Es riecht nach Holz. Das fällt mir als erstes auf, als ich das Kreis-Haus in Feldbach am Zürichsee betrete. Es ist sowohl ein Ferienhaus als auch ein Praxislabor der ZHAW, der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften: Hier wird ausprobiert, was ein Gebäude von A bis Z klimaschonend und ressourceneffizient macht und wo die Kreisläufe von Wasser und Energie, Nährstoffen und Material geschlossen werden können.
Es riecht nach Holz, und es sieht nach Holz aus. Eine Fassade ist mit Schindeln bedeckt. Auch innen prägt das Massivholz der Wände die Optik – und davon ist nichts lackiert, nichts verleimt, kaum etwas verschraubt.
Denn irgendwann wird das Material hier ausgedient haben, und dann soll es weiterziehen, vielleicht zu einem Möbel verarbeitet oder verbrannt werden, Leim ist in jedem Fall störend. Das ist der Kreislaufgedanke, der das Haus geprägt hat: Jedes Element ist durchdacht über seine gesamte Lebensdauer.
Holzbau ohne Leim und Schrauben – hätte ich stattdessen in einer Alphütte übernachten können? Diese Hütten wurden schon vor Jahrhunderten so gebaut, und auch Schindeln sind keine Neuerfindung.
Ja, es gibt alte nachhaltige Techniken und Materialien. Aber das reicht nicht. Im Kreis-Haus steckt auch modernste Technologie, nur ist sie nicht auf den ersten Blick sichtbar.
Doch ich befinde mich noch gar nicht im eigentlichen Wohnbereich. Die Eingangstür führte mich in den Wintergarten, und da drin stehe ich nun vor einem Tiny House mit Bett, Küche, Bad. Wintergarten – hier werde ich mir bewusst, was das Wort bedeutet. In Bambusgestellen spriessen Setzlinge von Salat und Kohlrabi und Kräuter wie Basilikum, und das Ende September.
Im Beet auf dem Dach des Tiny House wachsen sogar Erdbeeren. Möglich ist dies dank dem Treibhauseffekt – ich befinde mich unter einem Glasdach, das nur teilweise von Solarzellen bedeckt ist, der andere Teil lässt die Sonne hinein.
Dieses Treibhaus ist gleichzeitig Heizung. Via Lüftung und Wärmetauscher gelangt die Energie der warmen Luft in den Wohnraum. Das passiert automatisch und unbemerkt von mir als Bewohner. Ich brauche nur auf einem Tablet die gewünschte Temperatur einzustellen. Und habe damit definitiv das Zeitalter der Alphütten verlassen.
Schon die Schiebetür vom Wintergarten in den Innenbereich öffnet automatisch. Und für diejenige zum Bad muss ich nur die Hand vor den Sensor halten. Interessante Materialien, aus denen das Waschbecken samt Möbel und der Boden gemacht sind – es ist Glas, beim genauen Hinschauen erkenne ich die Struktur der Scherben, die hier recycelt wurden.
Beim Händewaschen wird das Wasser automatisch angeschaltet, sobald ich die Hände unter den Hahn halte – und vor allem hört es sofort auf zu fliessen, sobald ich sie wegziehe. Das spart Wasser, denn das ist nicht à discrétion vorhanden – das Haus kommt mit dem aus, was in der Regenrinne gesammelt wird. Auch das Abwasser vom Waschbecken, von der Dusche, von der Küche geht nicht verloren. Es wird aufbereitet und zu einem Wasserhahn oben beim Pflanzenbeet geleitet. Die Aufbereitungsanlage wurde von einem Team um Devi Bühler, Projektleiterin des Kreis-Hauses, an der ZHAW für ein Projekt in Südafrika entwickelt.
Doch mit Wasser allein wachsen noch keine Erdbeeren. Sie brauchen Nährstoffe. Die liefere ich mit dem Gang auf die Toilette. Aus Gewohnheit suche ich die Spülung, doch die gibt es nicht – es ist kein WC, kein «water closet», sondern eine Trockentoilette. In der Schüssel fliesst der Urin nach vorn ab in einen Tank, später wird er zu Dünger umgewandelt. Die Feststoffe aus dem Darm bleiben auf einer Art Förderband liegen, mit einem Pedal beförderte ich sie nach hinten in den Kompost – wie ich es aus SAC-Hütten kenne.
100 Prozent geruchlos ist die Toilette nicht, aber als ich das nächste Mal ins Bad gehe, nehme ich nichts mehr wahr – die Lüftung leistet guten Dienst. Der Strom dafür stammt selbstverständlich von den Solarzellen auf dem Hausdach. Sie sind mit ausrangierten Akkus aus Post-Elektromobilen verbunden. Ob die Stromproduktion auch im Winter ausreichen wird, muss sich noch zeigen. Für alle Fälle ist das Haus am Netz angeschlossen, es ist also nicht vollkommen autark – und kann den überschüssigen Strom im Sommer einspeisen.
Bemühen, Energie oder Ressourcen zu sparen, muss ich mich nie, es passiert von selbst. Und das ist gut so – es kommt Ferienstimmung auf.
(aargauerzeitung.ch)
Aber man sollte auch mehrere davon übereinanderstapeln können. Sonst ist der Flächenverbrauch eher schlechter als bei einem Wohnblockbewohner, der auch einen Schrebergarten hat.
Überhaupt wäre bei uns ja das Grundstück zu haben das grosse Problem. Darauf noch ein Tiny House oder eine Jurte oder so zu setzen ist eher fast schon Nebensache.