Liebe Frau Sommaruga
Stellen Sie sich vor, man würde von Ihnen verlangen, ein bis drei Mal die Woche im Club oder an WG-Partys durchzumachen, wild zu tanzen und fremde Leute zu küssen.
>> Coronavirus: Alle News im Liveticker
Spätestens nach zwei Wochen würden Sie wohl mit allen Mitteln versuchen, eine solche Massnahme zu umgehen. Wenn nicht schon früher. Den Jungen geht es nun seit längerem so, wenn auch unter umgekehrten Vorzeichen. Und sie haben schon länger durchgehalten.
Derzeit geht das Video-Interview einer jungen Deutschen viral, die unschuldig erklärt, wie sehr sie das Feiern und das Partymachen vermisse. Die Reaktionen auf ihr Bekenntnis sind vernichtend. Unter dem Hashtag «#FirstWorldProblems» wird sie stellvertretend für ihre Generation als verzogenes Gör hingestellt, das sich gefälligst mal zum Wohle der Allgemeinheit zusammenreissen solle.
Dabei steht die Frau geradezu ikonenhaft für das absolut grundlegende Problem bei der Bewältigung der Corona-Pandemie: Die gesunden Jungen, die kaum betroffen sind und wenig zu befürchten haben, sollen zu Gunsten der kranken Alten, die gefährdet sind, einen massiven Verzicht leisten.
Sie sollen ein halbes Jahr lang oder vielleicht auch länger auf den Ausgang in jeder Form verzichten, auf das Angucken und Angeguckt-Werden, auf die Spannung, auf die Gelöstheit, auf die Freiheit, auf das Tanzen und auf den spontanen bierseligen Zungenkuss. Sie sollen sich also für lange Zeit einen sehr wesentlichen Bestandteil dessen versagen, was das Jungsein und damit ihre Identität überhaupt ausmacht.
Anerkennung erhalten sie dafür aber keine und eine Gegenleistung wird noch nicht mal in Aussicht gestellt. Stattdessen werden sie von Gesundheitsdirektorinnen mit Mittelschulrektor-Duktus öffentlich ausgeschimpft, wenn sie sich mal nicht richtig an die Vorgaben und Reglemente halten.
Als Bundespräsidentin sollten Sie anfangen, die verantwortlichen Behörden und Personen auf diese Problematik zu sensibilisieren, damit diese alsbald originellere Ansätze entwickeln, die Jugend zu gewinnen, als farbenwechselnde Plakate, Maskenpflicht beim Biertrinken und Tanzverbot im Club.
Gleichzeitig sollten Sie anregen, dass man hauptsächlich Persönlichkeiten an die kommunikative Front stellt, die in der Lage sind, den Leuten unangenehme Verzichtsankündigungen so zu verkaufen, dass man nicht schon im Moment der Bekanntgabe versucht ist, dagegen zu rebellieren.
Angela Merkel in Deutschland kann das, Jacinda Ardern in Neuseeland kann das, Daniel Koch im BAG konnte das. Derzeit kann es hierzulande leider niemand mehr, dabei wäre es absolut entscheidend, um Schimpfis-Reaktanz in der verzichtenden Bevölkerungsgruppe vorzubeugen.
Wenn wir diese beiden Dinge nicht schaffen, dann glaube ich, wird es sehr schwierig, die Kontakte bis zum Impfstart im nötigen Masse zu reduzieren, verschärfte Massnahmen hin oder her.
Hochachtungsvoll
Ihr Maurice Thiriet
Kinder können nicht ganz frei sein.
Junge Erwachsene können nicht wirklich heiraten.
Erwachsene nicht richtig heiraten.
Senioren nicht auf Ausflüge
Ältere nicht einmal richtig aus dem Haus gehen.
Jeder tragt seinen Beitrag für die Allgemeinheit. Da müssen auch Teenager verzichten können.
Geschrieben von einem 19 Jährigen FachangestelltennGesundheit.
Frau Merkel kann das? Warum ist es eine Deutsche die sich darüber Aufregt und jetzt der Grund für Ihren Artikel ist?
Vielleicht ist das Verständnis für diese Bedürfnisse bei Menschen die seit März die Arbeit verloren haben oder immer noch in Kurzarbeit stecken und nicht wissen wie es mit dem Unternehmen weiter geht in den nächsten 2 Jahren nicht so gross.
Ich denke auch das es in der Schweiz nicht die selbe Situation ist wie in Deutschland.
Die jungen Erwachsenen konnten den ganzen Sommer Party machen und clubben gehen.
Also erstens hinkt dieser Umkehrschluss. Und zweitens gibt es keine Alternative. Klar ist es sch**sse nicht feiern zu können. Aber so ist das momentan nunmal.
Eine emotionale Rede würde es vielleicht etwas besser machen.. aber auch nicht wirklich.