen besonders hohen Stromverbrauch pro Person begünstigen, sind:
- ein hoher Anteil an stromintensiven Industrien und Dienstleistungen
- ein hoher Anteil an Zweitwohnungen
- viele Gebäude, die mit Elektrospeicherheizungen oder Wärmepumpen beheizt werden

Faktoren, die einen niedrigen Wert begünstigen, sind:
- ein hoher Anteil an Wohngebäuden, insbesondere Mehrfamilienhäuser
- viele Gebäude, die nicht-elektrische Energieträger für die Produktion von Heizwärme und Warmwasser verwenden, wie zum Beispiel Öl, Gas, Holz oder Fernwärme
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Bilder, die beweisen, dass hier keine Techniker am Werk waren
1 / 27
Bilder, die beweisen, dass hier keine Techniker am Werk waren
bild: imgur


Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Das ist eine Sackgasse»: Astrophysiker zerlegt die Atomenergie in 57 Sekunden
Video: twitter
Das könnte dich auch noch interessieren:
94 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
-C-
12.06.2023 10:49registriert Februar 2016
Cool - einmal mehr produzieren wir mit viel Aufwand absolut nutzlose Daten.
Industrie und öffentliche Gebäude sollten hier herausgerechnet und dafür separat ausgewiesen werden - sonst ist jeglicher Nutzen rein zufällig.
2549
Melden
Zum Kommentar
avatar
FrodoBeutlin
12.06.2023 10:42registriert Juli 2017
Irgendwie ist diese Grafik nutzlos...es sollte eigentlich wenigstens die Verbräuche von Industrie abgezogen werden. Aber auch dann eher nutzlos, da Wärmepumpen und Elektroautos massiv zum Stromverbrauch beitragen...mehr Verbrauch ist somit weder positiv noch negativ, ohne Kontext.
1153
Melden
Zum Kommentar
avatar
Gurgh
12.06.2023 11:11registriert Oktober 2021
Ich sehe nicht ganz, was diese Auswertung nun bringen soll?
1070
Melden
Zum Kommentar
94
    Trumps Chat-Debakel: Könnte so etwas dem Bundesrat auch passieren?
    In der Krise um die Credit Suisse nutzte der Bundesrat das Chat-Programm Threema, um sich rasch auszutauschen. Das zeigte der Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK). Doch welche Vorsichtsmassnahmen gelten im Bundeshaus?

    «Wir haben einen Deal mit der UBS! Jetzt braucht es noch die CS.» Das teilte Finanzministerin Karin Keller-Sutter ihren Bundesratskolleginnen und -kollegen am Samstagabend des 18. März 2023 um 20.10 Uhr mit. Über die Chat-Plattform Threema. So steht es im Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) zur Credit-Suisse.

    Zur Story