Der Preishammer schlägt auch im öffentlichen Verkehr zu. Erstmals seit 2016 sollen ab dem 10. Dezember die ÖV-Preise steigen – durchschnittlich um 4,3 Prozent. Ein Anstieg, den man im Portemonnaie spürt.
Doch diese Erhöhung trifft nicht alle gleich hart. Während Besitzer von 2.-Klasse-Billetten tiefer in die Tasche greifen müssen, werden 1.-Klasse-Fahrgäste weniger zur Kasse gebeten.
Denn die Preise werden unterschiedlich erhöht. In der 2. Klasse um 4,8 Prozent und in der 1. Klasse um 1,9 Prozent. Zuständig für die Verteuerung ist Alliance Swisspass, die Branchenorganisation des öffentlichen Verkehrs. «Wir haben mit negativen Reaktionen gerechnet. Aber der Entscheid wurde bewusst getroffen», sagt Mediensprecher Thomas Ammann zu watson.
Das Ziel der unterschiedlichen Preisgestaltung sei, die 1. Klasse für mehr Menschen erschwinglicher zu machen und so Kapazitäten in der 2. Klasse zu schaffen, erklärt Ammann. Denn der Ticketverkauf in der 1. Klasse sei seit Jahren rückläufig. «Die Klassenspanne wird dadurch verkleinert, aber im internationalen Vergleich ist sie noch immer deutlich grösser.»
Wäre es nicht die einfachere Lösung, mehr 2.-Klasse-Waggons anzuhängen statt überflüssiger 1.-Klasse-Abteile? «Das müssen die Transportunternehmen entscheiden, wir beeinflussen nur die Preisgestaltung», sagt Ammann.
Dass die Preise gerade jetzt erhöht wurden, hat laut Ammann mehrere Gründe. Einerseits ist das Angebot im ÖV in den letzten Jahren ausgebaut worden. Andererseits wurden neue, moderne Fahrzeuge gekauft. Und die Teuerung der letzten Jahre haben auch die Transportunternehmen zu spüren bekommen.
Doch einer der Hauptgründe für die Preisanpassung liegt woanders. «Aktuell werden 50 Prozent des ÖV-Angebots durch Steuerzahler finanziert», erklärt Ammann. Dieser Anteil müsste sich erhöhen, wenn die Preise weiter gleich bleiben würden – um die höheren Kosten auszugleichen.
«Von Bund und Kantonen haben wir allerdings klar das Signal erhalten, dass sie sparen müssen. Es gab also nur die Optionen, dass wir entweder das Angebot reduzieren oder mittels Preisanpassungen Mehreinnahmen generieren», erklärt der Alliance-Swisspass-Sprecher. Amman findet, dass viele Menschen erst merken, was sie an der Schweizer ÖV-Infrastruktur haben, wenn sie im Ausland gewesen seien.
In diesem Punkt stimmt der Berner FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen zu, wie er zu watson sagt: «Lieber wir bezahlen individuell etwas mehr für den ÖV, als dass wir plötzlich deutsche Verhältnisse haben.» Dort seien die Transportunternehmen «chronisch unterfinanziert», was zu einer schlechten Dienstleistung und einer maroden Infrastruktur führe.
Wasserfallen sagt, er verstehe die Sorgen um die Preiserhöhungen – auch weil diese unterschiedlich hoch seien. Aber: «Alle wollen ein noch besser ausgebautes ÖV-Angebot, doch mehr bezahlen wollen die Menschen dafür nicht.»
An der Preiserhöhung führe jedoch kein Weg vorbei, meint der Nationalrat. «Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, jedes Jahr minim zu erhöhen, anstatt auf einen Schlag so viel», sagt Wasserfallen. Doch Bund und Kantone alleine könnten nicht immer mehr Geld zur Verfügung stellen. Der FDP-Politiker erklärt: «Bereits jetzt soll die SBB eine Finanzspritze in Milliardenhöhe vom Bund erhalten, weil sie finanziell instabil ist. Preisanpassungen für mehr Nutzerfinanzierung sind leider notwendig.»
Nicht verstehen kann diese Haltung der Luzerner Grüne-Nationalrat Michael Töngi. Er sagt: «Mit der Teuerung mitzugehen ist logisch, doch gleichzeitig Gelder von der öffentlichen Hand rauszunehmen, ist problematisch.» Zudem seien die unterschiedlich hohen Preisanpassungen ein «unschönes Signal» für alle 2.-Klasse-Fahrgäste.
Töngi befürchtet, dass mit dieser Kürzung Linien gestrichen oder ausgedünnt werden, die nicht so einen hohen Kostendeckungsgrad haben.
Ähnlich tönt es von Juso-Präsident und SP-Präsidiumsmitglied Nicola Siegrist. Er sagt zu watson: «Die Logik eines möglichst hohen Selbstfinanzierungsgrads im öffentlichen Verkehr ist einfach falsch.»
Siegrist findet die Preiserhöhung eine «absolute Sauerei». Er macht das Sparprogramm des Bundes für die Anpassungen verantwortlich. «Die Anpassungen sind die direkte Folge der restriktiven Finanzpolitik von Bundesrätin Karin Keller-Sutter», sagt der Linkspolitiker.
Die Auswirkungen seien weitreichend, erklärt Siegrist: «Die Kaufkraft der Bevölkerung nimmt ab, die Attraktivität des ÖVs leidet und gleichzeitig wirft man lieber 259 Milliarden Franken den Banken hinterher.»
Dazu schreibt das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) auf Anfrage von watson: «Tarifmassnahmen liegen in der Kompetenz der Verkehrsunternehmen, wir kommentieren diese grundsätzlich nicht.»
Ich frage mich wass dass genau soll, wir versuchen doch den Individualverkehr einzudämmen und Menschen auf den ökologischereren und entlastenden Öffentlichen verkehr umzuwälzen, dabei sind solche Preiserhöhungen Gift.
Klassisches Beispiel von, lasst uns die Schere zwischen arm und reich noch grösser werden!