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Wirtschaft

Horror-Tag für die Credit Suisse – wie die Grossbank ins Wanken geriet

epa10525207 The logo of Swiss bank Credit Suisse is reflected in a puddle in Zurich, Switzerland, 15 March 2023. Battered shares of Credit Suisse lost more than one-quarter of their value on 15 March, ...
Die Credit Suisse will auf die Hilfe der Nationalbank zurückgreifen.Bild: keystone

Horror-Tag für die Credit Suisse – der Mittwoch im Protokoll

Der Mittwoch, 15. März 2023, war ein turbulenter Tag für die Grossbank. Eine Übersicht.
16.03.2023, 08:0916.03.2023, 09:17
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9 Uhr: Der Handel beginnt

In Zürich öffnet die Börse. Die Credit-Suisse-Aktie startet bei 2,28 Franken und kann danach sogar leicht zulegen. Am Vortag hatte sich CS-Chef Ulrich Körner an einer Investorenkonferenz noch zuversichtlich über den Fortschritt der tiefgreifenden Restrukturierung der Bank geäussert. Doch die positiven Nachrichten sollten nicht lange anhalten.

>>> Hier geht es zum Liveticker vom Donnerstag

10.42 Uhr: Grossaktionär gibt nicht mehr Geld

epa10269075 Screens show Swiss bank Credit Suisse CEO Ulrich Koerner presenting the quarterly report and the strategy and transformation plan for the bank, during a webcast streaming in Zurich, Switze ...
CS-CEO Ulrich Koerner.Bild: keystone

Die Kurse der CS gelangen massiv ins Rutschen. Auslöser sind Aussagen des saudischen Grossaktionärs Saudi National Bank. Deren Präsident Ammar Al Khudairy schloss aus, dass die saudische Bank weitere Gelder in die CS einschiessen werde – dies unter anderem auch aus regulatorischen Gründen, die bei einer Erhöhung Anteils auf 10 Prozent auftreten würden. Die saudische Bank war vergangenen Herbst anlässlich der CS-Kapitalerhöhung als neue gewichtigste Aktionärin bei der Grossbank eingestiegen und hält derzeit 9,9 Prozent der CS-Aktien.

Allerdings wurden positivere Äusserungen des Grossaktionärs an einer Finanzkonferenz im saudischen Riaydh ausgeblendet. So zeigte sich der Al Khudairy etwa auch zufrieden mit den Restrukturierungsplänen der Credit Suisse. Zudem zeigte er sich im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters davon überzeugt, dass die CS kein weiteres Geld benötigen werde – die Kapitalquoten sähen weiterhin gut aus.

14.30 Uhr: Das Allzeittief

Traders work on the floor at the New York Stock Exchange in New York, Wednesday, March 15, 2023. (AP Photo/Seth Wenig)
Die CS-Aktie auf Talfahrt: Bild von der New Yorker Börse.Bild: keystone

1,55 Franken: Die Credit-Suisse-Aktie sackt auf ein neues Allzeittief.

17.30 Uhr: Die Börse schliesst

Für die Credit Suisse ist es ein rabenschwarzer Tag an der Börse: Die Aktien sackten im Handelsverlauf zeitweise um bis zu 30 Prozent ab.

Etwas Beruhigung kam nach der Eröffnung der US-Märkte. Schlussendlich müssen die CS-Titel ein Minus von 24 Prozent hinnehmen – es ist der grösste Tagesverlust, den die Bank bis jetzt je hinnehmen musste. Eine CS-Aktie kostet zum Börsenschluss noch 1,697 Franken.

Unter Druck standen auch die Bankentitel in Europa und – etwas weniger stark – in den USA. So gaben auch die UBS-Aktien bis Börsenschluss 7,0 Prozent nach. Die französische Grossbank Société Générale (-11,8 %) oder die deutschen Grossbanken Commerzbank (-8,5 %) und Deutsche Bank (-9,1 %) erlitten bis Börsenschluss ebenfalls massive Verluste.

20.46 Uhr: Nationalbank und Finma stärken der CS den Rücken

Thomas J. Jordan, Chairman of the Governing Board of the Swiss National Bank, pictured on the closing day of the 53rd annual meeting of the World Economic Forum, WEF, in Davos, Switzerland, Friday, Ja ...
Eilt der CS zu Hilfe: SNB-Chef Thomas Jordan.Bild: keystone

Rund drei Stunden nach Börsenschluss melden sich die offiziellen Stellen: In einer gemeinsamen Stellungnahme mit der Finanzmarktaufsicht Finma teilt die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit, sie stelle der angeschlagenen Credit Suisse bei Bedarf Liquidität zur Verfügung. Die Grossbank erfülle die an systemrelevante Banken gestellten Anforderungen an Kapital und Liquidität, heisst es in der Mitteilung weiter.

Die Finma und die SNB verfolgen laut der Mitteilung die Entwicklungen sehr genau und stehen mit dem Eidgenössischen Finanzdepartement zwecks Sicherung der Stabilität des Schweizer Finanzsystems im engen Kontakt. Es gebe zudem keine Hinweise darauf, dass aufgrund der aktuellen Verwerfungen auf dem US-Bankenmarkt eine direkte Ansteckungsgefahr für Schweizer Institute bestehe.

01:46 Uhr: CS sichert sich 50 Milliarden von der SNB

Mitten in der Nacht auf Donnerstag dann die Mitteilung der Credit Suisse: Die CS leiht sich bis zu 50 Milliarden Franken von der SNB. Damit soll die Gruppe, deren Aktie an der Börse abgestürzt ist, «gestärkt» werden, wie es in einer Mitteilung vom Donnerstag heisst.

Gleichzeitig kündigte die Bank eine Reihe von Schuldenrückkäufen im Wert von rund drei Milliarden Schweizer Franken an. «Mit diesen Massnahmen stärken wir die Credit Suisse auf dem Weg der strategischen Transformation, um für unsere Kunden und andere Anspruchsgruppen Mehrwert zu schaffen», wird CS-Chef Ulrich Körner in der Mitteilung zitiert. «Wir danken der SNB und der Finma für die Umsetzung unseres strategischen Wandels.» (sda/mlu)

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40 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pontifax
16.03.2023 08:33registriert Mai 2021
Und wie gedenken jetzt all die Verantwortungsträger mit ihren Irssinsgehältern, Wahnsinnsboni, unverschämten Spesen, ihre Verantwortung zu übernehmen? Einfach den goldenen Fallschirm nehmen und dann die nächste Firma in den Bankrott treiben?
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FroheWeihnachten123
16.03.2023 08:31registriert März 2023
Die 50 Milliarden zu verwenden um jedem Schweizer 6000 Franken zu schenken wäre besser investiertes Geld
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Hadock50
16.03.2023 09:18registriert Juli 2020
Kein Geld für die AHV.
Kein Geld für Pflegeberufe.
Bank braucht Geld ? ...kein Problem
Die armen Manager verdienen Jahr nur 20 millionen für ihre Top leistung.
🙄😅😅
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