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WM 2022: Das fällt bei den bisherigen Spielen der Halbfinalisten auf

Croatia's Luka Modric (10) controls the ball against Morocco's Sofiane Boufal (17) and Noussair Mazraoui (3) during the World Cup group F soccer match between Morocco and Croatia, at the Al  ...
Nach dem 0:0 im ersten Gruppenspiel zwischen Marokko und Kroatien hätte wohl kaum jemand gedacht, dass beide im Halbfinal stehen werden. Nun winkt beiden Nationen die grosse Überraschung. Bild: keystone
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Wir haben uns alle Tore der Halbfinalisten angeschaut – das fällt dabei auf

Vier Teams sind an der Weltmeisterschaft noch übrig: Argentinien, Kroatien, Frankreich und Marokko. Die bisherigen Spiele der Halbfinalisten lassen spannende Duelle erwarten – das könnten dabei die Knackpunkte sein.
12.12.2022, 18:5713.12.2022, 13:30
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Die Weltmeisterschaft geht in die alles entscheidende Phase. Vier Spiele stehen noch bevor – wobei eines davon, das Spiel um Platz 3, nur wenig interessant ist. Argentinien, Kroatien, Frankreich und Marokko sind in den Halbfinals dabei. Von zwei Teams hätte man nicht unbedingt erwartet, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch dabei sein werden, doch sowohl Kroatien als auch Marokko konnten überraschen.

Nun ist alles möglich, das haben nicht zuletzt die Spiele von Kroatien gegen Brasilien und von Marokko gegen Spanien und Portugal gezeigt. Bevor die Halbfinals losgehen, wollen wir aber noch einmal einen Blick auf den bisherigen Turnierverlauf der vier Teams werfen und anhand der Tore und Gegentore die möglichen Knackpunkte in den Duellen feststellen.

Argentinien 🇦🇷 – Kroatien 🇭🇷

Am Dienstagabend treffen Argentinien und Kroatien aufeinander. Die Partien der Südamerikaner fielen dabei bisher deutlich torreicher aus als jene der Kroaten. Argentinien geht aus den bisherigen fünf Spielen mit einem Torverhältnis von 9:5 in den Halbfinal, Kroatien weist sechs eigene und drei gegnerische Tore vor – wobei ein Grossteil davon beim 4:1-Erfolg gegen Kanada gefallen ist.

Argentina's Lionel Messi celebrates after scoring Argentina's second goal during the World Cup quarterfinal soccer match between the Netherlands and Argentina, at the Lusail Stadium in Lusai ...
Auf seinen Schultern liegen die Hoffnungen von ganz Argentinien: Lionel Messi.Bild: keystone
Anmerkungen
Die Zahlen ergeben zusammengerechnet nicht immer die Anzahl der Tore, die das Team geschossen oder kassiert hat. Dies liegt meistens daran, dass die restlichen Treffer Penaltys waren oder aber keiner Kategorie zugewiesen werden konnten, da das Tor beispielsweise unmittelbar nach einem Fehler des gegnerischen Torhüters passierte.

Ausserdem geht es bei der Entstehung des Tors jeweils über die Angriffsseite, auch bei den Defensiven. Somit können die beieinanderstehenden Werte direkt miteinander verglichen werden.

Argentiniens Offensive gegen Kroatiens Defensive

Die Entstehung der Tore.

Schauen wir zuerst auf Argentiniens Angriff gegen Kroatiens Verteidigung. Aufgrund des kleinen Samples ist die Aussagekraft der Statistiken natürlich etwas begrenzt. Dennoch ist auffallend, dass Argentinien im Vergleich zu den anderen Teams häufig durchs Zentrum gefährlich ist und die meisten Tore auch durch die Mitte entstanden sind.

Zudem hat Argentinien noch keinen einzigen Konter erfolgreich abgeschlossen, was natürlich auch damit zusammenhängt, dass das Team um Superstar Lionel Messi bis auf den Viertelfinal gegen die Niederlande jeweils deutlich mehr Ballbesitz hatte als der Gegner. Weiterhin fällt auf, dass alle Tore nach flachen Bällen in den Strafraum oder von ausserhalb des Strafraums gefallen sind. Die Kroaten hingegen mussten sich zweimal nach hohen Bällen geschlagen geben.

So wurden die Tore geschossen.

Weil kein hoher Ball zum Tor geführt hat, ist es nicht verwunderlich, dass Argentinien noch keinen Kopfball ins Netz brachte. Der einzige Standard – mit Ausnahme der beiden Penaltys, die Lionel Messi gegen Saudi-Arabien und die Niederlande verwandelte –, der zu einem Tor führte, war der kurz ausgeführte Eckball vor dem 2:0 durch Enzo Fernandez gegen Mexiko. Ein Knackpunkt könnte sein, dass Argentinien sich hervorragend in den Strafraum kombinieren und Kroatiens Abwehrriegel so knacken könnte. Bisher zeigte sich die Defensive um Goalie Dominik Livakovic und Innenverteidiger Josko Gvardiol aber bärenstark.

Kroatiens Offensive gegen Argentiniens Defensive

Auf der anderen Seite fällt auf, dass Kroatiens Offensive ziemlich variabel ist. Dennoch war die linke Seite mit dem sehr stark aufspielenden Ivan Perisic die gefährlichste Variante im Team von Zlatko Dalic. Eine Gefahr für die Argentinier könnten schnelle Gegenstösse der Kroaten sein. Wobei gesagt werden muss, dass die zwei Gegentore, welche die Südamerikaner nach Kontern kassiert haben, beide im Auftaktspiel gegen Saudi-Arabien gefallen sind.

So wurden die Tore geschossen.

Bei Kroatiens Angriff sticht die Schwäche bei Standards heraus. Noch keiner führte zu einem Tor und wie die Argentinier sind die Kroaten vor allem von innerhalb des Strafraums gefährlich. Den einzigen Treffer von ausserhalb erzielte Marko Livaja gegen Kanada direkt vom Rand des Sechzehners. Es wird somit auch vor Argentinien-Keeper Emiliano Martinez einige gute Szenen geben, zumal es Kroatien auch gegen das eigentlich favorisierte Brasilien gelang, mitzuspielen.

Wer kommt in den Final?

Frankreich 🇫🇷 – Marokko 🇲🇦

Erst am Mittwoch bekommt es Titelverteidiger Frankreich mit dem grossen Überraschungsteam Marokko zu tun. Die Nordafrikaner glänzten bisher vor allem mit einer hervorragenden Defensive, die sich erst einmal bezwingen liess. Offensiv waren die Marokkaner mit fünf Toren in fünf Spielen nur vereinzelt gefährlich. Das sieht bei den Franzosen, die ein Torverhältnis von 11:5 aufweisen, ganz anders aus.

FILE - PSG's Kylian Mbappe, left, celebrates with teammate PSG's Achraf Hakimi after scoring his side's second goal during a French League One soccer match between Brest and PSG at the  ...
Das Duell zwischen Frankreich und Marokko ist auch das Duell der PSG-Kollegen Kylian Mbappé (l.) und Achraf Hakimi.Bild: keystone

Frankreichs Offensive gegen Marokkos Defensive

Die Entstehung der Tore.

Marokko hat bisher erst einen Gegentreffer kassiert – ein Eigentor beim 2:1-Erfolg gegen Kanada. Von daher ist wenig über die Schwachstelle der marokkanischen Defensive zu sagen. Zumal sich das Team von Walid Regragui gegen Frankreich kaum in die Gefahr begeben wird, ausgekontert werden zu können, sondern wie auch gegen Portugal und Spanien auf eine sichere Defensive setzen wird.

Im Gegensatz dazu sind die Tendenzen der Franzosen klar ersichtlich. Dass ein Grossteil der elf Tore über die linke Angriffsseite entstanden ist, überrascht angesichts der Tatsache, dass Kylian Mbappé mit fünf Treffern und zwei Assists an sieben der Tore direkt beteiligt war, kaum. Und trotzdem war im Viertelfinal gegen England ersichtlich, dass man einen Mbappé stoppen kann. Nur inwiefern Rechtsverteidiger Achraf Hakimi und der Rest des Teams dazu in der Lage sind, während sie gleichzeitig auch Antoine Griezmann, Olivier Giroud und Co. in Zaum halten müssen, wird sich zeigen.

Klar ist, dass die Franzosen nicht nur auf ihre schnellen Offensivspieler angewiesen sind und sowohl nach flachen als auch hohen Zuspielen in den Strafraum gefährlich sein können.

Das zeigt auch diese Statistik. Vier von elf Toren erzielten die Franzosen per Kopf. Neben zweimal Giroud trafen auch Mbappé und Adrien Rabiot nach Flanken. Einzig nach Standards waren die Franzosen noch gänzlich ungefährlich, alle elf Tore fielen aus dem Spiel heraus, wobei Girouds Tor zum 2:1 gegen England indirekt nach einer Ecke entstand. Was auch deutlich wird, ist, dass die Franzosen erst einmal aus der Distanz getroffen haben – und zwar erst im Viertelfinal durch Aurélien Tchouaméni. Gegen Marokko werden die Distanzschützen wohl erneut gefragt sein, denn im Sechzehner stehen die Afrikaner dicht gedrängt.

Marokkos Offensive gegen Frankreichs Defensive

Die Entstehung der Tore.

Wenn man nun Marokkos Offensive anschaut, ist auffallend, dass trotz der passiven Spielweise und dem Lauern auf Konter noch kein solcher zum Erfolg geführt hat. Das liegt aber auch daran, dass die marokkanischen Stürmer gegen Spanien und Portugal bei schnellen Gegenstössen mehrmals gescheitert sind. Das sollten sie sich gegen die Franzosen nicht erlauben. Denn auch ihre Defensive ist stark aufgestellt. Nur drei Gegentore fielen aus dem Spiel heraus, zwei – gegen Polen und England in den K.o.-Spielen – waren Penaltys.

Obwohl sich Marokko vorwiegend an hohen Bällen in den Strafraum versucht, fiel erst ein Tor durch einen Kopfball und noch keines nach einer Ecke. Dennoch könnten die Flanken gegen Frankreich ein probates Mittel sein, wobei auch wichtig sein wird, immer mal wieder in den Strafraum einzudringen. Frankreich verschuldete nämlich bereits drei Penaltys, wovon einer nach einem Handspiel und zwei nach Fouls gegeben wurden. Der grösste Knackpunkt wird aber Marokkos Effizienz vor dem Tor sein, denn nur so lassen sich die Franzosen wirklich knacken.

Wer kommt in den Final?
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6 Kommentare
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Sättigungsbeilage
12.12.2022 19:54registriert August 2021
Kroatien war seit 1992, seit dem es ein Fifa-Mitglied ist, schon drei Mal im Halbfinal einer WM. Nicht viele Länder waren gleich oft oder öfter dabei. Wie oft muss Kroatien noch ins Halbfinale kommen, bis man aufhört „überrascht“ zu sein? 😎
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