Statt fast einer Million Solarpanels sind nur noch rund 160'000: Die Initianten haben das Solarprojekt im Oberwalliser Saflischtal stark verkleinert. Das noch vor zwei Monaten als machbar bezeichnete Potenzial von jährlich 600 Gigawattstunden Strom lässt sich laut den Projektverantwortlichen nun jedoch bei weitem nicht ausschöpfen.
Der rechtliche Rahmen und der Faktor Zeit würden dem Projekt Grenzen setzen, heisst es in einer Mitteilung von Grengiols-Solar vom Montag. Die Projektverantwortlichen wollen sich nach eigenen Angaben am «Realisierbaren orientieren».
Auf einer Fläche von rund einem Quadratkilometer sollen nun rund 160'000 Solarmodule jährlich ungefähr 110 Gigawattstunden Strom liefern. Das entspricht dem Strombedarf von rund 37'000 Haushalten. 42 Prozent des Stroms sollen im Winter produziert werden.
Ursprünglich gingen die Initianten von 910'000 Solarmodule auf 3,4 Quadratkilometern Fläche aus, die rund 600 Gigawattstunden Strom pro Jahr produzieren könnten.
Die Initianten begründen die Verkleinerung mit den Rahmenbedingungen: Bis Ende 2025 müssten ein Teil oder mindestens 10 Prozent des Stroms ins Netz eingespeist und bis Ende 2030 die gesamte Anlage vollständig in Betrieb genommen werden. So schreiben es die Verordnungen zum Bau alpiner Photovoltaikanlagen vor. Deshalb habe man das Projekt redimensioniert – auch wenn so nur ein Teil des Potenzials ausgeschöpft werden können.
Die alpine Solaranlage soll auf 2500 Metern über Meer im Naturpark Binntal im Saflischtal gebaut werden. Sie ist eines von sechs angekündigten Solarparkprojekten im Wallis und Teil der nationalen Solaroffensive.
Die Initianten des Projekts sind die Walliser Elektrizitätswerke FMV, die Gemeinde Grengiols und die Energie Brig-Aletsch-Goms (EnBAG). Hinzu kommen Schweizer Partner wie das Westschweizer Energieunternehmen Groupe E, die Industriellen Werke Basel (IWB) und die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ).
Gemäss den Initianten ist der Anschluss ans Netz gesichert: Der Strom der Solaranlage soll nach Heiligkreuz abgeleitet und dort in die bestehende, ins Rhonetal führende 65-Kilovolt-Leitung der Gommerkraftwerke eingespiesen werden. Die Kapazität der Leitung genüge für den Abtransport des Solarstroms. Auch bei der bestehenden Übertragungsleitung der Swissgrid im Rhonetal sei die nötige Kapazität vorhanden.
Ziel ist es, das Bauprojekt bis Ende 2023 beim Kanton Wallis einzureichen. Die Grundeigentümer und die Bevölkerung von Grengiols müssen den Plänen zuvor allerdings zustimmen.
«Ob und wie das weitere Potenzial von Grengiols-Solar in Zukunft ausgeschöpft werden kann oder soll, hängt vom rechtlichen Rahmen, vom politischen Willen und letztlich von der gesellschaftlichen Akzeptanz ab», halten die Projektpartner in der gemeinsamen Mitteilung fest.
Die IG Saflischtal bezeichnete es als wenig überraschend, dass das das Projekt erneut verkleinert wird. Sie wirft den Verantwortlichen jedoch vor, die Redimensionierung mit ungünstigen rechtlichen Bedingungen zu begründen. Damit wollten sie davon ablenken, dass die Planung von Grengiols Solar und der nationalen Solaroffensive überstürzt und unseriös gewesen sei.
Nun sei das Projekt 20 Mal kleiner als ursprünglich geplant. «Der Solartraum platzt wie eine Seifenblase», schreibt die Interessengemeinschaft Saflischtal. Grenzen setze aber die Natur und nicht der rechtliche Rahmen.
Die Gruppierung fordert weiter, dass das Projekt ganz aufgegeben wird. Im Binntal, einem regionalen Naturpark von nationaler Bedeutung, seien die technischen Herausforderungen zu gross, die Geologie zu ungeeignet, der Eingriff in die Natur zu massiv und die Akzeptanz in der Bevölkerung zu gering. (mlu/sda)