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Akanjis Revier
Was derzeit in den USA passiert, beschäftigt mich sehr. Ich wünsche mir, dass durch den tragischen Tod von George Floyd eine Wende eingeleitet wird. In meinem Alltag betrifft mich Rassismus in erster Linie im Internet.
05.06.2020, 09:3506.06.2020, 09:19
Wir sind im Jahr 2020 und Rassismus ist immer noch ein Thema. Dabei sollte die Hautfarbe wirklich keine Rolle spielen. Wir sind alle Menschen, auch wenn wir anders aussehen und aus verschiedenen Ländern kommen.
Wir Profi-Fussballer haben als öffentliche Personen die Möglichkeit, die Leute auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Darum sollten wir diese Plattform auch nutzen. Jadon Sancho, Achraf Hakimi und ich haben vor dem letzten Spiel vereinbart, dass wir alle drei gemeinsam unsere Meinung äussern. Ich trug auch ein Unterleibchen mit der Aufschrift «Justice for George Floyd», eigentlich wollten wir drei es gemeinsam präsentieren. Jadon hat das dann im Überschwang der Gefühle vergessen und seines beim Torjubel alleine präsentiert, aber Hauptsache, die Botschaft ist angekommen.
Was Floyd widerfahren ist, hat mich natürlich zutiefst schockiert. Gerade wenn die Gewalt von Polizisten ausgeübt wird, stimmt mich das nachdenklich, weil sie eigentlich zum Schutz der Bevölkerung da sein sollten. Die Polizei in den USA scheint wohl die Autorität des Staates zu repräsentieren und es herrscht immer noch ein erschreckender Alltagsrassismus.
Ich finde es krass, wie man so etwas zulassen konnte. Jeder sah, dass George Floyd keine Luft mehr bekam. Der Polizist machte einfach weiter, bis Floyd nicht mehr atmete und seine Kollegen standen daneben und schauten nur zu.
Solche Vorfälle sind leider kein Einzelfall, ich erinnere mich z.B. an Michael Brown, ein 18-Jähriger, der an einem Nachmittag auf offener Strasse von einem Polizisten erschossen wurde, ohne dass dieser dafür verurteilt wurde. Meistens hat man es halt nicht gesehen, aber der aktuelle Vorfall wurde gefilmt und die ganze Welt konnte zuschauen, wie George Floyd, trotz Hilferufen, über acht Minuten lang das Knie in den Nacken gedrückt wurde. Entsprechend gross ist die Wut und Ohnmacht. Man muss sich das mal vorstellen: Viele schwarze Eltern müssen ihre Kinder «schulen», wie sie sich bei einer Polizeikontrolle verhalten sollten, damit sie sich nicht in Gefahr bringen.
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Was die Leute schon lange wollen, ist Gerechtigkeit, es hat sich zu viel angestaut. Es kann einfach nicht sein, dass man so etwas macht und ohne Strafe davon kommt. Ich hoffe jetzt natürlich, dass sich endlich etwas ändert. Zu lange gab es jeweils kurz einen Aufschrei und dann wurde die Sache wieder vergessen. Jetzt wollen die Menschen eine Veränderung sehen und gehen dafür auf die Strasse, nicht nur in Amerika, sondern auch bei uns in Europa, was ich befürworte, denn das Thema geht uns alle an. Die Solidarität in der gesamten Bevölkerung ist gross. Ich hoffe, dass diese Chance zur Veränderung genutzt wird und die Spaltung von weiss und schwarz in Amerika eine Veränderung erfährt.
Klar, ich wurde natürlich auch schon mit Rassismus konfrontiert, aber nicht in dieser extremen Art und Weise. Früher als Kind beim Spielen, da kam es schon mal vor, dass das Wort «Neger» gefallen ist. Und auch in meiner Karriere als Fussballer musste ich mir auf dem Feld manchmal gewisse Dinge anhören. Aber nicht das, was man in anderen Ländern und Ligen sieht, wo schwarze Spieler teilweise mit rassistischen Sprechchören und Bananen bombardiert werden.
Was mir im Alltag am häufigsten passiert, ist dass ich englisch angesprochen werde. Meine Frau wird auch nicht auf englisch begrüsst, wenn sie etwa ein Flugzeug besteigt. Ich schon, bloss weil ich schwarz bin. Ansonsten werde ich in meinem Alltag zum Glück nur selten mit Rassismus konfrontiert.
Einschneidender ist es für mich persönlich in den sozialen Medien. Dort trauen sich viele, einen unter dem Deckmantel der Anonymität aufs Übelste zu beschimpfen. Um mich zu wehren, kann ich nur die Kommentarfunktion sperren, damit man diesen Ignoranten keine Plattform bietet. Als Person des öffentlichen Lebens bietet man natürlich immer Angriffsfläche, darum sollte man mit konstruktiver Kritik umgehen können. Aber alles andere ist inakzeptabel und hier müsste auch endlich mal etwas dagegen unternommen werden.
Wenn es um Ungerechtigkeit geht, dann sage ich meine Meinung, auch wenn es unangenehm ist, denn ich will ein Vorbild für meinen Sohn sein.
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