Im letzten Oktober schlug das beliebte Familien-Skigebiet Braunwald Alarm: Noch ein schlechter Winter und das Ende ist nah.
Im September schossen Aktionäre den Sportbahnen Braunwald 1,7 Millionen Franken ein, um die Verluste der vorherigen Saisons zu tilgen. 2022/23 machte man eine Millionen Franken rückwärts, 2023/24 fehlten gar 2,3 Millionen. Gestern wurde eine Medienmitteilung verschickt mit dem Titel: «Sportbahnen Braunwald blicken auf eine erfolgreiche Wintersaison zurück.»
Christian Dachs, Geschäftsführer ad interim, zeigte sich darin zufrieden und sagt: «Die Schnee- und Wetterbedingungen waren in diesem Winter sehr gut und unsere engagierten MitarbeiterInnen konnten unseren Gästen top präparierte Pisten, Winterwanderwege, Schlittelbahnen und Gastronomiebetriebe bieten.»
Man beende die Saison zwar eine Woche früher als geplant, aber die letzten Monate waren gut. Von der im Herbst erwähnten möglichen Schliessung war kein Wort zu lesen. Darum fragten wir bei Dachs telefonisch nach.
Christian Dachs, wie lief die Winter-Saison 2024/25 bisher?
Christian Dachs: Wir können zufrieden sein. In der Gastronomie haben wir rund 40 Prozent höhere Erträge, bei den Bahnen rund 12 Prozent gegenüber den letzten Jahren. Aber klar: Es könnte immer mehr sein. Es fehlen noch einige Gäste.
In den letzten Jahren gab es zweimal Verluste in Millionenhöhe. Wie sieht es dieses Jahr aus?
Wir haben noch keine definitiven Zahlen und ich will mich nicht auf die Äste hinauswagen. Aber deutlich besser als in den Vorjahren.
Warum schliesst das Skigebiet schon eine Woche früher als geplant?
Uns fehlt unten einfach der Schnee. Wenn die Gäste nicht mehr ins Dorf zurückfahren können, wird es schwierig. Es war aber nicht so, dass wir im Februar und März deutlich weniger Gäste verzeichneten. Der Winter war sehr gut, aber die Bedingungen lassen es jetzt nicht mehr richtig zu.
In Braunwald befinden sich die Anlagen zwischen 1250 und 1900 Metern. Hat der Wintertourismus bei euch eine Zukunft?
Wir müssen den Winter optimieren und den Sommer ausbauen. Das geht nicht von heute auf morgen.
Sie wurden aus dem Ruhestand zurückgeholt. Vor 20 Jahren waren Sie schon in ähnlicher Position in Braunwald tätig. Hatte man in den letzten Jahren den Wechsel verschlafen?
Ja, ich bin seit rund einem Jahr zurück. 20 Jahre lang hat man den Tourismus hier nicht so gepflegt, das haben wir jetzt gespürt. Wir haben viele Gäste verloren. Aber die, welche hier sind, waren sehr zufrieden. In einer Saison können wir nicht 20 Jahre Missmanagement aufholen.
Und jetzt reicht die Zeit noch?
Wir schliessen den Winter jetzt ab und schauen uns dann die Zahlen genau an. Danach gehen wir voll auf den Sommer. Wie erwähnt, wir müssen an diversen Stellen optimieren, aber die Richtung stimmt.
Verwaltungsratspräsident der Sportbahnen, Richard Bolt, lässt sich in der gestern versandten Medienmitteilung so zitieren: «Hier können wir für die Zukunft anknüpfen». Was heisst das konkret?
Wir haben für den Sommer einige Dinge im Köcher. Aber ich kann konkret noch nichts sagen, da die Bewilligungen noch ausstehen. Der im August 2023 eröffnete Seilpark war sicher ein erster Schritt. Aber da kommt noch mehr. Wir müssen am Ende auf einen grünen Zweig kommen.
Es fehlen jährlich rund 800'000 Franken. Es kursiert die Idee von Saison-Abos, welche Hotels und Ferienhäuser-Besitzer pro Bett erwerben müssen, damit die Finanzierung stabiler wird.
Das war eine Idee des Verwaltungsrates. Ich kann dazu noch nicht viel sagen. Wir müssen da die Köpfe zusammenstecken, was für Optionen wir haben.
Eine Frage ist auch der Anschluss an den ÖV. Konkret geht es um eine Seilbahn von Linthal direkt ins Skigebiet. Wie sieht es da aus?
Das ist ein Wunschdenken. Ja, wir wollen die. Aber das wird noch einige Jahre dauern. Und erst müssen wir hier oben bereit sein und Optimierungen vornehmen.
Was, wenn die Sportbahnen Braunwald tatsächlich schliessen müssten?
Das wäre ein Desaster für den Ort Braunwald und die Gemeinde Glarus Süd. Dann würde im Hinterland überhaupt nichts mehr laufen.