Schweiz
Zürich

Zürcher Goldküsten-Mörder sucht auf Datingplattformen nach der Liebe

Zürcher Goldküsten Mörder
B. V. ist verurteilter Mörder, sass im Gefängnis und sucht auf Dating-Apps nach der Liebe.quelle: instagram

Zürcher Goldküsten-Mörder auf Datingplattformen aufgetaucht

Ein verurteilter Vergewaltiger «swipet» unter falschem Namen auf Datingplattformen. Offenlegen muss er seine Vergangenheit nicht.
13.06.2025, 10:5613.06.2025, 15:16
Mehr «Schweiz»

Kunstliebhaber, gross, attraktiv, vermögend. So beschreibt sich B. V. auf Tinder und Co. Was das Dating-Profil des Mannes nicht verrät: Er ist verurteilter Mörder und Vergewaltiger.

Die Tat geschah 2014 an der Zürcher Goldküste. Der damals 30-Jährige schlug seinem Kollegen mit einem Kerzenständer den Schädel ein, würgte ihn und stopfte ihm schliesslich eine Kerze in den Hals. Der Täter war in einem Ketamin- und Kokainrausch.

2017 wurde B.V. dafür zu 12,5 Jahren Haft verurteilt. Schuldig gesprochen wurde er der vorsätzlichen Tötung und der Vergewaltigung und mehrfacher sexueller Nötigung seiner damaligen Freundin. Nach einer Berufung kommt er jedoch 2024 auf Bewährung frei.

Auf einem Date mit einem verurteilten Mörder

Kurz darauf erfährt die Mutter des Opfers, Katja Faber, dass der Mörder ihres Sohnes nicht nur in Freiheit, sondern auch auf Datingapps unterwegs ist. Dies, ohne dass seine Vergangenheit offengelegt wird.

Katja Faber berichtet gegenüber dem «Tagesanzeiger» von zwei Frauen, die B.V. auf ein Date getroffen hatten, ohne zu wissen, um wen es sich dabei handelt. Die beiden Frauen hätten ihr Screenshots des Datingprofils geschickt. Einmal posiert B. V. vor einem romantischen Teich, einmal mit Sonnenbrille in einem verspiegelten Hauseingang.

An einem anderen Date soll B. V. unter dem Pseudonym Benjamin Schwarz offen über seine Zeit in Haft geprahlt haben. Er wurde «verbal aggressiv», bevor er versuchte, die Frau in ein Hotelzimmer zu locken, wie die betroffene Frau Faber erzählt haben soll. Sie floh unter dem Vorwand, die Toilette zu benutzen. Daraufhin warnte sie andere Frauen in einer Facebook-Gruppe vor dem Mann.

Keine Überprüfung

Faber ist besorgt, dass ein Mann mit einer Verurteilung wegen Vergewaltigung und vorsätzlicher Tötung nur einen Klick davon entfernt ist, eine junge Frau zu treffen, die nichts von seiner Vergangenheit weiss. Die ihn für einen ganz normalen Typen hält und Interesse an ihm zeigt.

B. V. war auf Anfrage des «Tagesanzeigers» nicht für eine Stellungnahme verfügbar. Auf Anfrage der Zeitung betonen Dating-Apps wie Bumble und Tinder, sie könnten Profile mit schwerwiegenden Vorstrafen überprüfen. Doch es gibt keine Pflicht, echte Namen, echte Bilder oder vergangene Straftaten wie Mord oder Vergewaltigung offenzulegen.

Das bedeutet: Man kann sich bereits im Gefängnis ein Dating-Profil erstellen, Fotos hochladen und losswipen. Letztendlich prüft niemand, wer hinter der Fassade steckt.

In der Schweiz kommt hinzu, dass der Privatsphärenschutz sehr streng gehandhabt wird. Namen und Bilder verurteilter Sexual- und Gewaltverbrecher dürfen nicht öffentlich gemacht werden, es sei denn, die Person ist bereits öffentlich bekannt. Nach einiger Zeit, wenn «das öffentliche Interesse» an einem Fall oder einer Person abgeklungen ist, erlaubt der Presserat keine namentlichen Erwähnungen mehr. (nib)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Dating-Tipps anno 1938
1 / 15
Dating-Tipps anno 1938
Bild: imgur
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Diskriminierend oder sinnvoll? Grössenfilter in Dating-App
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
56 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Fight4urRight2beHighasaKite
13.06.2025 12:41registriert Februar 2025
Die Krux der heutigen Zeit, man will solche Täter nicht hart bestrafen, aber sich dann doch empören, wenn sie wieder unter die Leute gehen und eben tun, was freie Leute so tun.
1226
Melden
Zum Kommentar
avatar
Migeek
13.06.2025 12:29registriert Dezember 2022
Irgentwie müsste man sich halt mal entscheiden, ob verbüsste Strafen wirklich vorbei sind, oder ob wir einen Pranger wollen...

Dieses hin und her je nach fall ist verwirrend
10410
Melden
Zum Kommentar
avatar
insert_brain_here
13.06.2025 11:37registriert Oktober 2019
Ja, auch vorbestrafte Menschen daten und ja sie benutzen dazu auch Onlineplattformen.
Ja, niemand überprüft bei Tinder, Bumble und Co. ob Namen, Bilder und Profiltexte der Wahrheit entsprechen.

So what? 🤷‍♂️
10336
Melden
Zum Kommentar
56
    Nach Pro-Palästina-Demo in Zürich sind noch fünf Personen in Haft

    Fünf Personen, die am Donnerstagabend bei einer unbewilligten Pro-Palästina-Kundgebung in Zürich verhaftet wurden, waren am Freitagmorgen weiterhin in Haft. Bei den Ausschreitungen kam es zu Sachbeschädigungen.

    Zur Story